Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Hecke und trat jetzt hervor in Gestalt des entsetzlichen Mannes im galonirten blauen Rock. Ein Ausbruch des Vesuvio, wenn er in Wirklichkeit damals an dem göttlichen Abend am Meer Zuschauer und Acteurs, die ganze Herrlichkeit Parthenope's mit einem schwarzen Aschenregen urplötzlich verschüttet und zugedeckt hätte, bei Gott, die Katastrophe wäre mir nicht unerwarteter und schrecklicher gewesen. Der Satan der! so heiß hat mir nicht leicht Jemand gemacht. Ein Gesicht wie aus Erz -- einigermaßen dem grausamen römischen Kaiser Tiberius ähnlich! Sieht so der Diener Gärtner aus, dacht' ich, nachdem er weggegangen, wie mag erst Seine Gnaden selbst drein sehen! Jedoch, die Wahrheit zu gestehn, ich rechnete schon ziemlich auf den Schutz der Damen, und das nicht ohne Grund. Denn diese Stanzel da, mein Weibchen, etwas neugierig von Natur, ließ sich im Wirthshaus von der dicken Frau das Wissenswürdigste von denen sämmtlichen Persönlichkeiten der gnädigen Herrschaft in meinem Beisein erzählen, ich stand dabei und hörte so -- Hier konnte Madame Mozart nicht umhin, ihm in das Wort zu fallen und auf das Angelegentlichste zu versichern, daß im Gegentheil Er der Ausfrager gewesen; es kam zu heiteren Contestationen zwischen Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. -- Dem sei nun wie ihm wolle, sagte er, kurzum, ich hörte so entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter, welche Braut, sehr schön, dazu die Güte selber sei und singe Hecke und trat jetzt hervor in Gestalt des entsetzlichen Mannes im galonirten blauen Rock. Ein Ausbruch des Vesuvio, wenn er in Wirklichkeit damals an dem göttlichen Abend am Meer Zuschauer und Acteurs, die ganze Herrlichkeit Parthenope's mit einem schwarzen Aschenregen urplötzlich verschüttet und zugedeckt hätte, bei Gott, die Katastrophe wäre mir nicht unerwarteter und schrecklicher gewesen. Der Satan der! so heiß hat mir nicht leicht Jemand gemacht. Ein Gesicht wie aus Erz — einigermaßen dem grausamen römischen Kaiser Tiberius ähnlich! Sieht so der Diener Gärtner aus, dacht' ich, nachdem er weggegangen, wie mag erst Seine Gnaden selbst drein sehen! Jedoch, die Wahrheit zu gestehn, ich rechnete schon ziemlich auf den Schutz der Damen, und das nicht ohne Grund. Denn diese Stanzel da, mein Weibchen, etwas neugierig von Natur, ließ sich im Wirthshaus von der dicken Frau das Wissenswürdigste von denen sämmtlichen Persönlichkeiten der gnädigen Herrschaft in meinem Beisein erzählen, ich stand dabei und hörte so — Hier konnte Madame Mozart nicht umhin, ihm in das Wort zu fallen und auf das Angelegentlichste zu versichern, daß im Gegentheil Er der Ausfrager gewesen; es kam zu heiteren Contestationen zwischen Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. — Dem sei nun wie ihm wolle, sagte er, kurzum, ich hörte so entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter, welche Braut, sehr schön, dazu die Güte selber sei und singe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0055"/> Hecke und trat jetzt hervor in Gestalt des entsetzlichen Mannes im galonirten blauen Rock. Ein Ausbruch des Vesuvio, wenn er in Wirklichkeit damals an dem göttlichen Abend am Meer Zuschauer und Acteurs, die ganze Herrlichkeit Parthenope's mit einem schwarzen Aschenregen urplötzlich verschüttet und zugedeckt hätte, bei Gott, die Katastrophe wäre mir nicht unerwarteter und schrecklicher gewesen. Der Satan der! so heiß hat mir nicht leicht Jemand gemacht. Ein Gesicht wie aus Erz — einigermaßen dem grausamen römischen Kaiser Tiberius ähnlich! Sieht so der Diener Gärtner aus, dacht' ich, nachdem er weggegangen, wie mag erst Seine Gnaden selbst drein sehen! Jedoch, die Wahrheit zu gestehn, ich rechnete schon ziemlich auf den Schutz der Damen, und das nicht ohne Grund. Denn diese Stanzel da, mein Weibchen, etwas neugierig von Natur, ließ sich im Wirthshaus von der dicken Frau das Wissenswürdigste von denen sämmtlichen Persönlichkeiten der gnädigen Herrschaft in meinem Beisein erzählen, ich stand dabei und hörte so —</p><lb/> <p>Hier konnte Madame Mozart nicht umhin, ihm in das Wort zu fallen und auf das Angelegentlichste zu versichern, daß im Gegentheil Er der Ausfrager gewesen; es kam zu heiteren Contestationen zwischen Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. — Dem sei nun wie ihm wolle, sagte er, kurzum, ich hörte so entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter, welche Braut, sehr schön, dazu die Güte selber sei und singe<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0055]
Hecke und trat jetzt hervor in Gestalt des entsetzlichen Mannes im galonirten blauen Rock. Ein Ausbruch des Vesuvio, wenn er in Wirklichkeit damals an dem göttlichen Abend am Meer Zuschauer und Acteurs, die ganze Herrlichkeit Parthenope's mit einem schwarzen Aschenregen urplötzlich verschüttet und zugedeckt hätte, bei Gott, die Katastrophe wäre mir nicht unerwarteter und schrecklicher gewesen. Der Satan der! so heiß hat mir nicht leicht Jemand gemacht. Ein Gesicht wie aus Erz — einigermaßen dem grausamen römischen Kaiser Tiberius ähnlich! Sieht so der Diener Gärtner aus, dacht' ich, nachdem er weggegangen, wie mag erst Seine Gnaden selbst drein sehen! Jedoch, die Wahrheit zu gestehn, ich rechnete schon ziemlich auf den Schutz der Damen, und das nicht ohne Grund. Denn diese Stanzel da, mein Weibchen, etwas neugierig von Natur, ließ sich im Wirthshaus von der dicken Frau das Wissenswürdigste von denen sämmtlichen Persönlichkeiten der gnädigen Herrschaft in meinem Beisein erzählen, ich stand dabei und hörte so —
Hier konnte Madame Mozart nicht umhin, ihm in das Wort zu fallen und auf das Angelegentlichste zu versichern, daß im Gegentheil Er der Ausfrager gewesen; es kam zu heiteren Contestationen zwischen Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. — Dem sei nun wie ihm wolle, sagte er, kurzum, ich hörte so entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter, welche Braut, sehr schön, dazu die Güte selber sei und singe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T14:56:24Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T14:56:24Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |