Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.lang gedehnte Alb-Traufe ernsthaft und groß her- Indeß war von gar muntern Händen ein Feuer *) Die kurze Beschreibung dieser Gegend ist, so viel es möglich war,
nach der Natur entworfen. Der Punkt, auf welchen man hier aus- drücklich aufmerksam machen will, befindet sich im Würtembergi- schen, im Oberamt Nürtingen, zunächst bei dem Pfarrdorfe Groß- Bettlingen. lang gedehnte Alb-Traufe ernſthaft und groß her- Indeß war von gar muntern Händen ein Feuer *) Die kurze Beſchreibung dieſer Gegend iſt, ſo viel es möglich war,
nach der Natur entworfen. Der Punkt, auf welchen man hier aus- drücklich aufmerkſam machen will, befindet ſich im Würtembergi- ſchen, im Oberamt Nürtingen, zunächſt bei dem Pfarrdorfe Groß- Bettlingen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="444"/> lang gedehnte Alb-Traufe ernſthaft und groß her-<lb/> über; <note place="foot" n="*)">Die kurze Beſchreibung dieſer Gegend iſt, ſo viel es möglich war,<lb/> nach der Natur entworfen. Der Punkt, auf welchen man hier aus-<lb/> drücklich aufmerkſam machen will, befindet ſich im <hi rendition="#g">Würtembergi-<lb/> ſchen</hi>, im Oberamt <hi rendition="#g">Nürtingen</hi>, zunächſt bei dem Pfarrdorfe Groß-<lb/> Bettlingen.</note> ſie verſchloß beinah die ganze Oſtſeite, Berg<lb/> hinter Berg verſchiebend und in einander wickelnd,<lb/> ſo doch, daß man zuweilen ein ganz entlegnes Thal,<lb/> wie es ſtellenweiſe von der Sonne beſchienen war,<lb/> mit oder ohne Fernrohr erſpähen und ſich einander<lb/> freudig zeigen konnte. Beſonders lang verweilte<lb/><hi rendition="#g">Agnes</hi> auf den Falten der vorderen Gebirgsſeite,<lb/> worein der ſchwüle Dunſt des Mittags ſich ſo reizend<lb/> lagerte, die ahnungsvolle Beleuchtung mit vorrücken-<lb/> dem Abend immer verändernd, bald dunkel, bald ſtahl-<lb/> blau, bald licht, bald ſchwärzlich anzuſehn. Es ſchie-<lb/> nen Nebelgeiſter in jenen feuchtwarmen Gründen ir-<lb/> gend ein goldenes Geheimniß zu hüten. Eine bedeu-<lb/> tende Ruine krönte die lange Kette des Gebirgs und<lb/> ſelbſt durch einen ſchwächern Tubus glaubte man ihre<lb/> Mauern mit Händen greifen zu können, dagegen<lb/> ganz hinten in der Ferne vom Rehſtock nur der<lb/> Abfall des Waldrückens ſichtbar war, auf dem er ru-<lb/> hen mußte.</p><lb/> <p>Indeß war von gar muntern Händen ein Feuer<lb/> zwiſchen Steinen angemacht worden, der Kaffee fing<lb/> an zu ſieden, die Taſſen klirrten, und der Pfarrer ge-<lb/> bot ein allgemeines Niederſitzen; Niemand aber wollte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [444/0130]
lang gedehnte Alb-Traufe ernſthaft und groß her-
über; *) ſie verſchloß beinah die ganze Oſtſeite, Berg
hinter Berg verſchiebend und in einander wickelnd,
ſo doch, daß man zuweilen ein ganz entlegnes Thal,
wie es ſtellenweiſe von der Sonne beſchienen war,
mit oder ohne Fernrohr erſpähen und ſich einander
freudig zeigen konnte. Beſonders lang verweilte
Agnes auf den Falten der vorderen Gebirgsſeite,
worein der ſchwüle Dunſt des Mittags ſich ſo reizend
lagerte, die ahnungsvolle Beleuchtung mit vorrücken-
dem Abend immer verändernd, bald dunkel, bald ſtahl-
blau, bald licht, bald ſchwärzlich anzuſehn. Es ſchie-
nen Nebelgeiſter in jenen feuchtwarmen Gründen ir-
gend ein goldenes Geheimniß zu hüten. Eine bedeu-
tende Ruine krönte die lange Kette des Gebirgs und
ſelbſt durch einen ſchwächern Tubus glaubte man ihre
Mauern mit Händen greifen zu können, dagegen
ganz hinten in der Ferne vom Rehſtock nur der
Abfall des Waldrückens ſichtbar war, auf dem er ru-
hen mußte.
Indeß war von gar muntern Händen ein Feuer
zwiſchen Steinen angemacht worden, der Kaffee fing
an zu ſieden, die Taſſen klirrten, und der Pfarrer ge-
bot ein allgemeines Niederſitzen; Niemand aber wollte
*) Die kurze Beſchreibung dieſer Gegend iſt, ſo viel es möglich war,
nach der Natur entworfen. Der Punkt, auf welchen man hier aus-
drücklich aufmerkſam machen will, befindet ſich im Würtembergi-
ſchen, im Oberamt Nürtingen, zunächſt bei dem Pfarrdorfe Groß-
Bettlingen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |