sich noch des schönen Zeltes bedienen, welches bis jezt nur für eine Art Speiseküche galt; man saß in will- kürlichen Gruppen auf dem Boden umher, ein Jedes ließ sich schmecken was ihm beliebte, nur rückte man etwas näher zusammen, als Amandus folgenderma- ßen das Wort nahm:
"Es darf, meine Lieben, der schöne Platz, worauf wir gegenwärtig ruhen, nicht leicht besucht werden, ohne daß man das Andenken des Helden erneuert, dem er seinen Namen verdankt. Gewiß ist Keines von Ihnen völlig unbekannt mit der merkwürdigen Sage, aber die Wenigsten hatten wohl Gelegenheit sich aus den verschiedenen, zum Theil einander schein- bar widersprechenden Erzählungen des Volks, ein voll- ständiges Bild von dem Charakter des wundersa- men Wesens zu machen, von welchem hier die Rede ist; es kann also Niemanden unangenehm seyn, jezt eine genauere Schilderung zu hören, wobei ich mir weniger angelegen seyn lassen will, alle einzelnen Ge- schichten und Anekdoten anzubringen, als vielmehr nur die Hauptzüge anschaulich zu machen. Vielleicht ich kann dadurch Freund Nolten veranlassen, mei- nen seltsamen Geiger zum Gegenstand einer maleri- scher Komposition zu nehmen, ein lang von mir ge- hegter Wunsch, den er mir einmal feierlich zugesagt und noch bis heut nicht erfüllt hat. Sie, lieber Oberst, werden mich in meiner Bitte gewiß kräftig unterstü- tzen, da Sie sich selbst für die poetische Figur des
ſich noch des ſchönen Zeltes bedienen, welches bis jezt nur für eine Art Speiſeküche galt; man ſaß in will- kürlichen Gruppen auf dem Boden umher, ein Jedes ließ ſich ſchmecken was ihm beliebte, nur rückte man etwas näher zuſammen, als Amandus folgenderma- ßen das Wort nahm:
„Es darf, meine Lieben, der ſchöne Platz, worauf wir gegenwärtig ruhen, nicht leicht beſucht werden, ohne daß man das Andenken des Helden erneuert, dem er ſeinen Namen verdankt. Gewiß iſt Keines von Ihnen völlig unbekannt mit der merkwürdigen Sage, aber die Wenigſten hatten wohl Gelegenheit ſich aus den verſchiedenen, zum Theil einander ſchein- bar widerſprechenden Erzählungen des Volks, ein voll- ſtändiges Bild von dem Charakter des wunderſa- men Weſens zu machen, von welchem hier die Rede iſt; es kann alſo Niemanden unangenehm ſeyn, jezt eine genauere Schilderung zu hören, wobei ich mir weniger angelegen ſeyn laſſen will, alle einzelnen Ge- ſchichten und Anekdoten anzubringen, als vielmehr nur die Hauptzüge anſchaulich zu machen. Vielleicht ich kann dadurch Freund Nolten veranlaſſen, mei- nen ſeltſamen Geiger zum Gegenſtand einer maleri- ſcher Kompoſition zu nehmen, ein lang von mir ge- hegter Wunſch, den er mir einmal feierlich zugeſagt und noch bis heut nicht erfüllt hat. Sie, lieber Oberſt, werden mich in meiner Bitte gewiß kräftig unterſtü- tzen, da Sie ſich ſelbſt für die poetiſche Figur des
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ſich noch des ſchönen Zeltes bedienen, welches bis jezt
nur für eine Art Speiſeküche galt; man ſaß in will-
kürlichen Gruppen auf dem Boden umher, ein Jedes
ließ ſich ſchmecken was ihm beliebte, nur rückte man
etwas näher zuſammen, als Amandus folgenderma-
ßen das Wort nahm:
„Es darf, meine Lieben, der ſchöne Platz, worauf
wir gegenwärtig ruhen, nicht leicht beſucht werden,
ohne daß man das Andenken des Helden erneuert,
dem er ſeinen Namen verdankt. Gewiß iſt Keines
von Ihnen völlig unbekannt mit der merkwürdigen
Sage, aber die Wenigſten hatten wohl Gelegenheit
ſich aus den verſchiedenen, zum Theil einander ſchein-
bar widerſprechenden Erzählungen des Volks, ein voll-
ſtändiges Bild von dem Charakter des wunderſa-
men Weſens zu machen, von welchem hier die Rede
iſt; es kann alſo Niemanden unangenehm ſeyn, jezt
eine genauere Schilderung zu hören, wobei ich mir
weniger angelegen ſeyn laſſen will, alle einzelnen Ge-
ſchichten und Anekdoten anzubringen, als vielmehr
nur die Hauptzüge anſchaulich zu machen. Vielleicht
ich kann dadurch Freund Nolten veranlaſſen, mei-
nen ſeltſamen Geiger zum Gegenſtand einer maleri-
ſcher Kompoſition zu nehmen, ein lang von mir ge-
hegter Wunſch, den er mir einmal feierlich zugeſagt
und noch bis heut nicht erfüllt hat. Sie, lieber Oberſt,
werden mich in meiner Bitte gewiß kräftig unterſtü-
tzen, da Sie ſich ſelbſt für die poetiſche Figur des
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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/131>, abgerufen am 21.11.2024.
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