Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.doch das sey ferne; das Grab soll unsern Gram der- Schließlich noch eine kleine Bitte: daß Sie mir Für Sie aber heis' ich, der ich bin Der Präsident wollte in die Erde sinken vor Die beiden Männer sahn sich lange schweigend Der Präsident verweilte sich noch einen Tag und doch das ſey ferne; das Grab ſoll unſern Gram der- Schließlich noch eine kleine Bitte: daß Sie mir Für Sie aber heiſ’ ich, der ich bin Der Präſident wollte in die Erde ſinken vor Die beiden Männer ſahn ſich lange ſchweigend Der Präſident verweilte ſich noch einen Tag und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0325" n="639"/> doch das ſey ferne; das Grab ſoll unſern Gram der-<lb/> einſt nicht beſſer decken, als wir dieß Geheimniß be-<lb/> wahren wollen, nicht wahr? — Aber ſo kommen Sie!<lb/> kommen Sie gleich!</p><lb/> <p>Schließlich noch eine kleine Bitte: daß Sie mir<lb/> vor den Menſchen immerhin den Namen laſſen, unter<lb/> dem Sie zu ** meine arme Perſon haben kennen gelernt.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Für Sie aber heiſ’ ich, der ich bin<lb/> Ihr treuer Oheim<lb/><hi rendition="#g">Friedrich Nolten</hi>,<lb/> Hofrath.“</hi> </p><lb/> <p>Der Präſident wollte in die Erde ſinken vor<lb/> Staunen. Er hatte durch <hi rendition="#g">Theobald</hi> von dieſem<lb/> Verwandten als dem verſtorbenen Vater <hi rendition="#g">Eliſabeths</hi><lb/> gehört und nun — er glaubte zu träumen.</p><lb/> <p>Die beiden Männer ſahn ſich lange ſchweigend<lb/> an und blickten in einen unermeßlichen Abgrund des<lb/> Schickſals hinab.</p><lb/> <p>Der Präſident verweilte ſich noch einen Tag und<lb/> ſchied ſodann mit großer Rührung. Es war natür-<lb/> lich, daß <hi rendition="#g">Nannette</hi> den Alten nicht verließ. Spä-<lb/> ter entſchloſſen ſich Beide auf unwiderſtehliches Bit-<lb/> ten des Hofraths, mit dieſem in einem dritten Orte<lb/> einer kleinen Landſtadt unfern Neuburg, zuſammenzu-<lb/> wohnen. Der Oheim ward faſt raſend, als er den<lb/> Tod des Neffen vernahm und daß nicht wenigſtens<lb/> noch ſein Bekenntniß ihn hatte erreichen ſollen! Mit<lb/> größerer Ruhe empfing er die Nachricht von dem,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [639/0325]
doch das ſey ferne; das Grab ſoll unſern Gram der-
einſt nicht beſſer decken, als wir dieß Geheimniß be-
wahren wollen, nicht wahr? — Aber ſo kommen Sie!
kommen Sie gleich!
Schließlich noch eine kleine Bitte: daß Sie mir
vor den Menſchen immerhin den Namen laſſen, unter
dem Sie zu ** meine arme Perſon haben kennen gelernt.
Für Sie aber heiſ’ ich, der ich bin
Ihr treuer Oheim
Friedrich Nolten,
Hofrath.“
Der Präſident wollte in die Erde ſinken vor
Staunen. Er hatte durch Theobald von dieſem
Verwandten als dem verſtorbenen Vater Eliſabeths
gehört und nun — er glaubte zu träumen.
Die beiden Männer ſahn ſich lange ſchweigend
an und blickten in einen unermeßlichen Abgrund des
Schickſals hinab.
Der Präſident verweilte ſich noch einen Tag und
ſchied ſodann mit großer Rührung. Es war natür-
lich, daß Nannette den Alten nicht verließ. Spä-
ter entſchloſſen ſich Beide auf unwiderſtehliches Bit-
ten des Hofraths, mit dieſem in einem dritten Orte
einer kleinen Landſtadt unfern Neuburg, zuſammenzu-
wohnen. Der Oheim ward faſt raſend, als er den
Tod des Neffen vernahm und daß nicht wenigſtens
noch ſein Bekenntniß ihn hatte erreichen ſollen! Mit
größerer Ruhe empfing er die Nachricht von dem,
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