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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.

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mangelt, werden die redlichsten Wünsche für Ihr
Wohl ergänzen." Somit war Theobald im Begriff,
seine Sache mit Agnesen, und wie sie sich durch
Larkens's Thätigkeit neuerdings umgestaltet, weit-
läufig darzulegen, und eben damit auf indirekte Weise
sich gegen Constanze zu rechtfertigen. Aber in
dem Augenblick, da er beginnen will, überrascht ihn
die ganze Schwierigkeit seiner Aufgabe und es that
wahrlich Noth, daß ihm der gute Geist noch schnell
genug ein bequemes Mittel, sich aus dieser Verlegen-
heit zu retten, eingab, worauf er sagte: "So vermes-
sen es seyn würde, in Räthseln zu Ihnen reden zu
wollen, so wenig kann es schaden, wenn ich zuvörderst,
um die Kluft, welche sich zwischen uns gelegt hat,
erst nach und nach und nur von Weitem auszufüllen,
dasjenige, was nun zu sagen ist, mit veränderten Na-
men in eine allgemeine Darstellung einkleide; so werde
ich unbefangner reden, ohne deßhalb unverständlicher
oder der Wahrheit ungetreu zu seyn." Sofort wurde
denn das Verlobten-Verhältniß eines Antonio zu
Clementinen, von seiner ersten Entstehung bis
zu dem drohenden Zerfall, es wurde das ungeheure
Irrsal, wozu Elisabeth Veranlassung gegeben, in
allen seinen Wendungen entwickelt. Einer Cornelia
ward gedacht, Antonio's Leidenschaft für diese nicht
verhehlt, jedoch nur als einseitig zugegeben. Ein
Mime Hippolyt lös't heimlich den fatalen Kno-
ten, doch daß er dieß und wie er es auch bei Cor-

mangelt, werden die redlichſten Wünſche für Ihr
Wohl ergänzen.“ Somit war Theobald im Begriff,
ſeine Sache mit Agneſen, und wie ſie ſich durch
Larkens’s Thätigkeit neuerdings umgeſtaltet, weit-
läufig darzulegen, und eben damit auf indirekte Weiſe
ſich gegen Conſtanze zu rechtfertigen. Aber in
dem Augenblick, da er beginnen will, überraſcht ihn
die ganze Schwierigkeit ſeiner Aufgabe und es that
wahrlich Noth, daß ihm der gute Geiſt noch ſchnell
genug ein bequemes Mittel, ſich aus dieſer Verlegen-
heit zu retten, eingab, worauf er ſagte: „So vermeſ-
ſen es ſeyn würde, in Räthſeln zu Ihnen reden zu
wollen, ſo wenig kann es ſchaden, wenn ich zuvörderſt,
um die Kluft, welche ſich zwiſchen uns gelegt hat,
erſt nach und nach und nur von Weitem auszufüllen,
dasjenige, was nun zu ſagen iſt, mit veränderten Na-
men in eine allgemeine Darſtellung einkleide; ſo werde
ich unbefangner reden, ohne deßhalb unverſtändlicher
oder der Wahrheit ungetreu zu ſeyn.“ Sofort wurde
denn das Verlobten-Verhältniß eines Antonio zu
Clementinen, von ſeiner erſten Entſtehung bis
zu dem drohenden Zerfall, es wurde das ungeheure
Irrſal, wozu Eliſabeth Veranlaſſung gegeben, in
allen ſeinen Wendungen entwickelt. Einer Cornelia
ward gedacht, Antonio’s Leidenſchaft für dieſe nicht
verhehlt, jedoch nur als einſeitig zugegeben. Ein
Mime Hippolyt löſ’t heimlich den fatalen Kno-
ten, doch daß er dieß und wie er es auch bei Cor-

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[380/0066] mangelt, werden die redlichſten Wünſche für Ihr Wohl ergänzen.“ Somit war Theobald im Begriff, ſeine Sache mit Agneſen, und wie ſie ſich durch Larkens’s Thätigkeit neuerdings umgeſtaltet, weit- läufig darzulegen, und eben damit auf indirekte Weiſe ſich gegen Conſtanze zu rechtfertigen. Aber in dem Augenblick, da er beginnen will, überraſcht ihn die ganze Schwierigkeit ſeiner Aufgabe und es that wahrlich Noth, daß ihm der gute Geiſt noch ſchnell genug ein bequemes Mittel, ſich aus dieſer Verlegen- heit zu retten, eingab, worauf er ſagte: „So vermeſ- ſen es ſeyn würde, in Räthſeln zu Ihnen reden zu wollen, ſo wenig kann es ſchaden, wenn ich zuvörderſt, um die Kluft, welche ſich zwiſchen uns gelegt hat, erſt nach und nach und nur von Weitem auszufüllen, dasjenige, was nun zu ſagen iſt, mit veränderten Na- men in eine allgemeine Darſtellung einkleide; ſo werde ich unbefangner reden, ohne deßhalb unverſtändlicher oder der Wahrheit ungetreu zu ſeyn.“ Sofort wurde denn das Verlobten-Verhältniß eines Antonio zu Clementinen, von ſeiner erſten Entſtehung bis zu dem drohenden Zerfall, es wurde das ungeheure Irrſal, wozu Eliſabeth Veranlaſſung gegeben, in allen ſeinen Wendungen entwickelt. Einer Cornelia ward gedacht, Antonio’s Leidenſchaft für dieſe nicht verhehlt, jedoch nur als einſeitig zugegeben. Ein Mime Hippolyt löſ’t heimlich den fatalen Kno- ten, doch daß er dieß und wie er es auch bei Cor-

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/66>, abgerufen am 21.11.2024.