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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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zweyter Abschnitt.
Familien wohnen, wenn das Haus in der Quer durch-
gesetzt, an beyden Enden offen, und jeder Familie eine
Seite angewiesen ist.
§. 70.
Von den Vortheilen aus den Dörfern.

Nichts ist zweydeutiger als der Nutzen unser Dör-
fer, welche mit einer übermäßigen Menge von Krä-
mern, Weinschenken, Apothekern (a) und dergleichen
Leuten beladen sind, die dem einzelnen Wohner Netze
stellen, ihn versuchen und verderben, und den Ge-
schmack an fremden Sachen in die kleinsten Hütten
verbreiten. Ein Feind welcher allezeit der Heerstrasse
oder dem Kirchthurme folgt, findet sie leicht, hält sich
bey ihnen auf, (b) und beurtheilt das Vermögen ei-
nes Landes nach der Menge seiner Krämer. An statt
daß der einzelne Wohner die Heer-strasse flieht, (c) sich in Gehölzen verbirgt, damit ein leeres Land zeigt,
einen einzelnen Feind nicht fürchtet, von einer Menge
mit Mühe und Gefahr aufgesucht, und höchstens an
dem entbehrlichsten Theile seines Vermögens beschä-
diget werden kann; wenn sein Vieh in den Holzun-
gen steckt, und seine Wohnung ungeschmückt ist. Jn-
zwischen tragen doch auch diese Dörfer zu dem hohen
Land-preise vieles bey, und eine kluge mit der Frey-
heit bestehende Policey mag das übrige verbessern.

(a) Nichts ist leichter als den Handel auf dem platten Lande
zu verbieten oder ihn einzuschränken. Ersters geht aber
hier nicht wol an, weil man dadurch den Handel der
Hauptstadt zuwenden würde, die zu gemeinen Landes-
Ausgaben gewöhnlich nichts beyträgt. Letzters aber ist
der Weg zu Privilegien, Monopolien und Verpachtun-
gen.
(b) Auf
zweyter Abſchnitt.
Familien wohnen, wenn das Haus in der Quer durch-
geſetzt, an beyden Enden offen, und jeder Familie eine
Seite angewieſen iſt.
§. 70.
Von den Vortheilen aus den Doͤrfern.

Nichts iſt zweydeutiger als der Nutzen unſer Doͤr-
fer, welche mit einer uͤbermaͤßigen Menge von Kraͤ-
mern, Weinſchenken, Apothekern (a) und dergleichen
Leuten beladen ſind, die dem einzelnen Wohner Netze
ſtellen, ihn verſuchen und verderben, und den Ge-
ſchmack an fremden Sachen in die kleinſten Huͤtten
verbreiten. Ein Feind welcher allezeit der Heerſtraſſe
oder dem Kirchthurme folgt, findet ſie leicht, haͤlt ſich
bey ihnen auf, (b) und beurtheilt das Vermoͤgen ei-
nes Landes nach der Menge ſeiner Kraͤmer. An ſtatt
daß der einzelne Wohner die Heer-ſtraſſe flieht, (c) ſich in Gehoͤlzen verbirgt, damit ein leeres Land zeigt,
einen einzelnen Feind nicht fuͤrchtet, von einer Menge
mit Muͤhe und Gefahr aufgeſucht, und hoͤchſtens an
dem entbehrlichſten Theile ſeines Vermoͤgens beſchaͤ-
diget werden kann; wenn ſein Vieh in den Holzun-
gen ſteckt, und ſeine Wohnung ungeſchmuͤckt iſt. Jn-
zwiſchen tragen doch auch dieſe Doͤrfer zu dem hohen
Land-preiſe vieles bey, und eine kluge mit der Frey-
heit beſtehende Policey mag das uͤbrige verbeſſern.

(a) Nichts iſt leichter als den Handel auf dem platten Lande
zu verbieten oder ihn einzuſchraͤnken. Erſters geht aber
hier nicht wol an, weil man dadurch den Handel der
Hauptſtadt zuwenden wuͤrde, die zu gemeinen Landes-
Ausgaben gewoͤhnlich nichts beytraͤgt. Letzters aber iſt
der Weg zu Privilegien, Monopolien und Verpachtun-
gen.
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[143/0173] zweyter Abſchnitt. ⁽b⁾ Familien wohnen, wenn das Haus in der Quer durch- geſetzt, an beyden Enden offen, und jeder Familie eine Seite angewieſen iſt. §. 70. Von den Vortheilen aus den Doͤrfern. Nichts iſt zweydeutiger als der Nutzen unſer Doͤr- fer, welche mit einer uͤbermaͤßigen Menge von Kraͤ- mern, Weinſchenken, Apothekern ⁽a⁾ und dergleichen Leuten beladen ſind, die dem einzelnen Wohner Netze ſtellen, ihn verſuchen und verderben, und den Ge- ſchmack an fremden Sachen in die kleinſten Huͤtten verbreiten. Ein Feind welcher allezeit der Heerſtraſſe oder dem Kirchthurme folgt, findet ſie leicht, haͤlt ſich bey ihnen auf, ⁽b⁾ und beurtheilt das Vermoͤgen ei- nes Landes nach der Menge ſeiner Kraͤmer. An ſtatt daß der einzelne Wohner die Heer-ſtraſſe flieht, ⁽c⁾ ſich in Gehoͤlzen verbirgt, damit ein leeres Land zeigt, einen einzelnen Feind nicht fuͤrchtet, von einer Menge mit Muͤhe und Gefahr aufgeſucht, und hoͤchſtens an dem entbehrlichſten Theile ſeines Vermoͤgens beſchaͤ- diget werden kann; wenn ſein Vieh in den Holzun- gen ſteckt, und ſeine Wohnung ungeſchmuͤckt iſt. Jn- zwiſchen tragen doch auch dieſe Doͤrfer zu dem hohen Land-preiſe vieles bey, und eine kluge mit der Frey- heit beſtehende Policey mag das uͤbrige verbeſſern. ⁽a⁾ Nichts iſt leichter als den Handel auf dem platten Lande zu verbieten oder ihn einzuſchraͤnken. Erſters geht aber hier nicht wol an, weil man dadurch den Handel der Hauptſtadt zuwenden wuͤrde, die zu gemeinen Landes- Ausgaben gewoͤhnlich nichts beytraͤgt. Letzters aber iſt der Weg zu Privilegien, Monopolien und Verpachtun- gen. (b) Auf

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/173>, abgerufen am 25.11.2024.