Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

zweyter Abschnitt.
nicht ergiebigen Lande, wo die Feuerung, und fast
alles theurer ist als in andern, und wo einer dem an-
dern den Acker zum höchsten (c) Preise entreißt, stark
vermehren sollten. Es ist fast kein grosser Land-Ei-
genthümer im Stifte, der nicht seine Güter in einzel-
nen Stücken (d) an eine Menge kleiner Beywohner
vortheilhafter verheuret hätte, als er solche im Ganzen
mit einem so genannten grossen Haushalt nutzen kann.
Von diesem findet man kein Beyspiel weder auf ei-
nem Amte noch auf einem Edelhofe. Der Bauer
nähert sich allmählich einer gleichen Regel; und fährt
nicht übel dabey. Ein verschuldeter Bauerhof wird
oft durch die Ausheurung an den Meistbietenden,
woraus man sich sonst, weil der Acker den geringen
Beywohnern unentbehrlich ist, ein Gewissen macht,
gerettet. Der Beywohner erwirbet mit saurer Mühe
das Geld in Holland, was er im Acker wieder ver-
liert.

(a) Ein Kaufmann auf dem Lande bezahlt keinen Waaren-
Zoll, kein Licent, keine Accise, sondern bloß 1 Thaler
Trafiken-Geld und einen geringen Wagen-Zoll.
(b) Es ist zu wünschen, daß das Stift nie einige eigne Trup-
pen halten möge. Ein zeitiger Bischof hat an derglei-
chen dem gemeinen Wesen in die Futterung gegebenen
Leuten keine sonderliche Freude; und hält lieber eine
eigne Garde oder ein eignes Regiment. Da denn oft
der unnöthige Unterhalt des erstern die Ursache ist, daß
man ihm das Vergnügen von letztern nicht hinlänglich
verschaffen kann.
(c) Bey der Essener Mark-Theilung im Jahr 1758, wur-
den 56 Ruthen, oder ein Scheffel-Saat, so wie es noch
wild da lag, für 100 Thaler angeschlagen und überlas-
sen, weil man nicht haben wollte, daß die Leute sich bey
K

zweyter Abſchnitt.
nicht ergiebigen Lande, wo die Feuerung, und faſt
alles theurer iſt als in andern, und wo einer dem an-
dern den Acker zum hoͤchſten (c) Preiſe entreißt, ſtark
vermehren ſollten. Es iſt faſt kein groſſer Land-Ei-
genthuͤmer im Stifte, der nicht ſeine Guͤter in einzel-
nen Stuͤcken (d) an eine Menge kleiner Beywohner
vortheilhafter verheuret haͤtte, als er ſolche im Ganzen
mit einem ſo genannten groſſen Haushalt nutzen kann.
Von dieſem findet man kein Beyſpiel weder auf ei-
nem Amte noch auf einem Edelhofe. Der Bauer
naͤhert ſich allmaͤhlich einer gleichen Regel; und faͤhrt
nicht uͤbel dabey. Ein verſchuldeter Bauerhof wird
oft durch die Ausheurung an den Meiſtbietenden,
woraus man ſich ſonſt, weil der Acker den geringen
Beywohnern unentbehrlich iſt, ein Gewiſſen macht,
gerettet. Der Beywohner erwirbet mit ſaurer Muͤhe
das Geld in Holland, was er im Acker wieder ver-
liert.

(a) Ein Kaufmann auf dem Lande bezahlt keinen Waaren-
Zoll, kein Licent, keine Acciſe, ſondern bloß 1 Thaler
Trafiken-Geld und einen geringen Wagen-Zoll.
(b) Es iſt zu wuͤnſchen, daß das Stift nie einige eigne Trup-
pen halten moͤge. Ein zeitiger Biſchof hat an derglei-
chen dem gemeinen Weſen in die Futterung gegebenen
Leuten keine ſonderliche Freude; und haͤlt lieber eine
eigne Garde oder ein eignes Regiment. Da denn oft
der unnoͤthige Unterhalt des erſtern die Urſache iſt, daß
man ihm das Vergnuͤgen von letztern nicht hinlaͤnglich
verſchaffen kann.
(c) Bey der Eſſener Mark-Theilung im Jahr 1758, wur-
den 56 Ruthen, oder ein Scheffel-Saat, ſo wie es noch
wild da lag, fuͤr 100 Thaler angeſchlagen und uͤberlaſ-
ſen, weil man nicht haben wollte, daß die Leute ſich bey
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0175" n="145"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zweyter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
nicht ergiebigen Lande, wo die Feuerung, und fa&#x017F;t<lb/>
alles theurer i&#x017F;t als in andern, und wo einer dem an-<lb/>
dern den Acker zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten <note place="end" n="(c)"/> Prei&#x017F;e entreißt, &#x017F;tark<lb/>
vermehren &#x017F;ollten. Es i&#x017F;t fa&#x017F;t kein gro&#x017F;&#x017F;er Land-Ei-<lb/>
genthu&#x0364;mer im Stifte, der nicht &#x017F;eine Gu&#x0364;ter in einzel-<lb/>
nen Stu&#x0364;cken <note place="end" n="(d)"/> an eine Menge kleiner Beywohner<lb/>
vortheilhafter verheuret ha&#x0364;tte, als er &#x017F;olche im Ganzen<lb/>
mit einem &#x017F;o genannten gro&#x017F;&#x017F;en Haushalt nutzen kann.<lb/>
Von die&#x017F;em findet man kein Bey&#x017F;piel weder auf ei-<lb/>
nem Amte noch auf einem Edelhofe. Der Bauer<lb/>
na&#x0364;hert &#x017F;ich allma&#x0364;hlich einer gleichen Regel; und fa&#x0364;hrt<lb/>
nicht u&#x0364;bel dabey. Ein ver&#x017F;chuldeter Bauerhof wird<lb/>
oft durch die Ausheurung an den Mei&#x017F;tbietenden,<lb/>
woraus man &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t, weil der Acker den geringen<lb/>
Beywohnern unentbehrlich i&#x017F;t, ein Gewi&#x017F;&#x017F;en macht,<lb/>
gerettet. Der Beywohner erwirbet mit &#x017F;aurer Mu&#x0364;he<lb/>
das Geld in Holland, was er im Acker wieder ver-<lb/>
liert.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">Ein Kaufmann auf dem Lande bezahlt keinen Waaren-<lb/>
Zoll, kein Licent, keine Acci&#x017F;e, &#x017F;ondern bloß 1 Thaler<lb/>
Trafiken-Geld und einen geringen Wagen-Zoll.</note><lb/>
          <note place="end" n="(b)">Es i&#x017F;t zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß das Stift nie einige eigne Trup-<lb/>
pen halten mo&#x0364;ge. Ein zeitiger Bi&#x017F;chof hat an derglei-<lb/>
chen dem gemeinen We&#x017F;en in die Futterung gegebenen<lb/>
Leuten keine &#x017F;onderliche Freude; und ha&#x0364;lt lieber eine<lb/>
eigne Garde oder ein eignes Regiment. Da denn oft<lb/>
der unno&#x0364;thige Unterhalt des er&#x017F;tern die Ur&#x017F;ache i&#x017F;t, daß<lb/>
man ihm das Vergnu&#x0364;gen von letztern nicht hinla&#x0364;nglich<lb/>
ver&#x017F;chaffen kann.</note><lb/>
          <note place="end" n="(c)">Bey der E&#x017F;&#x017F;ener Mark-Theilung im Jahr 1758, wur-<lb/>
den 56 Ruthen, oder ein Scheffel-Saat, &#x017F;o wie es noch<lb/>
wild da lag, fu&#x0364;r 100 Thaler ange&#x017F;chlagen und u&#x0364;berla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, weil man nicht haben wollte, daß die Leute &#x017F;ich bey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0175] zweyter Abſchnitt. nicht ergiebigen Lande, wo die Feuerung, und faſt alles theurer iſt als in andern, und wo einer dem an- dern den Acker zum hoͤchſten ⁽c⁾ Preiſe entreißt, ſtark vermehren ſollten. Es iſt faſt kein groſſer Land-Ei- genthuͤmer im Stifte, der nicht ſeine Guͤter in einzel- nen Stuͤcken ⁽d⁾ an eine Menge kleiner Beywohner vortheilhafter verheuret haͤtte, als er ſolche im Ganzen mit einem ſo genannten groſſen Haushalt nutzen kann. Von dieſem findet man kein Beyſpiel weder auf ei- nem Amte noch auf einem Edelhofe. Der Bauer naͤhert ſich allmaͤhlich einer gleichen Regel; und faͤhrt nicht uͤbel dabey. Ein verſchuldeter Bauerhof wird oft durch die Ausheurung an den Meiſtbietenden, woraus man ſich ſonſt, weil der Acker den geringen Beywohnern unentbehrlich iſt, ein Gewiſſen macht, gerettet. Der Beywohner erwirbet mit ſaurer Muͤhe das Geld in Holland, was er im Acker wieder ver- liert. ⁽a⁾ Ein Kaufmann auf dem Lande bezahlt keinen Waaren- Zoll, kein Licent, keine Acciſe, ſondern bloß 1 Thaler Trafiken-Geld und einen geringen Wagen-Zoll. ⁽b⁾ Es iſt zu wuͤnſchen, daß das Stift nie einige eigne Trup- pen halten moͤge. Ein zeitiger Biſchof hat an derglei- chen dem gemeinen Weſen in die Futterung gegebenen Leuten keine ſonderliche Freude; und haͤlt lieber eine eigne Garde oder ein eignes Regiment. Da denn oft der unnoͤthige Unterhalt des erſtern die Urſache iſt, daß man ihm das Vergnuͤgen von letztern nicht hinlaͤnglich verſchaffen kann. ⁽c⁾ Bey der Eſſener Mark-Theilung im Jahr 1758, wur- den 56 Ruthen, oder ein Scheffel-Saat, ſo wie es noch wild da lag, fuͤr 100 Thaler angeſchlagen und uͤberlaſ- ſen, weil man nicht haben wollte, daß die Leute ſich bey dem K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/175
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/175>, abgerufen am 25.11.2024.