Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

Osnabrücksche Geschichte
gen. (e) Daher suchte Carl vornehmlich die
795dortigen Völker heim, (f) verwüstete jene Ge-
797genden, blieb einen Winter zu Herstall an der
Weser, und verlegte seine ganze Armee dort in
die Quartiere, um ihnen das Krieges-Ungemach so
viel mehr empfinden zu lassen.

(a) Nach dem ALBERTO STAD. ad ann. 886 zu urtheilen,
sollte man glauben, Widekindus ex Germania profugus
hätte in Frankreich geheyrathet, und sich dort in der
Folge aufgehalten. Und es ist nicht unwahrscheinlich,
daß Carl ihn durch Hülfe der Liebe in einer ehrbaren
Geisselschaft bewahret. Die Gelehrten sind darüber un-
eins, ob Wedekind seines Herzogthums beraubet worden
oder nicht? Man muß aber erst beweisen, daß er der-
gleichen im heutigen Verstande gehabt habe. Carl
raubte ihm wahrscheinlicher Weise nichts. Allein sein
Commando hörte mit dem Kriege von selbst auf, und
er blieb nun als Edler auf seinen Gütern, der weiter
nicht in Betracht kam. S. §. 38. n. i. In Actis SS.
ad d. 7. Jan. divorum fastis memoratur Witichindus.
Doch
setzen die Verfasser §. 7. hinzu: Se haud comperisse, sit-
ne publicum Romanae ecclesiae vel privata aliorum autha-
ritate caelitibus adscriptus.
(b) S. §. 78.
(c) Man schließt dieses leicht ex Ann. Frane. EGINH. ad an[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
791. und 793.
(d) S. MONVM. PAD. XIV.
(e) Der Friedebruch war in pago Rhiustri juxta Wisoram ge-
schehn. Ann. Eginh. l. c.
(f) Carl nahm den dritten Mann von denen, welche ihm
auf dem Sintfelde entgegen gekommen waren, und zer-
streuete ihn in Frankreich; und nach seiner Politik
mogte dieses hauptsächlich die Friesen betreffen; wie-
wohl ich noch zweifle, ob es mit dieser translatione tertii
hominis
seine Richtigkeit habe, da die Annales Eginhardi
nichts davon erwehnen, und bloß Annales Fuld. & ap.

Oſnabruͤckſche Geſchichte
gen. (e) Daher ſuchte Carl vornehmlich die
795dortigen Voͤlker heim, (f) verwuͤſtete jene Ge-
797genden, blieb einen Winter zu Herſtall an der
Weſer, und verlegte ſeine ganze Armee dort in
die Quartiere, um ihnen das Krieges-Ungemach ſo
viel mehr empfinden zu laſſen.

(a) Nach dem ALBERTO STAD. ad ann. 886 zu urtheilen,
ſollte man glauben, Widekindus ex Germania profugus
haͤtte in Frankreich geheyrathet, und ſich dort in der
Folge aufgehalten. Und es iſt nicht unwahrſcheinlich,
daß Carl ihn durch Huͤlfe der Liebe in einer ehrbaren
Geiſſelſchaft bewahret. Die Gelehrten ſind daruͤber un-
eins, ob Wedekind ſeines Herzogthums beraubet worden
oder nicht? Man muß aber erſt beweiſen, daß er der-
gleichen im heutigen Verſtande gehabt habe. Carl
raubte ihm wahrſcheinlicher Weiſe nichts. Allein ſein
Commando hoͤrte mit dem Kriege von ſelbſt auf, und
er blieb nun als Edler auf ſeinen Guͤtern, der weiter
nicht in Betracht kam. S. §. 38. n. i. In Actis SS.
ad d. 7. Jan. divorum faſtis memoratur Witichindus.
Doch
ſetzen die Verfaſſer §. 7. hinzu: Se haud comperiſſe, ſit-
ne publicum Romanæ eccleſiæ vel privata aliorum autha-
ritate cælitibus adſcriptus.
(b) S. §. 78.
(c) Man ſchließt dieſes leicht ex Ann. Frane. EGINH. ad an[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
791. und 793.
(d) S. MONVM. PAD. XIV.
(e) Der Friedebruch war in pago Rhiuſtri juxta Wiſoram ge-
ſchehn. Ann. Eginh. l. c.
(f) Carl nahm den dritten Mann von denen, welche ihm
auf dem Sintfelde entgegen gekommen waren, und zer-
ſtreuete ihn in Frankreich; und nach ſeiner Politik
mogte dieſes hauptſaͤchlich die Frieſen betreffen; wie-
wohl ich noch zweifle, ob es mit dieſer translatione tertii
hominis
ſeine Richtigkeit habe, da die Annales Eginhardi
nichts davon erwehnen, und bloß Annales Fuld. & ap.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0266" n="236"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
gen. <note place="end" n="(e)"/> Daher &#x017F;<choice><sic>n</sic><corr>u</corr></choice>chte Carl vornehmlich die<lb/><note place="left">795</note>dortigen Vo&#x0364;lker heim, <note place="end" n="(f)"/> verwu&#x0364;&#x017F;tete jene Ge-<lb/><note place="left">797</note>genden, blieb einen Winter zu Her&#x017F;tall an der<lb/>
We&#x017F;er, und verlegte &#x017F;eine ganze Armee dort in<lb/>
die Quartiere, um ihnen das Krieges-Ungemach &#x017F;o<lb/>
viel mehr empfinden zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">Nach dem <hi rendition="#aq">ALBERTO STAD. ad ann.</hi> 886 zu urtheilen,<lb/>
&#x017F;ollte man glauben, <hi rendition="#aq">Widekindus ex Germania profugus</hi><lb/>
ha&#x0364;tte in Frankreich geheyrathet, und &#x017F;ich dort in der<lb/>
Folge aufgehalten. Und es i&#x017F;t nicht unwahr&#x017F;cheinlich,<lb/>
daß Carl ihn durch Hu&#x0364;lfe der Liebe in einer ehrbaren<lb/>
Gei&#x017F;&#x017F;el&#x017F;chaft bewahret. Die Gelehrten &#x017F;ind daru&#x0364;ber un-<lb/>
eins, ob Wedekind &#x017F;eines Herzogthums beraubet worden<lb/>
oder nicht? Man muß aber er&#x017F;t bewei&#x017F;en, daß er der-<lb/>
gleichen im heutigen Ver&#x017F;tande gehabt habe. Carl<lb/>
raubte ihm wahr&#x017F;cheinlicher Wei&#x017F;e nichts. Allein &#x017F;ein<lb/>
Commando ho&#x0364;rte mit dem Kriege von &#x017F;elb&#x017F;t auf, und<lb/>
er blieb nun als Edler auf &#x017F;einen Gu&#x0364;tern, der weiter<lb/>
nicht in Betracht kam. S. §. 38. <hi rendition="#aq">n. i. In Actis <hi rendition="#i">SS.</hi><lb/>
ad d. 7. Jan. divorum fa&#x017F;tis memoratur Witichindus.</hi> Doch<lb/>
&#x017F;etzen die Verfa&#x017F;&#x017F;er §. 7. hinzu: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S</hi>e haud comperi&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;it-<lb/>
ne publicum Romanæ eccle&#x017F;iæ vel privata aliorum autha-<lb/>
ritate cælitibus ad&#x017F;criptus.</hi></note><lb/>
          <note place="end" n="(b)">S. §. 78.</note><lb/>
          <note place="end" n="(c)">Man &#x017F;chließt die&#x017F;es leicht <hi rendition="#aq">ex Ann. Frane. EGINH. ad an<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/></hi><lb/>
791. und 793.</note><lb/>
          <note place="end" n="(d)">S. <hi rendition="#aq">MONVM. PAD. XIV.</hi></note><lb/>
          <note place="end" n="(e)">Der Friedebruch war <hi rendition="#aq">in pago Rhiu&#x017F;tri juxta Wi&#x017F;oram</hi> ge-<lb/>
&#x017F;chehn. <hi rendition="#aq">Ann. Eginh. l. c.</hi></note><lb/>
          <note place="end" n="(f)">Carl nahm den dritten Mann von denen, welche ihm<lb/>
auf dem Sintfelde entgegen gekommen waren, und zer-<lb/>
&#x017F;treuete ihn in Frankreich; und nach &#x017F;einer Politik<lb/>
mogte die&#x017F;es haupt&#x017F;a&#x0364;chlich die Frie&#x017F;en betreffen; wie-<lb/>
wohl ich noch zweifle, ob es mit die&#x017F;er <hi rendition="#aq">translatione tertii<lb/>
hominis</hi> &#x017F;eine Richtigkeit habe, da die <hi rendition="#aq">Annales Eginhardi</hi><lb/>
nichts davon erwehnen, und bloß <hi rendition="#aq">Annales Fuld. &amp; ap.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Pythæ-</hi></fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0266] Oſnabruͤckſche Geſchichte gen. ⁽e⁾ Daher ſuchte Carl vornehmlich die dortigen Voͤlker heim, ⁽f⁾ verwuͤſtete jene Ge- genden, blieb einen Winter zu Herſtall an der Weſer, und verlegte ſeine ganze Armee dort in die Quartiere, um ihnen das Krieges-Ungemach ſo viel mehr empfinden zu laſſen. 795 797 ⁽a⁾ Nach dem ALBERTO STAD. ad ann. 886 zu urtheilen, ſollte man glauben, Widekindus ex Germania profugus haͤtte in Frankreich geheyrathet, und ſich dort in der Folge aufgehalten. Und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß Carl ihn durch Huͤlfe der Liebe in einer ehrbaren Geiſſelſchaft bewahret. Die Gelehrten ſind daruͤber un- eins, ob Wedekind ſeines Herzogthums beraubet worden oder nicht? Man muß aber erſt beweiſen, daß er der- gleichen im heutigen Verſtande gehabt habe. Carl raubte ihm wahrſcheinlicher Weiſe nichts. Allein ſein Commando hoͤrte mit dem Kriege von ſelbſt auf, und er blieb nun als Edler auf ſeinen Guͤtern, der weiter nicht in Betracht kam. S. §. 38. n. i. In Actis SS. ad d. 7. Jan. divorum faſtis memoratur Witichindus. Doch ſetzen die Verfaſſer §. 7. hinzu: Se haud comperiſſe, ſit- ne publicum Romanæ eccleſiæ vel privata aliorum autha- ritate cælitibus adſcriptus. ⁽b⁾ S. §. 78. ⁽c⁾ Man ſchließt dieſes leicht ex Ann. Frane. EGINH. ad an_ 791. und 793. ⁽d⁾ S. MONVM. PAD. XIV. ⁽e⁾ Der Friedebruch war in pago Rhiuſtri juxta Wiſoram ge- ſchehn. Ann. Eginh. l. c. ⁽f⁾ Carl nahm den dritten Mann von denen, welche ihm auf dem Sintfelde entgegen gekommen waren, und zer- ſtreuete ihn in Frankreich; und nach ſeiner Politik mogte dieſes hauptſaͤchlich die Frieſen betreffen; wie- wohl ich noch zweifle, ob es mit dieſer translatione tertii hominis ſeine Richtigkeit habe, da die Annales Eginhardi nichts davon erwehnen, und bloß Annales Fuld. & ap. Pythæ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/266
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/266>, abgerufen am 22.11.2024.