Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte Hoheit vereiniget haben. Die Kriege welche diesedrey Mächte bis auf den westphälischen Frieden mit einander geführt, sind in allen Ländern wahre Staats- begebenheiten, indem sich durch dieselben der ganze National-zustand verändert, edles und gemeines Ei- genthum verlohren, das Wort Adel in seinem Begrif verschlimmert, und höchstens eine Freyheit, welche noch das Gepräge der Gnade mit sich führet, wieder eingestellet hat. Hier überwand der Bischof den Grafen; dort der Graf den Bischofen; und Beyde zertrümmerten (b) mit der Zeit das General-departe- ment. Letzters ward eine Beute der Wachsamen. Das mehrste sammleten Bischöfe und Grafen, vieles die Städte, und einiges auch der Adel davon auf. (a) Man muß seinen Stand zwischen den dreyen Erzbischof- thümern am Rhein nehmen, und daraus das übrige Deutschland übersehen. Wie viel Stimmen liegen dort im Klumpen? und unter einem fremden Einflusse? Die drey ersten Churfürsten in einem einzigen Kreise? (b) Jch finde nicht anders, als daß das missaticum erloschen, und ein jeder darauf fleissig gewesen sey sich vor seinen Theil frey zu machen. Ducatus, Comitatus, libera judicia sind den Fürsten universaliter verliehen; keinem einzigen aber so viel ich weiß perpetua plenipotentia missi Caesarei. Vielmehr zeigen die in den diplomatibus Saec. IX. X. XI. XII. XIII. von den Kaysern so häufig noch ertheilte Frey- heiten ab onere reficiendorum pontium publicorum, quo- rum cura ad missum spectabat, daß die Fürsten das mis- saticum nicht erlangt, weil sie sonst ihren Hof- und Klo- ster-diensten leicht selbst diese kleine Freyheit ertheilen können. Jnzwischen und da das missaticum der Grund- satz ist, worin alle Landesherrn sich gegen ihre Städte gründen: so will ich es zur weitern Beurtheilung aus- stellen. §. 123.
Oſnabruͤckſche Geſchichte Hoheit vereiniget haben. Die Kriege welche dieſedrey Maͤchte bis auf den weſtphaͤliſchen Frieden mit einander gefuͤhrt, ſind in allen Laͤndern wahre Staats- begebenheiten, indem ſich durch dieſelben der ganze National-zuſtand veraͤndert, edles und gemeines Ei- genthum verlohren, das Wort Adel in ſeinem Begrif verſchlimmert, und hoͤchſtens eine Freyheit, welche noch das Gepraͤge der Gnade mit ſich fuͤhret, wieder eingeſtellet hat. Hier uͤberwand der Biſchof den Grafen; dort der Graf den Biſchofen; und Beyde zertruͤmmerten (b) mit der Zeit das General-departe- ment. Letzters ward eine Beute der Wachſamen. Das mehrſte ſammleten Biſchoͤfe und Grafen, vieles die Staͤdte, und einiges auch der Adel davon auf. (a) Man muß ſeinen Stand zwiſchen den dreyen Erzbiſchof- thuͤmern am Rhein nehmen, und daraus das uͤbrige Deutſchland uͤberſehen. Wie viel Stimmen liegen dort im Klumpen? und unter einem fremden Einfluſſe? Die drey erſten Churfuͤrſten in einem einzigen Kreiſe? (b) Jch finde nicht anders, als daß das miſſaticum erloſchen, und ein jeder darauf fleiſſig geweſen ſey ſich vor ſeinen Theil frey zu machen. Ducatus, Comitatus, libera judicia ſind den Fuͤrſten univerſaliter verliehen; keinem einzigen aber ſo viel ich weiß perpetua plenipotentia miſſi Cæſarei. Vielmehr zeigen die in den diplomatibus Sæc. IX. X. XI. XII. XIII. von den Kayſern ſo haͤufig noch ertheilte Frey- heiten ab onere reficiendorum pontium publicorum, quo- rum cura ad miſſum ſpectabat, daß die Fuͤrſten das mis- ſaticum nicht erlangt, weil ſie ſonſt ihren Hof- und Klo- ſter-dienſten leicht ſelbſt dieſe kleine Freyheit ertheilen koͤnnen. Jnzwiſchen und da das miſſaticum der Grund- ſatz iſt, worin alle Landesherrn ſich gegen ihre Staͤdte gruͤnden: ſo will ich es zur weitern Beurtheilung aus- ſtellen. §. 123.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0286" n="256"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Oſnabruͤckſche Geſchichte</hi></fw><lb/> Hoheit vereiniget haben. Die Kriege welche dieſe<lb/> drey Maͤchte bis auf den weſtphaͤliſchen Frieden mit<lb/> einander gefuͤhrt, ſind in allen Laͤndern wahre Staats-<lb/> begebenheiten, indem ſich durch dieſelben der ganze<lb/> National-zuſtand veraͤndert, edles und gemeines Ei-<lb/> genthum verlohren, das Wort Adel in ſeinem Begrif<lb/> verſchlimmert, und hoͤchſtens eine Freyheit, welche<lb/> noch das Gepraͤge der Gnade mit ſich fuͤhret, wieder<lb/> eingeſtellet hat. Hier uͤberwand der Biſchof den<lb/> Grafen; dort der Graf den Biſchofen; und Beyde<lb/> zertruͤmmerten <note place="end" n="(b)"/> mit der Zeit das General-departe-<lb/> ment. Letzters ward eine Beute der Wachſamen.<lb/> Das mehrſte ſammleten Biſchoͤfe und Grafen, vieles<lb/> die Staͤdte, und einiges auch der Adel davon auf.</p><lb/> <note place="end" n="(a)">Man muß ſeinen Stand zwiſchen den dreyen Erzbiſchof-<lb/> thuͤmern am Rhein nehmen, und daraus das uͤbrige<lb/> Deutſchland uͤberſehen. Wie viel Stimmen liegen dort<lb/> im Klumpen? und unter einem fremden Einfluſſe? Die<lb/> drey erſten Churfuͤrſten in einem einzigen Kreiſe?</note><lb/> <note place="end" n="(b)">Jch finde nicht anders, als daß das <hi rendition="#aq">miſſaticum</hi> erloſchen,<lb/> und ein jeder darauf fleiſſig geweſen ſey ſich vor ſeinen<lb/> Theil frey zu machen. <hi rendition="#aq">Ducatus, Comitatus, libera judicia</hi><lb/> ſind den Fuͤrſten <hi rendition="#aq">univerſaliter</hi> verliehen; keinem einzigen<lb/> aber ſo viel ich weiß <hi rendition="#aq">perpetua plenipotentia miſſi Cæſarei.</hi><lb/> Vielmehr zeigen die in den <hi rendition="#aq">diplomatibus Sæc. IX. X. XI.<lb/> XII. XIII.</hi> von den Kayſern ſo haͤufig noch ertheilte Frey-<lb/> heiten <hi rendition="#aq">ab onere reficiendorum pontium publicorum, quo-<lb/> rum cura ad miſſum ſpectabat,</hi> daß die Fuͤrſten das <hi rendition="#aq">mis-<lb/> ſaticum</hi> nicht erlangt, weil ſie ſonſt ihren Hof- und Klo-<lb/> ſter-dienſten leicht ſelbſt dieſe kleine Freyheit ertheilen<lb/> koͤnnen. Jnzwiſchen und da das <hi rendition="#aq">miſſaticum</hi> der Grund-<lb/> ſatz iſt, worin alle Landesherrn ſich gegen ihre Staͤdte<lb/> gruͤnden: ſo will ich es zur weitern Beurtheilung aus-<lb/> ſtellen.</note> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 123.</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [256/0286]
Oſnabruͤckſche Geſchichte
Hoheit vereiniget haben. Die Kriege welche dieſe
drey Maͤchte bis auf den weſtphaͤliſchen Frieden mit
einander gefuͤhrt, ſind in allen Laͤndern wahre Staats-
begebenheiten, indem ſich durch dieſelben der ganze
National-zuſtand veraͤndert, edles und gemeines Ei-
genthum verlohren, das Wort Adel in ſeinem Begrif
verſchlimmert, und hoͤchſtens eine Freyheit, welche
noch das Gepraͤge der Gnade mit ſich fuͤhret, wieder
eingeſtellet hat. Hier uͤberwand der Biſchof den
Grafen; dort der Graf den Biſchofen; und Beyde
zertruͤmmerten
⁽b⁾
mit der Zeit das General-departe-
ment. Letzters ward eine Beute der Wachſamen.
Das mehrſte ſammleten Biſchoͤfe und Grafen, vieles
die Staͤdte, und einiges auch der Adel davon auf.
⁽a⁾ Man muß ſeinen Stand zwiſchen den dreyen Erzbiſchof-
thuͤmern am Rhein nehmen, und daraus das uͤbrige
Deutſchland uͤberſehen. Wie viel Stimmen liegen dort
im Klumpen? und unter einem fremden Einfluſſe? Die
drey erſten Churfuͤrſten in einem einzigen Kreiſe?
⁽b⁾ Jch finde nicht anders, als daß das miſſaticum erloſchen,
und ein jeder darauf fleiſſig geweſen ſey ſich vor ſeinen
Theil frey zu machen. Ducatus, Comitatus, libera judicia
ſind den Fuͤrſten univerſaliter verliehen; keinem einzigen
aber ſo viel ich weiß perpetua plenipotentia miſſi Cæſarei.
Vielmehr zeigen die in den diplomatibus Sæc. IX. X. XI.
XII. XIII. von den Kayſern ſo haͤufig noch ertheilte Frey-
heiten ab onere reficiendorum pontium publicorum, quo-
rum cura ad miſſum ſpectabat, daß die Fuͤrſten das mis-
ſaticum nicht erlangt, weil ſie ſonſt ihren Hof- und Klo-
ſter-dienſten leicht ſelbſt dieſe kleine Freyheit ertheilen
koͤnnen. Jnzwiſchen und da das miſſaticum der Grund-
ſatz iſt, worin alle Landesherrn ſich gegen ihre Staͤdte
gruͤnden: ſo will ich es zur weitern Beurtheilung aus-
ſtellen.
§. 123.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |