Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
vierte Abtheilunge.
§. 132.
Von den Gemeinen.

Die Gemeinen verlohren bey der neuen Einrich-
runge das meiste. (a) Man kann nach dem Plan des
Kaysers annehmen, daß sie in Vogteyen vertheilet,
den Edelvögten als Hauptleuten, und den Grafen als
Obersten untergeben wurden. Der Vogt ward also
ihr kriegerischer Vormund oder ihr Advocat, (b) zu
Gerichte und zu Felde. Sie wurden Leute und er
zog ihr Heergewedde. Unsre Hausgenossen, (c) so
viel deren noch übrig, sind die Ueberbleibsel dieser Ein-
richtung. Jndessen erhielten sie durch jene Vogtey so
viel, daß sie nicht völlig aus ihren alten Jnnungen (d) zerstreuet; und also auch nicht einzeln vor Gericht
gezogen werden konnten. Denn alle diejenigen so zu
einer Vögtey gehörten stunden, wie vordem die
Mannie, für einen Mann; hafteten für einander,
und wurden daher Biergelden (e) genannt. Sie
vertheidigten wo es nöthig war ihr Recht nicht anders
als durch ihren gemeinschaftlichen Advocaten oder den
Edelvogt. Welches denn ebenfals zur Erhaltung
ihrer Gesamt-rechte vieles beytragen muste.

(a) Ueberhaupt sorgte der Kayser sehr für sie, indem er
mehrmalen verordnete: ut liberi homines nullum obse-
quium faciant comitibus
(den Beamten keine Hand- oder
Spann-dienste zu thun) neque in prato neque in messe
(weder Heuel- noch Binder dienste) nec in aratura aut
vinea
(weder Pflügel- noch Winzer-dienste) & conjectum
(Collecten) vel residuum iis solvant, excepto servitio
quod ad regem pertinet & ad heribannatores vel his qui
legationem |ducunt. CAPIT. V. ann. 803. c.
17. S. DU
FRESNE v. Erimanni.
(b) Jn
vierte Abtheilunge.
§. 132.
Von den Gemeinen.

Die Gemeinen verlohren bey der neuen Einrich-
runge das meiſte. (a) Man kann nach dem Plan des
Kayſers annehmen, daß ſie in Vogteyen vertheilet,
den Edelvoͤgten als Hauptleuten, und den Grafen als
Oberſten untergeben wurden. Der Vogt ward alſo
ihr kriegeriſcher Vormund oder ihr Advocat, (b) zu
Gerichte und zu Felde. Sie wurden Leute und er
zog ihr Heergewedde. Unſre Hausgenoſſen, (c) ſo
viel deren noch uͤbrig, ſind die Ueberbleibſel dieſer Ein-
richtung. Jndeſſen erhielten ſie durch jene Vogtey ſo
viel, daß ſie nicht voͤllig aus ihren alten Jnnungen (d) zerſtreuet; und alſo auch nicht einzeln vor Gericht
gezogen werden konnten. Denn alle diejenigen ſo zu
einer Voͤgtey gehoͤrten ſtunden, wie vordem die
Mannie, fuͤr einen Mann; hafteten fuͤr einander,
und wurden daher Biergelden (e) genannt. Sie
vertheidigten wo es noͤthig war ihr Recht nicht anders
als durch ihren gemeinſchaftlichen Advocaten oder den
Edelvogt. Welches denn ebenfals zur Erhaltung
ihrer Geſamt-rechte vieles beytragen muſte.

(a) Ueberhaupt ſorgte der Kayſer ſehr fuͤr ſie, indem er
mehrmalen verordnete: ut liberi homines nullum obſe-
quium faciant comitibus
(den Beamten keine Hand- oder
Spann-dienſte zu thun) neque in prato neque in meſſe
(weder Heuel- noch Binder dienſte) nec in aratura aut
vinea
(weder Pfluͤgel- noch Winzer-dienſte) & conjectum
(Collecten) vel reſiduum iis ſolvant, excepto ſervitio
quod ad regem pertinet & ad heribannatores vel his qui
legationem |ducunt. CAPIT. V. ann. 803. c.
17. S. DU
FRESNE v. Erimanni.
(b) Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0313" n="283"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">vierte Abtheilunge.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 132.<lb/><hi rendition="#b">Von den Gemeinen.</hi></head><lb/>
          <p>Die Gemeinen verlohren bey der neuen Einrich-<lb/>
runge das mei&#x017F;te. <note place="end" n="(a)"/> Man kann nach dem Plan des<lb/>
Kay&#x017F;ers annehmen, daß &#x017F;ie in Vogteyen vertheilet,<lb/>
den Edelvo&#x0364;gten als Hauptleuten, und den Grafen als<lb/>
Ober&#x017F;ten untergeben wurden. Der Vogt ward al&#x017F;o<lb/>
ihr kriegeri&#x017F;cher Vormund oder ihr Advocat, <note place="end" n="(b)"/> zu<lb/>
Gerichte und zu Felde. Sie wurden <hi rendition="#fr">Leute</hi> und er<lb/>
zog ihr Heergewedde. Un&#x017F;re <hi rendition="#fr">Hausgeno&#x017F;&#x017F;en,</hi> <note place="end" n="(c)"/> &#x017F;o<lb/>
viel deren noch u&#x0364;brig, &#x017F;ind die Ueberbleib&#x017F;el die&#x017F;er Ein-<lb/>
richtung. Jnde&#x017F;&#x017F;en erhielten &#x017F;ie durch jene Vogtey &#x017F;o<lb/>
viel, daß &#x017F;ie nicht vo&#x0364;llig aus ihren alten Jnnungen <note place="end" n="(d)"/><lb/>
zer&#x017F;treuet; und al&#x017F;o auch nicht <hi rendition="#fr">einzeln</hi> vor Gericht<lb/>
gezogen werden konnten. Denn alle diejenigen &#x017F;o zu<lb/>
einer Vo&#x0364;gtey geho&#x0364;rten &#x017F;tunden, wie vordem die<lb/><hi rendition="#fr">Mannie,</hi> fu&#x0364;r einen Mann; hafteten fu&#x0364;r einander,<lb/>
und wurden daher <hi rendition="#fr">Biergelden</hi> <note place="end" n="(e)"/> genannt. Sie<lb/>
vertheidigten wo es no&#x0364;thig war ihr Recht nicht anders<lb/>
als durch ihren gemein&#x017F;chaftlichen Advocaten oder den<lb/>
Edelvogt. Welches denn ebenfals zur Erhaltung<lb/>
ihrer Ge&#x017F;amt-rechte vieles beytragen mu&#x017F;te.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">Ueberhaupt &#x017F;orgte der Kay&#x017F;er &#x017F;ehr fu&#x0364;r &#x017F;ie, indem er<lb/>
mehrmalen verordnete: <hi rendition="#aq">ut liberi homines nullum ob&#x017F;e-<lb/>
quium faciant comitibus</hi> (den Beamten keine Hand- oder<lb/>
Spann-dien&#x017F;te zu thun) <hi rendition="#aq">neque in prato neque in me&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
(weder Heuel- noch Binder dien&#x017F;te) <hi rendition="#aq">nec in aratura aut<lb/>
vinea</hi> (weder Pflu&#x0364;gel- noch Winzer-dien&#x017F;te) &amp; <hi rendition="#aq">conjectum</hi><lb/>
(Collecten) <hi rendition="#aq">vel re&#x017F;iduum iis &#x017F;olvant, excepto &#x017F;ervitio<lb/>
quod ad regem pertinet &amp; ad heribannatores vel his qui<lb/>
legationem |ducunt. CAPIT. V. ann. 803. c.</hi> 17. S. <hi rendition="#aq">DU<lb/>
FRESNE v. Erimanni.</hi></note><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">b</hi>) Jn</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0313] vierte Abtheilunge. §. 132. Von den Gemeinen. Die Gemeinen verlohren bey der neuen Einrich- runge das meiſte. ⁽a⁾ Man kann nach dem Plan des Kayſers annehmen, daß ſie in Vogteyen vertheilet, den Edelvoͤgten als Hauptleuten, und den Grafen als Oberſten untergeben wurden. Der Vogt ward alſo ihr kriegeriſcher Vormund oder ihr Advocat, ⁽b⁾ zu Gerichte und zu Felde. Sie wurden Leute und er zog ihr Heergewedde. Unſre Hausgenoſſen, ⁽c⁾ ſo viel deren noch uͤbrig, ſind die Ueberbleibſel dieſer Ein- richtung. Jndeſſen erhielten ſie durch jene Vogtey ſo viel, daß ſie nicht voͤllig aus ihren alten Jnnungen ⁽d⁾ zerſtreuet; und alſo auch nicht einzeln vor Gericht gezogen werden konnten. Denn alle diejenigen ſo zu einer Voͤgtey gehoͤrten ſtunden, wie vordem die Mannie, fuͤr einen Mann; hafteten fuͤr einander, und wurden daher Biergelden ⁽e⁾ genannt. Sie vertheidigten wo es noͤthig war ihr Recht nicht anders als durch ihren gemeinſchaftlichen Advocaten oder den Edelvogt. Welches denn ebenfals zur Erhaltung ihrer Geſamt-rechte vieles beytragen muſte. ⁽a⁾ Ueberhaupt ſorgte der Kayſer ſehr fuͤr ſie, indem er mehrmalen verordnete: ut liberi homines nullum obſe- quium faciant comitibus (den Beamten keine Hand- oder Spann-dienſte zu thun) neque in prato neque in meſſe (weder Heuel- noch Binder dienſte) nec in aratura aut vinea (weder Pfluͤgel- noch Winzer-dienſte) & conjectum (Collecten) vel reſiduum iis ſolvant, excepto ſervitio quod ad regem pertinet & ad heribannatores vel his qui legationem |ducunt. CAPIT. V. ann. 803. c. 17. S. DU FRESNE v. Erimanni. (b) Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/313
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/313>, abgerufen am 22.11.2024.