Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte phalicae, und ist es darin zwar nur eine Sage, daß sievon Carln dem Grossen den Hofhörigen ertheilet wor- den. Diese Sage aber, da sie sich in so vielen verschie- denen Hofrechten findet, und durch die grosse Aehnlich- keit der Hofrechte untereinander unterstützet wird, ver- dienet alle Aufmerksamkeit, besonders da auch die Ca- pitularien ähnliche Stellen mit den Hofrechten haben. (f) Saxones omnes se tradiderunt illi & omnium accepit obsi- des tam ingenuos quam litos. ANN. PETAV. & MOISS. ad ann. 780. Dies beweißt daß die Leute in ihrem Va- terlande Erbtheile gehabt haben, ob sie gleich ihre Wehr und mit dieser ihr Gut einer local-Gottheit übergeben haben konnten, wie sie in die Teufel-gilde getreten wa- ren. Denn Carl nahm vermuthlich keine Leute zu Geis- seln, die auf fremden Gute sassen und nichts eignes hatten. (g) Quicquid servus acquirit; acquirit domino. Daher mog- te den Leibeignen und ihren Gutsherrn nicht zu gleicher Zeit der Zehnte abgefordert werden. Und der Kayser schränkte sich in der Zehnt-ordnung auf nobiles, inge- nuos & litos ein, ohne der blossen colonorum vel manci- piorum zu gedenken. S. §. 126. n. c. Die Liti musten also quandam proprietatem haben. Der Styl änderte sich aber in diesem Stück pro diversitate locorum & ne- xus servitialis bald. Jetzt würde man schon sagen: den Zehnten sollen geben so wohl Freye als Leibeigne. (h) Man sehe die friesischen und sächsischen Gesetze. (i) Dieses läßt sich meiner Meynung nach überhaupt ver- muthen. Es hindert aber nicht, daß es nicht usu lo- quendi, und ex pacto sehr viele andre Leute gegeben. S. DU FRESNE v. litus. Nur sehe ich keinen Grund mit TESCHENM. in ann. Cliv. p. I. p. 74. so fort anzu- nehmen, apud Saxones Lazzen, apud Sicambros Lathen, apud Friseos Liten dictos, juxta vocabuli etymon, primo captos & postea ex commiseratione in agris relictus fuisse. Dergleichen etymologischen Schlüssen wiedersprechen die sächfischen und friesischen Gesetze. (k) Fide-
Oſnabruͤckſche Geſchichte phalicæ, und iſt es darin zwar nur eine Sage, daß ſievon Carln dem Groſſen den Hofhoͤrigen ertheilet wor- den. Dieſe Sage aber, da ſie ſich in ſo vielen verſchie- denen Hofrechten findet, und durch die groſſe Aehnlich- keit der Hofrechte untereinander unterſtuͤtzet wird, ver- dienet alle Aufmerkſamkeit, beſonders da auch die Ca- pitularien aͤhnliche Stellen mit den Hofrechten haben. (f) Saxones omnes ſe tradiderunt illi & omnium accepit obſi- des tam ingenuos quam litos. ANN. PETAV. & MOISS. ad ann. 780. Dies beweißt daß die Leute in ihrem Va- terlande Erbtheile gehabt haben, ob ſie gleich ihre Wehr und mit dieſer ihr Gut einer local-Gottheit uͤbergeben haben konnten, wie ſie in die Teufel-gilde getreten wa- ren. Denn Carl nahm vermuthlich keine Leute zu Geiſ- ſeln, die auf fremden Gute ſaſſen und nichts eignes hatten. (g) Quicquid ſervus acquirit; acquirit domino. Daher mog- te den Leibeignen und ihren Gutsherrn nicht zu gleicher Zeit der Zehnte abgefordert werden. Und der Kayſer ſchraͤnkte ſich in der Zehnt-ordnung auf nobiles, inge- nuos & litos ein, ohne der bloſſen colonorum vel manci- piorum zu gedenken. S. §. 126. n. c. Die Liti muſten alſo quandam proprietatem haben. Der Styl aͤnderte ſich aber in dieſem Stuͤck pro diverſitate locorum & ne- xus ſervitialis bald. Jetzt wuͤrde man ſchon ſagen: den Zehnten ſollen geben ſo wohl Freye als Leibeigne. (h) Man ſehe die frieſiſchen und ſaͤchſiſchen Geſetze. (i) Dieſes laͤßt ſich meiner Meynung nach uͤberhaupt ver- muthen. Es hindert aber nicht, daß es nicht uſu lo- quendi, und ex pacto ſehr viele andre Leute gegeben. S. DU FRESNE v. litus. Nur ſehe ich keinen Grund mit TESCHENM. in ann. Cliv. p. I. p. 74. ſo fort anzu- nehmen, apud Saxones Lazzen, apud Sicambros Lathen, apud Friſeos Liten dictos, juxta vocabuli etymon, primo captos & poſtea ex commiſeratione in agris relictus fuiſſe. Dergleichen etymologiſchen Schluͤſſen wiederſprechen die ſaͤchfiſchen und frieſiſchen Geſetze. (k) Fide-
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Oſnabruͤckſche Geſchichte
⁽e⁾
phalicæ, und iſt es darin zwar nur eine Sage, daß ſie
von Carln dem Groſſen den Hofhoͤrigen ertheilet wor-
den. Dieſe Sage aber, da ſie ſich in ſo vielen verſchie-
denen Hofrechten findet, und durch die groſſe Aehnlich-
keit der Hofrechte untereinander unterſtuͤtzet wird, ver-
dienet alle Aufmerkſamkeit, beſonders da auch die Ca-
pitularien aͤhnliche Stellen mit den Hofrechten haben.
⁽f⁾ Saxones omnes ſe tradiderunt illi & omnium accepit obſi-
des tam ingenuos quam litos. ANN. PETAV. & MOISS.
ad ann. 780. Dies beweißt daß die Leute in ihrem Va-
terlande Erbtheile gehabt haben, ob ſie gleich ihre Wehr
und mit dieſer ihr Gut einer local-Gottheit uͤbergeben
haben konnten, wie ſie in die Teufel-gilde getreten wa-
ren. Denn Carl nahm vermuthlich keine Leute zu Geiſ-
ſeln, die auf fremden Gute ſaſſen und nichts eignes
hatten.
⁽g⁾ Quicquid ſervus acquirit; acquirit domino. Daher mog-
te den Leibeignen und ihren Gutsherrn nicht zu gleicher
Zeit der Zehnte abgefordert werden. Und der Kayſer
ſchraͤnkte ſich in der Zehnt-ordnung auf nobiles, inge-
nuos & litos ein, ohne der bloſſen colonorum vel manci-
piorum zu gedenken. S. §. 126. n. c. Die Liti muſten
alſo quandam proprietatem haben. Der Styl aͤnderte
ſich aber in dieſem Stuͤck pro diverſitate locorum & ne-
xus ſervitialis bald. Jetzt wuͤrde man ſchon ſagen: den
Zehnten ſollen geben ſo wohl Freye als Leibeigne.
⁽h⁾ Man ſehe die frieſiſchen und ſaͤchſiſchen Geſetze.
⁽i⁾ Dieſes laͤßt ſich meiner Meynung nach uͤberhaupt ver-
muthen. Es hindert aber nicht, daß es nicht uſu lo-
quendi, und ex pacto ſehr viele andre Leute gegeben.
S. DU FRESNE v. litus. Nur ſehe ich keinen Grund
mit TESCHENM. in ann. Cliv. p. I. p. 74. ſo fort anzu-
nehmen, apud Saxones Lazzen, apud Sicambros Lathen,
apud Friſeos Liten dictos, juxta vocabuli etymon, primo
captos & poſtea ex commiſeratione in agris relictus fuiſſe.
Dergleichen etymologiſchen Schluͤſſen wiederſprechen die
ſaͤchfiſchen und frieſiſchen Geſetze.
(k) Fide-
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