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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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vierte Abtheilunge.
(b) Jn der Urkunde, welche der Kayser Ludewig der Deut-
sche dem Osnabrückischen Bischof Egibert ertheilte, wird
derselbe a judicio quod vocatur OBERZALA befreyet.
Vid. HENSELER in diss. de dipl. Carol. in app. p. 108.
Nun bedeutet zwar Oberzala, oder Sala major jedes
Obergericht, v. DU FRESNE v. Sala. Es ist aber dar-
unter in der Osnabrückischen Urkunde kein anders als
das Obergericht des kayserlichen Gesandten, und zwar
nicht dessen placitum generale sondern sein Partheyen-
Ober-gericht zu verstehen. Fehmen ist so viel als rah-
men
citare bannire oder einen Tag bestimmen. Fahm
und Rahm bedeutet noch jetzt beydes la creme. Ver-
fehmen
aber ist forbannire verbannen; und dem judicio
missi
kam der Name Fehm-Gericht zu, weil es ein ge-
boten Ding war, um es von dem ungebotenen, dem
placito generali zu unterscheiden.
(c) Der seelige Prof. LODMAN hat schon die Fehm-richter
von den Missis abgeleitet. S. dessen Dissertation de
orig. jud. Vemicorum.
Allein er hat den Unterschied
inter placitum missi generale und dessen gebotenes Ge-
richt zu welchem nur geladene kamen, nicht bemerkt.
Letzters ist vom placito missi wie das Gow-oder Part-
gericht (justitia comitis) vom Gödinge (placito comitis)
sehr unterschieden, und nach unser Art zu denken com-
missariis specialibus,
Stuhl-herrn, Frey-herzogen,
Frey-grafen und Frey-schöpfen vertrauet worden.
Das placitum generale kam wie das Göding aus der
Mode. Die Commissio specialis blieb aber im Fehm-
gericht wie die justitia comitis im Gow-gericht bestehen.
So hat z. E. Osnabrück das Gow-gericht und die Frey-
grafschaft zu Damme, und Münster das Göding. Und
wir müssen täglich zu jenen Grundsätzen zurückkehren,
um unsre Gränz-streitigkeiten zu beurtheilen.
(d) Dies
U 5
vierte Abtheilunge.
(b) Jn der Urkunde, welche der Kayſer Ludewig der Deut-
ſche dem Oſnabruͤckiſchen Biſchof Egibert ertheilte, wird
derſelbe a judicio quod vocatur OBERZALA befreyet.
Vid. HENSELER in diſſ. de dipl. Carol. in app. p. 108.
Nun bedeutet zwar Oberzala, oder Sala major jedes
Obergericht, v. DU FRESNE v. Sala. Es iſt aber dar-
unter in der Oſnabruͤckiſchen Urkunde kein anders als
das Obergericht des kayſerlichen Geſandten, und zwar
nicht deſſen placitum generale ſondern ſein Partheyen-
Ober-gericht zu verſtehen. Fehmen iſt ſo viel als rah-
men
citare bannire oder einen Tag beſtimmen. Fahm
und Rahm bedeutet noch jetzt beydes la creme. Ver-
fehmen
aber iſt forbannire verbannen; und dem judicio
miſſi
kam der Name Fehm-Gericht zu, weil es ein ge-
boten Ding war, um es von dem ungebotenen, dem
placito generali zu unterſcheiden.
(c) Der ſeelige Prof. LODMAN hat ſchon die Fehm-richter
von den Miſſis abgeleitet. S. deſſen Diſſertation de
orig. jud. Vemicorum.
Allein er hat den Unterſchied
inter placitum miſſi generale und deſſen gebotenes Ge-
richt zu welchem nur geladene kamen, nicht bemerkt.
Letzters iſt vom placito miſſi wie das Gow-oder Part-
gericht (juſtitia comitis) vom Goͤdinge (placito comitis)
ſehr unterſchieden, und nach unſer Art zu denken com-
miſſariis ſpecialibus,
Stuhl-herrn, Frey-herzogen,
Frey-grafen und Frey-ſchoͤpfen vertrauet worden.
Das placitum generale kam wie das Goͤding aus der
Mode. Die Commiſſio ſpecialis blieb aber im Fehm-
gericht wie die juſtitia comitis im Gow-gericht beſtehen.
So hat z. E. Oſnabruͤck das Gow-gericht und die Frey-
grafſchaft zu Damme, und Muͤnſter das Goͤding. Und
wir muͤſſen taͤglich zu jenen Grundſaͤtzen zuruͤckkehren,
um unſre Graͤnz-ſtreitigkeiten zu beurtheilen.
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U 5
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[313/0343] vierte Abtheilunge. ⁽b⁾ Jn der Urkunde, welche der Kayſer Ludewig der Deut- ſche dem Oſnabruͤckiſchen Biſchof Egibert ertheilte, wird derſelbe a judicio quod vocatur OBERZALA befreyet. Vid. HENSELER in diſſ. de dipl. Carol. in app. p. 108. Nun bedeutet zwar Oberzala, oder Sala major jedes Obergericht, v. DU FRESNE v. Sala. Es iſt aber dar- unter in der Oſnabruͤckiſchen Urkunde kein anders als das Obergericht des kayſerlichen Geſandten, und zwar nicht deſſen placitum generale ſondern ſein Partheyen- Ober-gericht zu verſtehen. Fehmen iſt ſo viel als rah- men citare bannire oder einen Tag beſtimmen. Fahm und Rahm bedeutet noch jetzt beydes la creme. Ver- fehmen aber iſt forbannire verbannen; und dem judicio miſſi kam der Name Fehm-Gericht zu, weil es ein ge- boten Ding war, um es von dem ungebotenen, dem placito generali zu unterſcheiden. ⁽c⁾ Der ſeelige Prof. LODMAN hat ſchon die Fehm-richter von den Miſſis abgeleitet. S. deſſen Diſſertation de orig. jud. Vemicorum. Allein er hat den Unterſchied inter placitum miſſi generale und deſſen gebotenes Ge- richt zu welchem nur geladene kamen, nicht bemerkt. Letzters iſt vom placito miſſi wie das Gow-oder Part- gericht (juſtitia comitis) vom Goͤdinge (placito comitis) ſehr unterſchieden, und nach unſer Art zu denken com- miſſariis ſpecialibus, Stuhl-herrn, Frey-herzogen, Frey-grafen und Frey-ſchoͤpfen vertrauet worden. Das placitum generale kam wie das Goͤding aus der Mode. Die Commiſſio ſpecialis blieb aber im Fehm- gericht wie die juſtitia comitis im Gow-gericht beſtehen. So hat z. E. Oſnabruͤck das Gow-gericht und die Frey- grafſchaft zu Damme, und Muͤnſter das Goͤding. Und wir muͤſſen taͤglich zu jenen Grundſaͤtzen zuruͤckkehren, um unſre Graͤnz-ſtreitigkeiten zu beurtheilen. (d) Dies U 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/343>, abgerufen am 09.06.2024.