Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.erster Abschnitt. "Lust und den Geist des Krieges verlieren; oder eine"Begierde nach grössern Besitzungen bekommen und "die Schwächern verschlingen; sich auch nach und "nach bequemlicher anbauen und verzärteln, oder "wol gar Reichthümer erwerben und sich nach einer "natürlichen Folge beneiden und zanken. Es diene "auch endlich nicht wenig dazu, das gemeine Volk "bey gutem Willen zu erhalten, wenn es sehe, daß "der Vornehme es nicht besser habe, als der Gemei- "ne und Beyde sich mit gleicher Nothdurft befriedi- "gen." (a) Dies sind die Worte CAESARIS de B. G. VI. und TA- CITVS groupirt ihm nach, wenn er sagt, arva quotannis mutant, & superest ager. Denn sonst lehrte ihm eine andre Erfahrung, suam quemque domum spatio circum. dare, welches sich von Leuten nicht sagen läßt, die keine Bezirke zum Eigenthum besitzen sollen. §. 11. Diese scheint das Werk der Kunst. Allein diese ganze Beschreibung schließt auf unsre Adel;
erſter Abſchnitt. „Luſt und den Geiſt des Krieges verlieren; oder eine„Begierde nach groͤſſern Beſitzungen bekommen und „die Schwaͤchern verſchlingen; ſich auch nach und „nach bequemlicher anbauen und verzaͤrteln, oder „wol gar Reichthuͤmer erwerben und ſich nach einer „natuͤrlichen Folge beneiden und zanken. Es diene „auch endlich nicht wenig dazu, das gemeine Volk „bey gutem Willen zu erhalten, wenn es ſehe, daß „der Vornehme es nicht beſſer habe, als der Gemei- „ne und Beyde ſich mit gleicher Nothdurft befriedi- „gen.„ (a) Dies ſind die Worte CAESARIS de B. G. VI. und TA- CITVS groupirt ihm nach, wenn er ſagt, arva quotannis mutant, & ſupereſt ager. Denn ſonſt lehrte ihm eine andre Erfahrung, ſuam quemque domum ſpatio circum. dare, welches ſich von Leuten nicht ſagen laͤßt, die keine Bezirke zum Eigenthum beſitzen ſollen. §. 11. Dieſe ſcheint das Werk der Kunſt. Allein dieſe ganze Beſchreibung ſchließt auf unſre Adel;
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0045" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">erſter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> „Luſt und den Geiſt des Krieges verlieren; oder eine<lb/> „Begierde nach groͤſſern Beſitzungen bekommen und<lb/> „die Schwaͤchern verſchlingen; ſich auch nach und<lb/> „nach bequemlicher anbauen und verzaͤrteln, oder<lb/> „wol gar Reichthuͤmer erwerben und ſich nach einer<lb/> „natuͤrlichen Folge beneiden und zanken. Es diene<lb/> „auch endlich nicht wenig dazu, das gemeine Volk<lb/> „bey gutem Willen zu erhalten, wenn es ſehe, daß<lb/> „der Vornehme es nicht beſſer habe, als der Gemei-<lb/> „ne und Beyde ſich mit gleicher Nothdurft befriedi-<lb/> „gen.„</p><lb/> <note place="end" n="(a)">Dies ſind die Worte <hi rendition="#aq">CAESARIS de B. G. VI.</hi> und <hi rendition="#aq">TA-<lb/> CITVS</hi> groupirt ihm nach, wenn er ſagt, <hi rendition="#aq">arva quotannis<lb/> mutant, & ſupereſt ager.</hi> Denn ſonſt lehrte ihm eine<lb/> andre Erfahrung, <hi rendition="#aq">ſuam quemque domum ſpatio circum.<lb/> dare,</hi> welches ſich von Leuten nicht ſagen laͤßt, die keine<lb/> Bezirke zum Eigenthum beſitzen ſollen.</note> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 11.<lb/><hi rendition="#b">Dieſe ſcheint das Werk der Kunſt.</hi></head><lb/> <p>Allein dieſe ganze Beſchreibung ſchließt auf unſre<lb/> Gegenden nicht. Hier haben ſich keine Familien zu-<lb/> ſammen gethan. Heide, Sand, Mohr und Gebuͤrge,<lb/> woraus unſer Stift groͤſtentheils beſteht, erfordern<lb/> eine vieljaͤhrige Zubereitung, anhaltenden Bau und<lb/> keine ſolche Veraͤnderung. Die Natur liebt Eigen-<lb/> thum; und der Plan, welchen Caͤſar angiebet, hat<lb/> ein kriegeriſches Genie zum Urheber, das den Staat<lb/> in ſeine Abſichten gezwungen hat. Dies war ohn-<lb/> ſtreitig bey den Sueven <note place="end" n="(a)"/> vorher gegangen; und<lb/> Caͤſar kannte keine andere Germanier. Jn dem<lb/> Sueviſchen Plan verliert der groſſe Beſitzer und der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Adel;</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0045]
erſter Abſchnitt.
„Luſt und den Geiſt des Krieges verlieren; oder eine
„Begierde nach groͤſſern Beſitzungen bekommen und
„die Schwaͤchern verſchlingen; ſich auch nach und
„nach bequemlicher anbauen und verzaͤrteln, oder
„wol gar Reichthuͤmer erwerben und ſich nach einer
„natuͤrlichen Folge beneiden und zanken. Es diene
„auch endlich nicht wenig dazu, das gemeine Volk
„bey gutem Willen zu erhalten, wenn es ſehe, daß
„der Vornehme es nicht beſſer habe, als der Gemei-
„ne und Beyde ſich mit gleicher Nothdurft befriedi-
„gen.„
⁽a⁾ Dies ſind die Worte CAESARIS de B. G. VI. und TA-
CITVS groupirt ihm nach, wenn er ſagt, arva quotannis
mutant, & ſupereſt ager. Denn ſonſt lehrte ihm eine
andre Erfahrung, ſuam quemque domum ſpatio circum.
dare, welches ſich von Leuten nicht ſagen laͤßt, die keine
Bezirke zum Eigenthum beſitzen ſollen.
§. 11.
Dieſe ſcheint das Werk der Kunſt.
Allein dieſe ganze Beſchreibung ſchließt auf unſre
Gegenden nicht. Hier haben ſich keine Familien zu-
ſammen gethan. Heide, Sand, Mohr und Gebuͤrge,
woraus unſer Stift groͤſtentheils beſteht, erfordern
eine vieljaͤhrige Zubereitung, anhaltenden Bau und
keine ſolche Veraͤnderung. Die Natur liebt Eigen-
thum; und der Plan, welchen Caͤſar angiebet, hat
ein kriegeriſches Genie zum Urheber, das den Staat
in ſeine Abſichten gezwungen hat. Dies war ohn-
ſtreitig bey den Sueven
⁽a⁾
vorher gegangen; und
Caͤſar kannte keine andere Germanier. Jn dem
Sueviſchen Plan verliert der groſſe Beſitzer und der
Adel;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |