Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte gewisse Menschen geadelt. Ersters ist falsch; undLetzters unbestimmt. Es giebt kriegerische Nationen ohne Adel; und in Deutschland hat der Wehr (a) zu Fusse und zu Pferde gedient. Das Wahrschein- lichste ist, daß man ausser dem gemeinen Heerbann, worin alle Wehren die Waffen ergriffen, gleich Anfangs annoch einige besondre und beständige Reuter erwählt und solche gegen diese vorzügliche Last für ihre Personen von gemeinen Diensten; und für ihr Wehrgut von der gemeinen Reihe-Last befreyet, dieses auch wohl merklich vergrössert habe. Auf diese Art glaube ich daß unter den freyen nordischen Natio- nen Adel und Allode zuerst entstanden; und der be- ständige Reuter (b) zu dem Nahmen und zu der Ehre gelanget sey, womit er noch jetzund pranget. Wenigstens würde er in Westphalen noch jetzt auf diese Art entstehen können; wenn er noch nicht vor- handen wäre. Denn das ordentliche Mittel jeman- den zur Uebernahme einer vorzüglichen Beschwerde zu vermögen, ist die Anweisung einiger Gründe aus der gemeinen Mark. Und die Allode kann zuerst aus ei- ner solchen Anweisung und deren Befreyung entstan- den seyn. (a) Jn der Suevischen Verfassung ist dieses wohl ausser Zweifel; und ein vernünftiger Mann wird die 10000 Reuter in der Suevischen Avantgarde (S. §. 11.) wohl nicht zu einer Art von heutigen Edel-Leuten machen. Und zur Zeit wie die Römer mit 100000 Mann über den Nieder-Rhein rückten, und nicht etwan allen Deut- schen, sondern lediglich den Völkern in einem Theil von Westphalen und Nieder-Sachsen, die blutigsten Schlach- ten lieferten; wurde etwas mehr, als eine kleine bestän- Oſnabruͤckſche Geſchichte gewiſſe Menſchen geadelt. Erſters iſt falſch; undLetzters unbeſtimmt. Es giebt kriegeriſche Nationen ohne Adel; und in Deutſchland hat der Wehr (a) zu Fuſſe und zu Pferde gedient. Das Wahrſchein- lichſte iſt, daß man auſſer dem gemeinen Heerbann, worin alle Wehren die Waffen ergriffen, gleich Anfangs annoch einige beſondre und beſtaͤndige Reuter erwaͤhlt und ſolche gegen dieſe vorzuͤgliche Laſt fuͤr ihre Perſonen von gemeinen Dienſten; und fuͤr ihr Wehrgut von der gemeinen Reihe-Laſt befreyet, dieſes auch wohl merklich vergroͤſſert habe. Auf dieſe Art glaube ich daß unter den freyen nordiſchen Natio- nen Adel und Allode zuerſt entſtanden; und der be- ſtaͤndige Reuter (b) zu dem Nahmen und zu der Ehre gelanget ſey, womit er noch jetzund pranget. Wenigſtens wuͤrde er in Weſtphalen noch jetzt auf dieſe Art entſtehen koͤnnen; wenn er noch nicht vor- handen waͤre. Denn das ordentliche Mittel jeman- den zur Uebernahme einer vorzuͤglichen Beſchwerde zu vermoͤgen, iſt die Anweiſung einiger Gruͤnde aus der gemeinen Mark. Und die Allode kann zuerſt aus ei- ner ſolchen Anweiſung und deren Befreyung entſtan- den ſeyn. (a) Jn der Sueviſchen Verfaſſung iſt dieſes wohl auſſer Zweifel; und ein vernuͤnftiger Mann wird die 10000 Reuter in der Sueviſchen Avantgarde (S. §. 11.) wohl nicht zu einer Art von heutigen Edel-Leuten machen. Und zur Zeit wie die Roͤmer mit 100000 Mann uͤber den Nieder-Rhein ruͤckten, und nicht etwan allen Deut- ſchen, ſondern lediglich den Voͤlkern in einem Theil von Weſtphalen und Nieder-Sachſen, die blutigſten Schlach- ten lieferten; wurde etwas mehr, als eine kleine beſtaͤn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="58"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Oſnabruͤckſche Geſchichte</hi></fw><lb/> gewiſſe Menſchen geadelt. Erſters iſt falſch; und<lb/> Letzters unbeſtimmt. Es giebt kriegeriſche Nationen<lb/> ohne Adel; und in Deutſchland hat der <hi rendition="#fr">Wehr</hi> <note place="end" n="(a)"/><lb/> zu Fuſſe und zu Pferde gedient. Das Wahrſchein-<lb/> lichſte iſt, daß man auſſer dem gemeinen Heerbann,<lb/> worin alle Wehren die Waffen ergriffen, gleich<lb/> Anfangs annoch einige beſondre und <hi rendition="#fr">beſtaͤndige<lb/> Reuter</hi> erwaͤhlt und ſolche gegen dieſe vorzuͤgliche Laſt<lb/> fuͤr ihre Perſonen von gemeinen Dienſten; und fuͤr<lb/> ihr Wehrgut von der gemeinen Reihe-Laſt befreyet,<lb/> dieſes auch wohl merklich vergroͤſſert habe. Auf dieſe<lb/> Art glaube ich daß unter den freyen nordiſchen Natio-<lb/> nen Adel und Allode zuerſt entſtanden; und der <hi rendition="#fr">be-<lb/> ſtaͤndige</hi> Reuter <note place="end" n="(b)"/> zu dem Nahmen und zu der<lb/> Ehre gelanget ſey, womit er noch jetzund pranget.<lb/> Wenigſtens wuͤrde er in Weſtphalen noch jetzt auf<lb/> dieſe Art entſtehen koͤnnen; wenn er noch nicht vor-<lb/> handen waͤre. Denn das ordentliche Mittel jeman-<lb/> den zur Uebernahme einer vorzuͤglichen Beſchwerde zu<lb/> vermoͤgen, iſt die Anweiſung einiger Gruͤnde aus der<lb/> gemeinen Mark. Und die Allode kann zuerſt aus ei-<lb/> ner ſolchen Anweiſung und deren Befreyung entſtan-<lb/> den ſeyn.</p><lb/> <note place="end" n="(a)">Jn der Sueviſchen Verfaſſung iſt dieſes wohl auſſer<lb/> Zweifel; und ein vernuͤnftiger Mann wird die 10000<lb/> Reuter in der Sueviſchen Avantgarde (S. §. 11.) wohl<lb/> nicht zu einer Art von heutigen Edel-Leuten machen.<lb/> Und zur Zeit wie die Roͤmer mit 100000 Mann uͤber<lb/> den Nieder-Rhein ruͤckten, und nicht etwan allen Deut-<lb/> ſchen, ſondern lediglich den Voͤlkern in einem Theil von<lb/> Weſtphalen und Nieder-Sachſen, die blutigſten Schlach-<lb/> ten lieferten; wurde etwas mehr, als eine kleine beſtaͤn-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dige</fw><lb/></note> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0088]
Oſnabruͤckſche Geſchichte
gewiſſe Menſchen geadelt. Erſters iſt falſch; und
Letzters unbeſtimmt. Es giebt kriegeriſche Nationen
ohne Adel; und in Deutſchland hat der Wehr
⁽a⁾
zu Fuſſe und zu Pferde gedient. Das Wahrſchein-
lichſte iſt, daß man auſſer dem gemeinen Heerbann,
worin alle Wehren die Waffen ergriffen, gleich
Anfangs annoch einige beſondre und beſtaͤndige
Reuter erwaͤhlt und ſolche gegen dieſe vorzuͤgliche Laſt
fuͤr ihre Perſonen von gemeinen Dienſten; und fuͤr
ihr Wehrgut von der gemeinen Reihe-Laſt befreyet,
dieſes auch wohl merklich vergroͤſſert habe. Auf dieſe
Art glaube ich daß unter den freyen nordiſchen Natio-
nen Adel und Allode zuerſt entſtanden; und der be-
ſtaͤndige Reuter
⁽b⁾
zu dem Nahmen und zu der
Ehre gelanget ſey, womit er noch jetzund pranget.
Wenigſtens wuͤrde er in Weſtphalen noch jetzt auf
dieſe Art entſtehen koͤnnen; wenn er noch nicht vor-
handen waͤre. Denn das ordentliche Mittel jeman-
den zur Uebernahme einer vorzuͤglichen Beſchwerde zu
vermoͤgen, iſt die Anweiſung einiger Gruͤnde aus der
gemeinen Mark. Und die Allode kann zuerſt aus ei-
ner ſolchen Anweiſung und deren Befreyung entſtan-
den ſeyn.
⁽a⁾ Jn der Sueviſchen Verfaſſung iſt dieſes wohl auſſer
Zweifel; und ein vernuͤnftiger Mann wird die 10000
Reuter in der Sueviſchen Avantgarde (S. §. 11.) wohl
nicht zu einer Art von heutigen Edel-Leuten machen.
Und zur Zeit wie die Roͤmer mit 100000 Mann uͤber
den Nieder-Rhein ruͤckten, und nicht etwan allen Deut-
ſchen, ſondern lediglich den Voͤlkern in einem Theil von
Weſtphalen und Nieder-Sachſen, die blutigſten Schlach-
ten lieferten; wurde etwas mehr, als eine kleine beſtaͤn-
dige
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |