Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.Gedanken über die Mittel, den überflüßigen endlich in den neuern Zeiten auf den alten Grundsatz zurück-gekommen: der sicherste Probierstein sey die Mehrheit der Stimmen in der größten Versammlung Sachverständiger Männer. Diesen Grundsatz hatte die erste Kirche. Ihn wählte Grotius, indem er aus der Geschichte das Vetragen der kriegenden Mächte in allen vorgekommenen Fällen samm- lete, und daraus die Folge zog, was man zu thun habe. Ihn haben die größten Männer, die alten fürstlichen Canzler mit dem Stutzbarte befolgt. Und wir thun für uns und unsre Kinder wohl, wenn wir ihn nicht verlassen, mithin so oft wir einen streitigen Satz zu beurtheilen haben, die Stimmen sol- cher Rechtsgelehrten mitzählen, die ohne Partheylichkeit die Sache angesehen und entschieden haben. Folgen Sie also der neuen Mode, eine Sache durch XXIII. Gedanken über die Mittel, den übermäßigen Schulden der Unterthanen zu wehren. Die Frage; ist es gut, daß der Mann, der die gemei- Um
Gedanken uͤber die Mittel, den uͤberfluͤßigen endlich in den neuern Zeiten auf den alten Grundſatz zuruͤck-gekommen: der ſicherſte Probierſtein ſey die Mehrheit der Stimmen in der groͤßten Verſammlung Sachverſtaͤndiger Maͤnner. Dieſen Grundſatz hatte die erſte Kirche. Ihn waͤhlte Grotius, indem er aus der Geſchichte das Vetragen der kriegenden Maͤchte in allen vorgekommenen Faͤllen ſamm- lete, und daraus die Folge zog, was man zu thun habe. Ihn haben die groͤßten Maͤnner, die alten fuͤrſtlichen Canzler mit dem Stutzbarte befolgt. Und wir thun fuͤr uns und unſre Kinder wohl, wenn wir ihn nicht verlaſſen, mithin ſo oft wir einen ſtreitigen Satz zu beurtheilen haben, die Stimmen ſol- cher Rechtsgelehrten mitzaͤhlen, die ohne Partheylichkeit die Sache angeſehen und entſchieden haben. Folgen Sie alſo der neuen Mode, eine Sache durch XXIII. Gedanken uͤber die Mittel, den uͤbermaͤßigen Schulden der Unterthanen zu wehren. Die Frage; iſt es gut, daß der Mann, der die gemei- Um
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Gedanken uͤber die Mittel, den uͤberfluͤßigen
endlich in den neuern Zeiten auf den alten Grundſatz zuruͤck-
gekommen: der ſicherſte Probierſtein ſey die Mehrheit der
Stimmen in der groͤßten Verſammlung Sachverſtaͤndiger
Maͤnner. Dieſen Grundſatz hatte die erſte Kirche. Ihn
waͤhlte Grotius, indem er aus der Geſchichte das Vetragen
der kriegenden Maͤchte in allen vorgekommenen Faͤllen ſamm-
lete, und daraus die Folge zog, was man zu thun habe. Ihn
haben die groͤßten Maͤnner, die alten fuͤrſtlichen Canzler mit
dem Stutzbarte befolgt. Und wir thun fuͤr uns und unſre
Kinder wohl, wenn wir ihn nicht verlaſſen, mithin ſo oft wir
einen ſtreitigen Satz zu beurtheilen haben, die Stimmen ſol-
cher Rechtsgelehrten mitzaͤhlen, die ohne Partheylichkeit die
Sache angeſehen und entſchieden haben.
Folgen Sie alſo der neuen Mode, eine Sache durch
Raiſonnements auszufuͤhren, nicht. Sie fuͤhrt gewiß zur
Sclaverey; und es iſt in vielen Faͤllen weit ſicherer, ſich auf
einen Mevius und Faber als auf ſeine eigne Logik, die ſelten
ſo demonſtrativiſch als die Cabinetslogik iſt, zu verlaſſen.
Ich bin ꝛc.
XXIII.
Gedanken uͤber die Mittel, den uͤbermaͤßigen
Schulden der Unterthanen zu wehren.
Die Frage; iſt es gut, daß der Mann, der die gemei-
nen Laſten des Staats tragen muß, Eigenthum habe?
iſt uͤberaus wichtig. Man hat in Petersburg einen Preis
auf ihre Beantwortung geſetzt; und vielleicht wird ihre Ver-
neinung jetzt das erſte Grundgeſetz der rußiſchen Nation.
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