Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.Von Verbesserung der Brauanstalten. dergerichtsbarkeiten gesprengt, und lauter große Aemter ge-macht hat. Es würde also eben nichts neues seyn, wenn die allzugroße Freyheit ohne Probe, ohne Aufsicht und ohne Ord- nung zu brauen einigermaaßen eingeschränket würde. Wir befinden uns in den glücklichen Umständen, daß wir so wenig von dem Malze und dem Hopfen als von der Pfanne und dem Gebräude das allergeringste zu entrichten haben. Desto eher müßten wir im Stande seyn, mittelst einer guten Ord- nung ein gutes und gesundes Bier zu haben. Die beste Ordnung, welche ich noch kenne, findet sich "In deser Baronie binnen den Ryksvredepaelen ist de alde Hier gehört die Braupfanne im Kirchspiel der Kirche. Sie *) Beym von Steinen in seiner Westphäl. Gesch. N. VI. S. 1565. Möscrs patr. Phantas. I. Th. M
Von Verbeſſerung der Brauanſtalten. dergerichtsbarkeiten geſprengt, und lauter große Aemter ge-macht hat. Es wuͤrde alſo eben nichts neues ſeyn, wenn die allzugroße Freyheit ohne Probe, ohne Aufſicht und ohne Ord- nung zu brauen einigermaaßen eingeſchraͤnket wuͤrde. Wir befinden uns in den gluͤcklichen Umſtaͤnden, daß wir ſo wenig von dem Malze und dem Hopfen als von der Pfanne und dem Gebraͤude das allergeringſte zu entrichten haben. Deſto eher muͤßten wir im Stande ſeyn, mittelſt einer guten Ord- nung ein gutes und geſundes Bier zu haben. Die beſte Ordnung, welche ich noch kenne, findet ſich 〟In deſer Baronie binnen den Ryksvredepaelen iſt de alde Hier gehoͤrt die Braupfanne im Kirchſpiel der Kirche. Sie *) Beym von Steinen in ſeiner Weſtphaͤl. Geſch. N. VI. S. 1565. Möſcrs patr. Phantaſ. I. Th. M
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Verbeſſerung der Brauanſtalten.</hi></fw><lb/> dergerichtsbarkeiten geſprengt, und lauter große Aemter ge-<lb/> macht hat. Es wuͤrde alſo eben nichts neues ſeyn, wenn die<lb/> allzugroße Freyheit ohne Probe, ohne Aufſicht und ohne Ord-<lb/> nung zu brauen einigermaaßen eingeſchraͤnket wuͤrde. Wir<lb/> befinden uns in den gluͤcklichen Umſtaͤnden, daß wir ſo wenig<lb/> von dem Malze und dem Hopfen als von der Pfanne und<lb/> dem Gebraͤude das allergeringſte zu entrichten haben. Deſto<lb/> eher muͤßten wir im Stande ſeyn, mittelſt einer guten Ord-<lb/> nung ein gutes und geſundes Bier zu haben.</p><lb/> <p>Die beſte Ordnung, welche ich noch kenne, findet ſich<lb/> bey dem Reichshofe Weſtenhof, in deſſen Rechten <note place="foot" n="*)">Beym <hi rendition="#fr">von Steinen</hi> in ſeiner Weſtphaͤl. Geſch. N. <hi rendition="#aq">VI.</hi><lb/> S. 1565.</note> es alſo<lb/> lautet:</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#et">〟In deſer Baronie binnen den Ryksvredepaelen iſt de alde<lb/> 〟Parochiekerke de aͤlſte und hoͤchſte Erve, de dat Recht<lb/> 〟hefft, dat die dieſes Rykshafes Saete und Maet bewah-<lb/> 〟ret und uytdelet, und mag <hi rendition="#fr">ook niemand Beer to koepe<lb/> 〟brouwen dann in deſer Kerken Brouwpanne, und der<lb/> 〟Kerken daervan geven.</hi></hi> </quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Hier gehoͤrt die Braupfanne im Kirchſpiel der Kirche.<lb/> Die Gildemeiſter oder Bauerrichter ſind beeidigt, darauf zu<lb/> ſehen, daß die Wirthe, welche zum feilen Kauf brauen, das<lb/> gehoͤrige Malz dazu nehmen, und nicht mehr davon ziehen,<lb/> als die Ordnung erlaubt; der Kuͤſter holet die Probe, ehe es<lb/> verzapft werden darf; und der Paſtor urtheilet ob es gut ſey<lb/> oder nicht. Iſt es nicht gut: ſo laͤßt er die ſechs aͤlteſten der<lb/> Gemeine zuſammen rufen, welche nach einem abermaligen<lb/> Verſuch, und wenn ihr Urthel mit jenem gleich ausfaͤllt, ſo-<lb/> fort das Bier um die Haͤlfte oder nachdem es iſt, noch weiter<lb/> herunter ſetzen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Möſcrs patr. Phantaſ.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> M</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [177/0195]
Von Verbeſſerung der Brauanſtalten.
dergerichtsbarkeiten geſprengt, und lauter große Aemter ge-
macht hat. Es wuͤrde alſo eben nichts neues ſeyn, wenn die
allzugroße Freyheit ohne Probe, ohne Aufſicht und ohne Ord-
nung zu brauen einigermaaßen eingeſchraͤnket wuͤrde. Wir
befinden uns in den gluͤcklichen Umſtaͤnden, daß wir ſo wenig
von dem Malze und dem Hopfen als von der Pfanne und
dem Gebraͤude das allergeringſte zu entrichten haben. Deſto
eher muͤßten wir im Stande ſeyn, mittelſt einer guten Ord-
nung ein gutes und geſundes Bier zu haben.
Die beſte Ordnung, welche ich noch kenne, findet ſich
bey dem Reichshofe Weſtenhof, in deſſen Rechten *) es alſo
lautet:
〟In deſer Baronie binnen den Ryksvredepaelen iſt de alde
〟Parochiekerke de aͤlſte und hoͤchſte Erve, de dat Recht
〟hefft, dat die dieſes Rykshafes Saete und Maet bewah-
〟ret und uytdelet, und mag ook niemand Beer to koepe
〟brouwen dann in deſer Kerken Brouwpanne, und der
〟Kerken daervan geven.
Hier gehoͤrt die Braupfanne im Kirchſpiel der Kirche.
Die Gildemeiſter oder Bauerrichter ſind beeidigt, darauf zu
ſehen, daß die Wirthe, welche zum feilen Kauf brauen, das
gehoͤrige Malz dazu nehmen, und nicht mehr davon ziehen,
als die Ordnung erlaubt; der Kuͤſter holet die Probe, ehe es
verzapft werden darf; und der Paſtor urtheilet ob es gut ſey
oder nicht. Iſt es nicht gut: ſo laͤßt er die ſechs aͤlteſten der
Gemeine zuſammen rufen, welche nach einem abermaligen
Verſuch, und wenn ihr Urthel mit jenem gleich ausfaͤllt, ſo-
fort das Bier um die Haͤlfte oder nachdem es iſt, noch weiter
herunter ſetzen.
Sie
*) Beym von Steinen in ſeiner Weſtphaͤl. Geſch. N. VI.
S. 1565.
Möſcrs patr. Phantaſ. I. Th. M
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |