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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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Von Verbesserung der Brauanstalten.

Sie haben bey dieser Anstalt noch einen andern Vor-
theil. Die Kirche bekömmt von jedem Gebräude ein Ge-
wisses, welches zu ihrer Unterhaltung dienet; und die Ein-
gesessenen merken es nicht, wenn sie auf eine so leichte Art das
ihrige zum Bau und zur Besserung der Kirchen beytragen
können.

Wie wäre es also, wenn wir diesem alten Exempel folg-
ten? Dadurch, daß die Pfanne der Kirche gehört, und jeder-
mann in dieser Pfanne brauen muß, wird keine wahre Zwang-
gerechtigkeit eingeführet. Von der Freyheit geht dabey auch
nichts verlohren. Die Kirche ist kein Finanzcollegium, welches
mit jeder guten Ordnung neue Auflagen verknüpfet. Sie hat
auch keine Brüchten von den Uebertretern zu empfangen. Sie
wird auf diese Art unmerklich, und hauptsächlich von Brauern,
die das meiste verdienen und das wenigste zur Kirchencol-
lecte beytragen, unterhalten. Und da die ganze Direction
zwischen dem Pastor, dem Küster und der Gemeine bleibt:
so ist auch nicht zu befürchten, daß die Pfanne in eines Päch-
ters oder Erbpächters Hand werde gegeben werden. Zu be-
wundern ist es übrigens allemal, daß die Eingesessenen der
Freyheit Westhofen ihre Braupfanne wie die Wroge ihrer
Kirchen übergeben haben. Man erkennet in dieser Einrich-
tung den Geist der alten deutschen Freyheit, der weit voraus
sahe, das aus solchen Rechten, wenn sie in die Hand der
Obrigkeit kämen, leicht Regalien werden würden, und sie da-
her lieber ihrer Kirche als dem Kirchspielsamte beylegen
wollten.



XXXI.
Von Verbeſſerung der Brauanſtalten.

Sie haben bey dieſer Anſtalt noch einen andern Vor-
theil. Die Kirche bekoͤmmt von jedem Gebraͤude ein Ge-
wiſſes, welches zu ihrer Unterhaltung dienet; und die Ein-
geſeſſenen merken es nicht, wenn ſie auf eine ſo leichte Art das
ihrige zum Bau und zur Beſſerung der Kirchen beytragen
koͤnnen.

Wie waͤre es alſo, wenn wir dieſem alten Exempel folg-
ten? Dadurch, daß die Pfanne der Kirche gehoͤrt, und jeder-
mann in dieſer Pfanne brauen muß, wird keine wahre Zwang-
gerechtigkeit eingefuͤhret. Von der Freyheit geht dabey auch
nichts verlohren. Die Kirche iſt kein Finanzcollegium, welches
mit jeder guten Ordnung neue Auflagen verknuͤpfet. Sie hat
auch keine Bruͤchten von den Uebertretern zu empfangen. Sie
wird auf dieſe Art unmerklich, und hauptſaͤchlich von Brauern,
die das meiſte verdienen und das wenigſte zur Kirchencol-
lecte beytragen, unterhalten. Und da die ganze Direction
zwiſchen dem Paſtor, dem Kuͤſter und der Gemeine bleibt:
ſo iſt auch nicht zu befuͤrchten, daß die Pfanne in eines Paͤch-
ters oder Erbpaͤchters Hand werde gegeben werden. Zu be-
wundern iſt es uͤbrigens allemal, daß die Eingeſeſſenen der
Freyheit Weſthofen ihre Braupfanne wie die Wroge ihrer
Kirchen uͤbergeben haben. Man erkennet in dieſer Einrich-
tung den Geiſt der alten deutſchen Freyheit, der weit voraus
ſahe, das aus ſolchen Rechten, wenn ſie in die Hand der
Obrigkeit kaͤmen, leicht Regalien werden wuͤrden, und ſie da-
her lieber ihrer Kirche als dem Kirchſpielsamte beylegen
wollten.



XXXI.
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[178/0196] Von Verbeſſerung der Brauanſtalten. Sie haben bey dieſer Anſtalt noch einen andern Vor- theil. Die Kirche bekoͤmmt von jedem Gebraͤude ein Ge- wiſſes, welches zu ihrer Unterhaltung dienet; und die Ein- geſeſſenen merken es nicht, wenn ſie auf eine ſo leichte Art das ihrige zum Bau und zur Beſſerung der Kirchen beytragen koͤnnen. Wie waͤre es alſo, wenn wir dieſem alten Exempel folg- ten? Dadurch, daß die Pfanne der Kirche gehoͤrt, und jeder- mann in dieſer Pfanne brauen muß, wird keine wahre Zwang- gerechtigkeit eingefuͤhret. Von der Freyheit geht dabey auch nichts verlohren. Die Kirche iſt kein Finanzcollegium, welches mit jeder guten Ordnung neue Auflagen verknuͤpfet. Sie hat auch keine Bruͤchten von den Uebertretern zu empfangen. Sie wird auf dieſe Art unmerklich, und hauptſaͤchlich von Brauern, die das meiſte verdienen und das wenigſte zur Kirchencol- lecte beytragen, unterhalten. Und da die ganze Direction zwiſchen dem Paſtor, dem Kuͤſter und der Gemeine bleibt: ſo iſt auch nicht zu befuͤrchten, daß die Pfanne in eines Paͤch- ters oder Erbpaͤchters Hand werde gegeben werden. Zu be- wundern iſt es uͤbrigens allemal, daß die Eingeſeſſenen der Freyheit Weſthofen ihre Braupfanne wie die Wroge ihrer Kirchen uͤbergeben haben. Man erkennet in dieſer Einrich- tung den Geiſt der alten deutſchen Freyheit, der weit voraus ſahe, das aus ſolchen Rechten, wenn ſie in die Hand der Obrigkeit kaͤmen, leicht Regalien werden wuͤrden, und ſie da- her lieber ihrer Kirche als dem Kirchſpielsamte beylegen wollten. XXXI.

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/196>, abgerufen am 21.11.2024.