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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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in Städten, Flecken und Weichbilden.
Amts- und Vogtshöfe vorhanden; und jene entstanden insge-
mein an und neben einem Amtshofe oder einer Burg; und
ob sie gleich, nachdem die sich daneben anbauende Handwer-
ker und Krämer eine Mauer oder einen Bannkreis erhielten,
mit darinn zu liegen kamen: so läßt sich doch leicht gedenken,
daß das Amtsgut seine vollkommenste Freyheit behalten habe.

Die dritte Ausnahme macht Burgmannsgut. Dieses
ist theils aus alten Reichs- oder Amtsgute entstanden, und
folglich zwar wohl in den städtischen Bannkreis gekommen,
aber nicht zum Weichbilde pflichtig geworden; theils hat es
die Sicherheit der Städte und Flecken erfordert, Burgleute
an sich zu ziehen; da sie denn denselben, dafür, daß sie den
Flecken und die Stadt beschützet, eine Freyheit zugestanden
haben. Hierauf gründen sich die Freyheiten adelicher Häu-
ser in Städten.

Die vierte Ausnahme gründet sich auf alten Verglei-
chen. So sehen wir, daß in den neuern Zeiten, wie in hie-
sigem Stifte die Städte und Flecken zum Schatze angeschla-
gen sind, denenselben für diejenigen Landesbediente, welche
sich darin aufhielten, so viel nachgelassen worden, als ihr An-
theil der Schatzung betragen konnte; und so wird noch ver-
schiedenen Landesbedienten ein sicheres für ihre Wohnung aus
der Landescasse bezahlet, damit sie dem Orte wo sie wohnen,
nicht allein zur Last fallen mögen. Man hat also immer den
Grundsatz befolgt, daß die Landesfreyheit der Landescasse,
nicht aber der Cämmerey des Städtgens obliege; und es er-
hellet aus den jetzt angeführten beyden Umständen, daß man
nach der von mir oben festgesetzten Regel verfahren, und kei-
nem Städtgen oder Flecken anmuthen wollen, die den Lan-
desherrlichen Bedienten von dem ganzen Lande zu verschaffen-
de Freyheit, ganz allein zu stehen. Was wir in den neuern

Zei-

in Staͤdten, Flecken und Weichbilden.
Amts- und Vogtshoͤfe vorhanden; und jene entſtanden insge-
mein an und neben einem Amtshofe oder einer Burg; und
ob ſie gleich, nachdem die ſich daneben anbauende Handwer-
ker und Kraͤmer eine Mauer oder einen Bannkreis erhielten,
mit darinn zu liegen kamen: ſo laͤßt ſich doch leicht gedenken,
daß das Amtsgut ſeine vollkommenſte Freyheit behalten habe.

Die dritte Ausnahme macht Burgmannsgut. Dieſes
iſt theils aus alten Reichs- oder Amtsgute entſtanden, und
folglich zwar wohl in den ſtaͤdtiſchen Bannkreis gekommen,
aber nicht zum Weichbilde pflichtig geworden; theils hat es
die Sicherheit der Staͤdte und Flecken erfordert, Burgleute
an ſich zu ziehen; da ſie denn denſelben, dafuͤr, daß ſie den
Flecken und die Stadt beſchuͤtzet, eine Freyheit zugeſtanden
haben. Hierauf gruͤnden ſich die Freyheiten adelicher Haͤu-
ſer in Staͤdten.

Die vierte Ausnahme gruͤndet ſich auf alten Verglei-
chen. So ſehen wir, daß in den neuern Zeiten, wie in hie-
ſigem Stifte die Staͤdte und Flecken zum Schatze angeſchla-
gen ſind, denenſelben fuͤr diejenigen Landesbediente, welche
ſich darin aufhielten, ſo viel nachgelaſſen worden, als ihr An-
theil der Schatzung betragen konnte; und ſo wird noch ver-
ſchiedenen Landesbedienten ein ſicheres fuͤr ihre Wohnung aus
der Landescaſſe bezahlet, damit ſie dem Orte wo ſie wohnen,
nicht allein zur Laſt fallen moͤgen. Man hat alſo immer den
Grundſatz befolgt, daß die Landesfreyheit der Landescaſſe,
nicht aber der Caͤmmerey des Staͤdtgens obliege; und es er-
hellet aus den jetzt angefuͤhrten beyden Umſtaͤnden, daß man
nach der von mir oben feſtgeſetzten Regel verfahren, und kei-
nem Staͤdtgen oder Flecken anmuthen wollen, die den Lan-
desherrlichen Bedienten von dem ganzen Lande zu verſchaffen-
de Freyheit, ganz allein zu ſtehen. Was wir in den neuern

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[237/0255] in Staͤdten, Flecken und Weichbilden. Amts- und Vogtshoͤfe vorhanden; und jene entſtanden insge- mein an und neben einem Amtshofe oder einer Burg; und ob ſie gleich, nachdem die ſich daneben anbauende Handwer- ker und Kraͤmer eine Mauer oder einen Bannkreis erhielten, mit darinn zu liegen kamen: ſo laͤßt ſich doch leicht gedenken, daß das Amtsgut ſeine vollkommenſte Freyheit behalten habe. Die dritte Ausnahme macht Burgmannsgut. Dieſes iſt theils aus alten Reichs- oder Amtsgute entſtanden, und folglich zwar wohl in den ſtaͤdtiſchen Bannkreis gekommen, aber nicht zum Weichbilde pflichtig geworden; theils hat es die Sicherheit der Staͤdte und Flecken erfordert, Burgleute an ſich zu ziehen; da ſie denn denſelben, dafuͤr, daß ſie den Flecken und die Stadt beſchuͤtzet, eine Freyheit zugeſtanden haben. Hierauf gruͤnden ſich die Freyheiten adelicher Haͤu- ſer in Staͤdten. Die vierte Ausnahme gruͤndet ſich auf alten Verglei- chen. So ſehen wir, daß in den neuern Zeiten, wie in hie- ſigem Stifte die Staͤdte und Flecken zum Schatze angeſchla- gen ſind, denenſelben fuͤr diejenigen Landesbediente, welche ſich darin aufhielten, ſo viel nachgelaſſen worden, als ihr An- theil der Schatzung betragen konnte; und ſo wird noch ver- ſchiedenen Landesbedienten ein ſicheres fuͤr ihre Wohnung aus der Landescaſſe bezahlet, damit ſie dem Orte wo ſie wohnen, nicht allein zur Laſt fallen moͤgen. Man hat alſo immer den Grundſatz befolgt, daß die Landesfreyheit der Landescaſſe, nicht aber der Caͤmmerey des Staͤdtgens obliege; und es er- hellet aus den jetzt angefuͤhrten beyden Umſtaͤnden, daß man nach der von mir oben feſtgeſetzten Regel verfahren, und kei- nem Staͤdtgen oder Flecken anmuthen wollen, die den Lan- desherrlichen Bedienten von dem ganzen Lande zu verſchaffen- de Freyheit, ganz allein zu ſtehen. Was wir in den neuern Zei-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/255>, abgerufen am 22.11.2024.