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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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über die Bevölkerung seines Vaterlandes.

Das ist nicht möglich, sagte mein Sohn; in Frank-
reich sind so viele Hauptstädte, so viele Seehafen, und allein
über achtmal hundert tausend Bediente; denket nur einmal
an 12000 Equipagen in Paris ..... das kann alles wohl seyn,
war meine Antwort; und ich freue mich, daß wir nicht den 350-
ten Theil von Bedienten und Gutschen haben. Allein es ist klar,
daß unser Land mehr als doppelt so stark bevölkert sey als Frank-
reich; und aller ihrera Huptstädte und Seehäfen ungeachtet, den
Vorzug behalte. Doch wir wollen der Sache näher treten.
Wie viel Feuerstätten haben die Franzosen im Lande?

Man rechnete sie ehedem, sagte er, auf vier Millio-
nen. Andre sagen nur von 31/2 Millionen, oder 3713563. Noch
andre setzen sie auf 21/2; und zu meiner Zeit (1764) nahm man
sie zu zwey Millionen an. Gut, erwiederte ich, wir wollen ih-
nen die 4 Millionen lassen; es kömmt hier auf ein paar
Millionen nicht an; und so müßten in unserm Stifte nur et-
wa 11000 Wohnungen seyn. Es sind ihrer aber wie du weist
vom Herzoge Ferdinand 18000 gezählet worden; und man
kann wohl annehmen, daß man diesem großen bösen General
zweytausend weniger gesagt habe als würklich vorhanden sind.
Du siehst also, daß nach dem angenommenen Verhältnisse in
unserm Lande doppelt so viel Feuerstätte als in Frankreich
sind.

Es sey darum wie es wolle, versetzte er: so hat Frank-
reich 38000 Kirchspiele; und hier im Stifte sind deren nicht
viel über funfzig. In Frankreich wird das Säeland auf
150 Millionen und das Wiesen-Garten- und Weinbergsland
auf 50 Millionen Arpens, den Arpent zu 150 Quadratruthen
gerechnet, angeschlagen. So viel wird von unsern Heyden und
Möhren doch jährlich nicht genutzt. Und wie schön ist dort nicht
der Acker gebauet, seitdem man eigne Akademien dafür errichtet?

Wie
Mösers patr. Phantas. I. Th. Q
uͤber die Bevoͤlkerung ſeines Vaterlandes.

Das iſt nicht moͤglich, ſagte mein Sohn; in Frank-
reich ſind ſo viele Hauptſtaͤdte, ſo viele Seehafen, und allein
uͤber achtmal hundert tauſend Bediente; denket nur einmal
an 12000 Equipagen in Paris ..... das kann alles wohl ſeyn,
war meine Antwort; und ich freue mich, daß wir nicht den 350-
ten Theil von Bedienten und Gutſchen haben. Allein es iſt klar,
daß unſer Land mehr als doppelt ſo ſtark bevoͤlkert ſey als Frank-
reich; und aller ihrera Huptſtaͤdte und Seehaͤfen ungeachtet, den
Vorzug behalte. Doch wir wollen der Sache naͤher treten.
Wie viel Feuerſtaͤtten haben die Franzoſen im Lande?

Man rechnete ſie ehedem, ſagte er, auf vier Millio-
nen. Andre ſagen nur von 3½ Millionen, oder 3713563. Noch
andre ſetzen ſie auf 2½; und zu meiner Zeit (1764) nahm man
ſie zu zwey Millionen an. Gut, erwiederte ich, wir wollen ih-
nen die 4 Millionen laſſen; es koͤmmt hier auf ein paar
Millionen nicht an; und ſo muͤßten in unſerm Stifte nur et-
wa 11000 Wohnungen ſeyn. Es ſind ihrer aber wie du weiſt
vom Herzoge Ferdinand 18000 gezaͤhlet worden; und man
kann wohl annehmen, daß man dieſem großen boͤſen General
zweytauſend weniger geſagt habe als wuͤrklich vorhanden ſind.
Du ſiehſt alſo, daß nach dem angenommenen Verhaͤltniſſe in
unſerm Lande doppelt ſo viel Feuerſtaͤtte als in Frankreich
ſind.

Es ſey darum wie es wolle, verſetzte er: ſo hat Frank-
reich 38000 Kirchſpiele; und hier im Stifte ſind deren nicht
viel uͤber funfzig. In Frankreich wird das Saͤeland auf
150 Millionen und das Wieſen-Garten- und Weinbergsland
auf 50 Millionen Arpens, den Arpent zu 150 Quadratruthen
gerechnet, angeſchlagen. So viel wird von unſern Heyden und
Moͤhren doch jaͤhrlich nicht genutzt. Und wie ſchoͤn iſt dort nicht
der Acker gebauet, ſeitdem man eigne Akademien dafuͤr errichtet?

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[241/0259] uͤber die Bevoͤlkerung ſeines Vaterlandes. Das iſt nicht moͤglich, ſagte mein Sohn; in Frank- reich ſind ſo viele Hauptſtaͤdte, ſo viele Seehafen, und allein uͤber achtmal hundert tauſend Bediente; denket nur einmal an 12000 Equipagen in Paris ..... das kann alles wohl ſeyn, war meine Antwort; und ich freue mich, daß wir nicht den 350- ten Theil von Bedienten und Gutſchen haben. Allein es iſt klar, daß unſer Land mehr als doppelt ſo ſtark bevoͤlkert ſey als Frank- reich; und aller ihrera Huptſtaͤdte und Seehaͤfen ungeachtet, den Vorzug behalte. Doch wir wollen der Sache naͤher treten. Wie viel Feuerſtaͤtten haben die Franzoſen im Lande? Man rechnete ſie ehedem, ſagte er, auf vier Millio- nen. Andre ſagen nur von 3½ Millionen, oder 3713563. Noch andre ſetzen ſie auf 2½; und zu meiner Zeit (1764) nahm man ſie zu zwey Millionen an. Gut, erwiederte ich, wir wollen ih- nen die 4 Millionen laſſen; es koͤmmt hier auf ein paar Millionen nicht an; und ſo muͤßten in unſerm Stifte nur et- wa 11000 Wohnungen ſeyn. Es ſind ihrer aber wie du weiſt vom Herzoge Ferdinand 18000 gezaͤhlet worden; und man kann wohl annehmen, daß man dieſem großen boͤſen General zweytauſend weniger geſagt habe als wuͤrklich vorhanden ſind. Du ſiehſt alſo, daß nach dem angenommenen Verhaͤltniſſe in unſerm Lande doppelt ſo viel Feuerſtaͤtte als in Frankreich ſind. Es ſey darum wie es wolle, verſetzte er: ſo hat Frank- reich 38000 Kirchſpiele; und hier im Stifte ſind deren nicht viel uͤber funfzig. In Frankreich wird das Saͤeland auf 150 Millionen und das Wieſen-Garten- und Weinbergsland auf 50 Millionen Arpens, den Arpent zu 150 Quadratruthen gerechnet, angeſchlagen. So viel wird von unſern Heyden und Moͤhren doch jaͤhrlich nicht genutzt. Und wie ſchoͤn iſt dort nicht der Acker gebauet, ſeitdem man eigne Akademien dafuͤr errichtet? Wie Möſers patr. Phantaſ. I. Th. Q

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/259>, abgerufen am 22.11.2024.