Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.Also sollen die deutsch. Städte sich mit Genehm. Levante beherrschte, und die Schätze aus Asien und Africa inDeutschland zurückbrachte. Beyde Compagnien so wohl die Hanseatische oder die nordliche und westliche als die südliche verstanden ihr gemeinschaftliches Interesse; und man kann es nicht ohne Erstaunen betrachten, daß Englands Handlung damals durch deutschen Fleiß nach der Levante getrieben wurde. Die Größe der Venetianer und die Flotten, womit die unglück- lichen Creutzzüge unterstützet, und die wichtigen Unternehmun- gen auf Africa und Asien ausgeführet wurden, sind aus dem Handel erwachsen, welchen die verbundenen Städte in Ober- deutschland aus den Italiänischen Häfen trieben. Jedoch diese güldnen Zeiten der deutschen Handlung zu
Alſo ſollen die deutſch. Staͤdte ſich mit Genehm. Levante beherrſchte, und die Schaͤtze aus Aſien und Africa inDeutſchland zuruͤckbrachte. Beyde Compagnien ſo wohl die Hanſeatiſche oder die nordliche und weſtliche als die ſuͤdliche verſtanden ihr gemeinſchaftliches Intereſſe; und man kann es nicht ohne Erſtaunen betrachten, daß Englands Handlung damals durch deutſchen Fleiß nach der Levante getrieben wurde. Die Groͤße der Venetianer und die Flotten, womit die ungluͤck- lichen Creutzzuͤge unterſtuͤtzet, und die wichtigen Unternehmun- gen auf Africa und Aſien ausgefuͤhret wurden, ſind aus dem Handel erwachſen, welchen die verbundenen Staͤdte in Ober- deutſchland aus den Italiaͤniſchen Haͤfen trieben. Jedoch dieſe guͤldnen Zeiten der deutſchen Handlung zu
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Alſo ſollen die deutſch. Staͤdte ſich mit Genehm.
Levante beherrſchte, und die Schaͤtze aus Aſien und Africa in
Deutſchland zuruͤckbrachte. Beyde Compagnien ſo wohl die
Hanſeatiſche oder die nordliche und weſtliche als die ſuͤdliche
verſtanden ihr gemeinſchaftliches Intereſſe; und man kann
es nicht ohne Erſtaunen betrachten, daß Englands Handlung
damals durch deutſchen Fleiß nach der Levante getrieben wurde.
Die Groͤße der Venetianer und die Flotten, womit die ungluͤck-
lichen Creutzzuͤge unterſtuͤtzet, und die wichtigen Unternehmun-
gen auf Africa und Aſien ausgefuͤhret wurden, ſind aus dem
Handel erwachſen, welchen die verbundenen Staͤdte in Ober-
deutſchland aus den Italiaͤniſchen Haͤfen trieben.
Jedoch dieſe guͤldnen Zeiten der deutſchen Handlung
kommen wohl niemals wieder. Sie werden kaum mehr ge-
glaubt; ſo ſehr haben wir uns von ihnen entfernt. Das be-
ſonderſte dabey iſt, daß alle Handwerker zugleich ausgeartet
und der fliehenden Handlung nachgefolget ſind. Man ſehe
nur auf die alten Arbeiten an Altaͤren, Einfaſſungen der Re-
liquien, Monſtranzen, Kelchen, Bechern und dergleichen,
auf die Kaͤſtlein von Ebenholz; auf die Kunſtwerke von Elfen-
bein und auf verſchiedene andre getriebene, geſchnitzte, einge-
legte und durchgearbeitete Stuͤcke, welche ſich noch hie und
da in Cabinetten finden; Man betrachte nur einige Denk-
maͤler der Mahlerey, Bildhauerkunſt und Baukunſt, ſo uns
aus dem XIV. XV. und XVI. Jahrhundert noch uͤbrig ſind;
man gedenke an das Dauerhafte, Kuͤhne und Praͤchtige der
gothiſchen Stuͤcke, welche um deswillen, daß ſie nach einem
beſondern Zeitgeſchmack gearbeitet ſind, ihren Kunſtwehrt
nicht verlohren haben: ſo wird man ſehen, daß zur Zeit der
Henſeatiſchen Handlung eine Periode in Deutſchland geweſen,
worinn es die groͤßten Meiſter in jedem Handwerke gegeben
habe. Und man kann dreiſte behaupten, daß die Deutſchen
die Handlung und den damaligen gothiſchen Styl der Kunſt
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