Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.solten ein Handwerk lernen. Eltern ihren Kindern das Handwerk besser lernen lassen?wird nicht der ganze Hof dem Exempel des Herrn folgen? Und wird nicht das Exempel des Hofes alle Affen du bon ton mit Recht dahin reissen? Dann werden wir klagen; und wie alle diejenigen, die ihre Schuld fühlen, ungerecht genug seyn, über diejenige zu murren, die uns mit Recht verachten. Wir werden den besten Herrn nicht so lieben, wie er es verdient, und aus Schaam zuletzt undankbar werden. Ihro Königliche Hoheit Ernst August der Andre hatten Was können also vernünftige und bemittelte Eltern Mit C 4
ſolten ein Handwerk lernen. Eltern ihren Kindern das Handwerk beſſer lernen laſſen?wird nicht der ganze Hof dem Exempel des Herrn folgen? Und wird nicht das Exempel des Hofes alle Affen du bon ton mit Recht dahin reiſſen? Dann werden wir klagen; und wie alle diejenigen, die ihre Schuld fuͤhlen, ungerecht genug ſeyn, uͤber diejenige zu murren, die uns mit Recht verachten. Wir werden den beſten Herrn nicht ſo lieben, wie er es verdient, und aus Schaam zuletzt undankbar werden. Ihro Koͤnigliche Hoheit Ernſt Auguſt der Andre hatten Was koͤnnen alſo vernuͤnftige und bemittelte Eltern Mit C 4
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ſolten ein Handwerk lernen.
Eltern ihren Kindern das Handwerk beſſer lernen laſſen?
wird nicht der ganze Hof dem Exempel des Herrn folgen?
Und wird nicht das Exempel des Hofes alle Affen du bon ton
mit Recht dahin reiſſen? Dann werden wir klagen; und wie
alle diejenigen, die ihre Schuld fuͤhlen, ungerecht genug ſeyn,
uͤber diejenige zu murren, die uns mit Recht verachten. Wir
werden den beſten Herrn nicht ſo lieben, wie er es verdient,
und aus Schaam zuletzt undankbar werden.
Ihro Koͤnigliche Hoheit Ernſt Auguſt der Andre hatten
die Gedult einige Handwerker reiſen zu laſſen. Man weis
wie der Erfolg davon geweſen, und wie weit der Schloͤſſer,
welcher ſich dieſe Gnade recht zu Nutze machte, alles uͤbertraf,
was wir in der Art jemals geſehen hatten. Seine Geſchick-
lichkeit hat andre gebildet, die ihn zwar nicht erreicht, ſich
aber merklich gebeſſert haben. Ihro Koͤnigliche Majeſtaͤt
von Großbritannien fordern die hieſigen Gilden auf, und
bieten den jungen Leuten, welche ein Handwerk gelernet
haben und Genie zeigen, die Reiſekoſten und alle moͤgliche
Befoͤrderung an. Was koͤnnen wir in der Welt mehr er-
warten, und iſt es nicht eine auſſerordentliche Vorſorge auf
die kuͤnftigen Zeiten, daß diejenigen Knaben, welche ſich jetzt
zum Handwerke geben, gerade zu der Zeit, wann die Minder-
jaͤhrigkeit unſers Hofnungsvollen Landesherrn ein Ende
nimmt, und unſre getreuſten Wuͤnſche Ihn zu uns fuͤhren
werden, nicht bloß ausgelernte, ſondern auch große Meiſter
ſeyn koͤnnen? Machen wir uns nicht vorſetzlich alles des Un-
willens, des Murrens und der Undankbarkeit ſchuldig, welche
uns dereinſt, wann wir als zunftmaͤßige Stuͤmper den Frem-
den nachgeſetzt werden, gewiß dahin reiſſen wird, im Fall wir
uns nicht mit dankbaren Eyfer beſtreben, dieſe Gelegenheit mit
beyden Haͤnden zu ergreifen?
Was koͤnnen alſo vernuͤnftige und bemittelte Eltern
beſſer thun, als ihre Kinder ein Handwerk lernen zu laſſen?
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