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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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Man sorge auch für guten Leinsaamen,
einzukaufen. Die Vorsorge der Landesobrigkeiten in den
Häfen der Ostsee kann nicht weiter gehen, als daß sie den
besten und mittlern Saamen durch Zeichen an den Tonnen
bemerket, und den schlechten gar ungezeichnet läßt. Allein
was hilft dieses, wenn das Kronlein mehrentheils allein von
den Holländern und fast wenig von den Bremern eingekauft,
folglich auch zu uns fast gar nicht gebracht wird. Nur
Schweden hat dieses Jahr den Entschluß fassen können, einen
eignen Commissair nach Riga zu schicken, durch denselben alle
Tonnen, welche für dieses Reich geladen werden, zeichnen,
und darauf ein Verbot zu erlassen, daß kein andrer Saame,
als welcher von dem Commissair der Krone gestempelt, ins
Reich zugelassen werden solle. Die Ausführung dieses Ent-
schlusses ist für unsre unverbundene Städte einzeln zu kostbar;
und noch haben sie sich nicht vereinigt einen gemeinschaftlichen
Consul NB. der selbst nicht handelt, zu dergleichen Ver-
richtungen in Riga oder anderwärts zu halten.

Indessen ist doch so viel augenscheinlich

Daß eben, wie in Schweden, der beste Leinsaamen unter
obrigkeitlicher Aufsicht angeschaft, und alle Unsicherheit ab-
gewandt werden könne, wenn nachher, und so bald dieses
geschehn, alle weitere Einfuhr verboten würde.

Der Preis in der Ostsee, oder in Bremen, möchte nachher
steigen und fallen: so hätte dieses keinen Einfluß auf den an-
gekauften Vorrath; und die Unsicherheit, welche vorhin der
Kaufmaun tragen und um derentwillen er sich allerhand
schädlicher Hülfsmittel bedienen müßte, fiele aufs ganze Land
zurück. Dieses leistete gleichsam die Assecuranz. In einem
Jahre profitirte es nicht von der spätern Wohlfeiligkeit, und
im andern verlöhre es nicht bey der spätern Theurung, mithin
hätte es im Durchschnitt von dreyßig Jahren, wie jener Kauf-
mann nichts daran verlohren oder gewonnen, aber allezeit
sicher guten ächten Saamen erhalten.

Wie

Man ſorge auch fuͤr guten Leinſaamen,
einzukaufen. Die Vorſorge der Landesobrigkeiten in den
Haͤfen der Oſtſee kann nicht weiter gehen, als daß ſie den
beſten und mittlern Saamen durch Zeichen an den Tonnen
bemerket, und den ſchlechten gar ungezeichnet laͤßt. Allein
was hilft dieſes, wenn das Kronlein mehrentheils allein von
den Hollaͤndern und faſt wenig von den Bremern eingekauft,
folglich auch zu uns faſt gar nicht gebracht wird. Nur
Schweden hat dieſes Jahr den Entſchluß faſſen koͤnnen, einen
eignen Commiſſair nach Riga zu ſchicken, durch denſelben alle
Tonnen, welche fuͤr dieſes Reich geladen werden, zeichnen,
und darauf ein Verbot zu erlaſſen, daß kein andrer Saame,
als welcher von dem Commiſſair der Krone geſtempelt, ins
Reich zugelaſſen werden ſolle. Die Ausfuͤhrung dieſes Ent-
ſchluſſes iſt fuͤr unſre unverbundene Staͤdte einzeln zu koſtbar;
und noch haben ſie ſich nicht vereinigt einen gemeinſchaftlichen
Conſul NB. der ſelbſt nicht handelt, zu dergleichen Ver-
richtungen in Riga oder anderwaͤrts zu halten.

Indeſſen iſt doch ſo viel augenſcheinlich

Daß eben, wie in Schweden, der beſte Leinſaamen unter
obrigkeitlicher Aufſicht angeſchaft, und alle Unſicherheit ab-
gewandt werden koͤnne, wenn nachher, und ſo bald dieſes
geſchehn, alle weitere Einfuhr verboten wuͤrde.

Der Preis in der Oſtſee, oder in Bremen, moͤchte nachher
ſteigen und fallen: ſo haͤtte dieſes keinen Einfluß auf den an-
gekauften Vorrath; und die Unſicherheit, welche vorhin der
Kaufmaun tragen und um derentwillen er ſich allerhand
ſchaͤdlicher Huͤlfsmittel bedienen muͤßte, fiele aufs ganze Land
zuruͤck. Dieſes leiſtete gleichſam die Aſſecuranz. In einem
Jahre profitirte es nicht von der ſpätern Wohlfeiligkeit, und
im andern verloͤhre es nicht bey der ſpaͤtern Theurung, mithin
haͤtte es im Durchſchnitt von dreyßig Jahren, wie jener Kauf-
mann nichts daran verlohren oder gewonnen, aber allezeit
ſicher guten aͤchten Saamen erhalten.

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[58/0076] Man ſorge auch fuͤr guten Leinſaamen, einzukaufen. Die Vorſorge der Landesobrigkeiten in den Haͤfen der Oſtſee kann nicht weiter gehen, als daß ſie den beſten und mittlern Saamen durch Zeichen an den Tonnen bemerket, und den ſchlechten gar ungezeichnet laͤßt. Allein was hilft dieſes, wenn das Kronlein mehrentheils allein von den Hollaͤndern und faſt wenig von den Bremern eingekauft, folglich auch zu uns faſt gar nicht gebracht wird. Nur Schweden hat dieſes Jahr den Entſchluß faſſen koͤnnen, einen eignen Commiſſair nach Riga zu ſchicken, durch denſelben alle Tonnen, welche fuͤr dieſes Reich geladen werden, zeichnen, und darauf ein Verbot zu erlaſſen, daß kein andrer Saame, als welcher von dem Commiſſair der Krone geſtempelt, ins Reich zugelaſſen werden ſolle. Die Ausfuͤhrung dieſes Ent- ſchluſſes iſt fuͤr unſre unverbundene Staͤdte einzeln zu koſtbar; und noch haben ſie ſich nicht vereinigt einen gemeinſchaftlichen Conſul NB. der ſelbſt nicht handelt, zu dergleichen Ver- richtungen in Riga oder anderwaͤrts zu halten. Indeſſen iſt doch ſo viel augenſcheinlich Daß eben, wie in Schweden, der beſte Leinſaamen unter obrigkeitlicher Aufſicht angeſchaft, und alle Unſicherheit ab- gewandt werden koͤnne, wenn nachher, und ſo bald dieſes geſchehn, alle weitere Einfuhr verboten wuͤrde. Der Preis in der Oſtſee, oder in Bremen, moͤchte nachher ſteigen und fallen: ſo haͤtte dieſes keinen Einfluß auf den an- gekauften Vorrath; und die Unſicherheit, welche vorhin der Kaufmaun tragen und um derentwillen er ſich allerhand ſchaͤdlicher Huͤlfsmittel bedienen muͤßte, fiele aufs ganze Land zuruͤck. Dieſes leiſtete gleichſam die Aſſecuranz. In einem Jahre profitirte es nicht von der ſpätern Wohlfeiligkeit, und im andern verloͤhre es nicht bey der ſpaͤtern Theurung, mithin haͤtte es im Durchſchnitt von dreyßig Jahren, wie jener Kauf- mann nichts daran verlohren oder gewonnen, aber allezeit ſicher guten aͤchten Saamen erhalten. Wie

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/76>, abgerufen am 21.11.2024.