Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.der sogenandten Hyen, Echten oder Hoden. Der Bischof hatte nicht Lust den Bericht seiner Räthe, XXV. ction mit der Aufhebung des juris exuviarum; und diese combination wird man in tausend Fällen finden. Fast sollte man auf den Gedanken gerathen, bey der ersten rohen Vereinigung der Menschen hätten die Vorsteher, um Zank, Mord und Todtschlag unter den Erben zu ver- meiden, jedes Mitgliedes Nachlaß ad sequestrum genommen und hernach jedem gegen einen gewissen Abzug das seinige lösen lassen; da denn unechte Erben (die nem- lich in keiner Echte gestanden) kein Recht zur Ablösung gehabt. Das jus spolii exuviarum &c. setzet eine sol- che Anstalt voraus; und so wie die custodia hereditatis zuerst dem patri familias nachgelassen worden: so ist sie auch nachwärts a comite ad Episcopum, ad Episcopo ad Capitulares &c. gekommen. Auf diese Weise erhielte man einen sehr vernünftigen Ursprung des juris mor- tuarii vel spolii. a) Es ist keine Stadt in Deutschland, die nicht ein privile-
gium gegen alle Beerbtheilungen habe, woraus viele die alte Leibeigenschaft ihrer Einwohner folgern wollen, und insgemein hat der Stadtschreiber noch ein gutes Pfand von jeder versiegelten Erbschaft, eben wie der Meyer von der Erbschast eines verstorbenen Hausgenossen, welche er zum Behuf des Hofesherrn beschreibt. der ſogenandten Hyen, Echten oder Hoden. Der Biſchof hatte nicht Luſt den Bericht ſeiner Raͤthe, XXV. ction mit der Aufhebung des juris exuviarum; und dieſe combination wird man in tauſend Faͤllen finden. Faſt ſollte man auf den Gedanken gerathen, bey der erſten rohen Vereinigung der Menſchen haͤtten die Vorſteher, um Zank, Mord und Todtſchlag unter den Erben zu ver- meiden, jedes Mitgliedes Nachlaß ad ſequeſtrum genommen und hernach jedem gegen einen gewiſſen Abzug das ſeinige loͤſen laſſen; da denn unechte Erben (die nem- lich in keiner Echte geſtanden) kein Recht zur Abloͤſung gehabt. Das jus ſpolii exuviarum &c. ſetzet eine ſol- che Anſtalt voraus; und ſo wie die cuſtodia hereditatis zuerſt dem patri familias nachgelaſſen worden: ſo iſt ſie auch nachwaͤrts a comite ad Epiſcopum, ad Epiſcopo ad Capitulares &c. gekommen. Auf dieſe Weiſe erhielte man einen ſehr vernuͤnftigen Urſprung des juris mor- tuarii vel ſpolii. a) Es iſt keine Stadt in Deutſchland, die nicht ein privile-
gium gegen alle Beerbtheilungen habe, woraus viele die alte Leibeigenſchaft ihrer Einwohner folgern wollen, und insgemein hat der Stadtſchreiber noch ein gutes Pfand von jeder verſiegelten Erbſchaft, eben wie der Meyer von der Erbſchaſt eines verſtorbenen Hausgenoſſen, welche er zum Behuf des Hofesherrn beſchreibt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0223" n="205"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der ſogenandten Hyen, Echten oder Hoden.</hi> </fw><lb/> <p>Der Biſchof hatte nicht Luſt den Bericht ſeiner Raͤthe,<lb/> der gar zu lang gerathen war, weiter zu leſen, (vielleicht<lb/> geht es manchen unſer Leſer auch ſo) und ſo begnuͤgt er ſich<lb/> dem ehemaligen Cammermaͤdgen der Koͤnigin Richezza ihres<lb/> Mannes Nachlaß zu ſchenken, und im uͤbrigen die Sache, <note place="foot" n="a)">Es iſt keine Stadt in Deutſchland, die nicht ein <hi rendition="#aq">privile-<lb/> gium</hi> gegen alle Beerbtheilungen habe, woraus viele die<lb/> alte Leibeigenſchaft ihrer Einwohner folgern wollen, und<lb/> insgemein hat der Stadtſchreiber noch ein gutes Pfand<lb/> von jeder verſiegelten Erbſchaft, eben wie der Meyer von<lb/> der Erbſchaſt eines verſtorbenen Hausgenoſſen, welche er<lb/> zum Behuf des Hofesherrn beſchreibt.</note><lb/> da ſie ſich mit ſo vielen andern verwickelte, in dem vorigen<lb/> Stande zu laſſen.</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_7_2" prev="#seg2pn_7_1" place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">ction</hi> mit der Aufhebung des <hi rendition="#aq">juris exuviarum;</hi> und<lb/> dieſe <hi rendition="#aq">combination</hi> wird man in tauſend Faͤllen finden.<lb/> Faſt ſollte man auf den Gedanken gerathen, bey der erſten<lb/> rohen Vereinigung der Menſchen haͤtten die Vorſteher,<lb/> um Zank, Mord und Todtſchlag unter den Erben zu ver-<lb/> meiden, jedes Mitgliedes Nachlaß <hi rendition="#aq">ad ſequeſtrum</hi><lb/> genommen und hernach jedem gegen einen gewiſſen Abzug<lb/> das ſeinige loͤſen laſſen; da denn unechte Erben (die nem-<lb/> lich in keiner Echte geſtanden) kein Recht zur Abloͤſung<lb/> gehabt. Das <hi rendition="#aq">jus ſpolii exuviarum &c.</hi> ſetzet eine ſol-<lb/> che Anſtalt voraus; und ſo wie die <hi rendition="#aq">cuſtodia hereditatis</hi><lb/> zuerſt dem <hi rendition="#aq">patri familias</hi> nachgelaſſen worden: ſo iſt ſie<lb/> auch nachwaͤrts <hi rendition="#aq">a comite ad Epiſcopum, ad Epiſcopo<lb/> ad Capitulares &c.</hi> gekommen. Auf dieſe Weiſe erhielte<lb/> man einen ſehr vernuͤnftigen Urſprung des <hi rendition="#aq">juris mor-<lb/> tuarii vel ſpolii.</hi></note> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">XXV.</hi> </hi> </fw><lb/> </body> </text> </TEI> [205/0223]
der ſogenandten Hyen, Echten oder Hoden.
Der Biſchof hatte nicht Luſt den Bericht ſeiner Raͤthe,
der gar zu lang gerathen war, weiter zu leſen, (vielleicht
geht es manchen unſer Leſer auch ſo) und ſo begnuͤgt er ſich
dem ehemaligen Cammermaͤdgen der Koͤnigin Richezza ihres
Mannes Nachlaß zu ſchenken, und im uͤbrigen die Sache, a)
da ſie ſich mit ſo vielen andern verwickelte, in dem vorigen
Stande zu laſſen.
a)
XXV.
a) Es iſt keine Stadt in Deutſchland, die nicht ein privile-
gium gegen alle Beerbtheilungen habe, woraus viele die
alte Leibeigenſchaft ihrer Einwohner folgern wollen, und
insgemein hat der Stadtſchreiber noch ein gutes Pfand
von jeder verſiegelten Erbſchaft, eben wie der Meyer von
der Erbſchaſt eines verſtorbenen Hausgenoſſen, welche er
zum Behuf des Hofesherrn beſchreibt.
a) ction mit der Aufhebung des juris exuviarum; und
dieſe combination wird man in tauſend Faͤllen finden.
Faſt ſollte man auf den Gedanken gerathen, bey der erſten
rohen Vereinigung der Menſchen haͤtten die Vorſteher,
um Zank, Mord und Todtſchlag unter den Erben zu ver-
meiden, jedes Mitgliedes Nachlaß ad ſequeſtrum
genommen und hernach jedem gegen einen gewiſſen Abzug
das ſeinige loͤſen laſſen; da denn unechte Erben (die nem-
lich in keiner Echte geſtanden) kein Recht zur Abloͤſung
gehabt. Das jus ſpolii exuviarum &c. ſetzet eine ſol-
che Anſtalt voraus; und ſo wie die cuſtodia hereditatis
zuerſt dem patri familias nachgelaſſen worden: ſo iſt ſie
auch nachwaͤrts a comite ad Epiſcopum, ad Epiſcopo
ad Capitulares &c. gekommen. Auf dieſe Weiſe erhielte
man einen ſehr vernuͤnftigen Urſprung des juris mor-
tuarii vel ſpolii.
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