Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Johann seyd doch so gut!
unverdrossen aufwarten, den Nachmittag seine Geschäfte thun,
und in der Nacht zu Fuße neben seines Herrn Pferde nach
der Stadt traben; anstatt daß er fonst gerade nur dasjenige
that, was er thun muste, so oft ihm sein Herr ohne Vorrede:
Johann thue das, sagte.

Der Oberste welcher mit von der Gesellschaft gewesen war
und die Unverdrossenheit des jungen Menschen bewunderte,
bat den Hauptmann inständig, ihm diesen Bedienten zu über-
lassen; lange hätte er gewünscht einen solchen Kerl zu haben,
alles Gesinde was er hätte, wäre träge und faul, und man
müßte den Leuten alles was sie thun sollten, ins Maul stop-
fen, ohnerachtet er doch meinte, daß sie es besser bey ihm
hätten als sonst irgendwo in der ganzen Stadt, und daß er
ihnen den Lohn noch kürzlich verbessert hätte. .....

Von Herzen gern, sagte der Hauptmann, allein der Herr
Oberst müssen mir einen von den ihrigen wieder überlassen,
weil ich so gleich keinen andern habe ....

Gut, der Wechsel wurde vollzogen; Johann kam bey dem
Herrn Obersten, und Peter, ein stockischer Maulaffe, bey
dem Hauptmann. Kaum waren acht Tage vorüber: so führte
der Oberste seine vorige Klage, und Johann, dem er doch
seinen Lohn verbessert hatte, war nicht besser als die übrigen.
Peter hingegen wollte sich für den Hauptmann, der ob er
gleich bisweilen mit Stockprügeln drohete, allemahl zu rechter
Zeit ein gutes Wort gab, zu Tode laufen.

Ich weiß nicht wie Sie es in aller Welt anfangen, sagte
der Oberste zu ihm, daß ihre Leute ihnen so gut dienen; ich
gebe den Meinigen einen bessern Lohn, sie haben mehrere
Freyheit und weniger Arbeit als bey Ihnen, sie erhalten über-
dem so viel Spielgelder, und doch ....

O er-
B b 5

Johann ſeyd doch ſo gut!
unverdroſſen aufwarten, den Nachmittag ſeine Geſchaͤfte thun,
und in der Nacht zu Fuße neben ſeines Herrn Pferde nach
der Stadt traben; anſtatt daß er fonſt gerade nur dasjenige
that, was er thun muſte, ſo oft ihm ſein Herr ohne Vorrede:
Johann thue das, ſagte.

Der Oberſte welcher mit von der Geſellſchaft geweſen war
und die Unverdroſſenheit des jungen Menſchen bewunderte,
bat den Hauptmann inſtaͤndig, ihm dieſen Bedienten zu uͤber-
laſſen; lange haͤtte er gewuͤnſcht einen ſolchen Kerl zu haben,
alles Geſinde was er haͤtte, waͤre traͤge und faul, und man
muͤßte den Leuten alles was ſie thun ſollten, ins Maul ſtop-
fen, ohnerachtet er doch meinte, daß ſie es beſſer bey ihm
haͤtten als ſonſt irgendwo in der ganzen Stadt, und daß er
ihnen den Lohn noch kuͤrzlich verbeſſert haͤtte. .....

Von Herzen gern, ſagte der Hauptmann, allein der Herr
Oberſt muͤſſen mir einen von den ihrigen wieder uͤberlaſſen,
weil ich ſo gleich keinen andern habe ....

Gut, der Wechſel wurde vollzogen; Johann kam bey dem
Herrn Oberſten, und Peter, ein ſtockiſcher Maulaffe, bey
dem Hauptmann. Kaum waren acht Tage voruͤber: ſo fuͤhrte
der Oberſte ſeine vorige Klage, und Johann, dem er doch
ſeinen Lohn verbeſſert hatte, war nicht beſſer als die uͤbrigen.
Peter hingegen wollte ſich fuͤr den Hauptmann, der ob er
gleich bisweilen mit Stockpruͤgeln drohete, allemahl zu rechter
Zeit ein gutes Wort gab, zu Tode laufen.

Ich weiß nicht wie Sie es in aller Welt anfangen, ſagte
der Oberſte zu ihm, daß ihre Leute ihnen ſo gut dienen; ich
gebe den Meinigen einen beſſern Lohn, ſie haben mehrere
Freyheit und weniger Arbeit als bey Ihnen, ſie erhalten uͤber-
dem ſo viel Spielgelder, und doch ....

O er-
B b 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0411" n="393"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Johann &#x017F;eyd doch &#x017F;o gut!</hi></fw><lb/>
unverdro&#x017F;&#x017F;en aufwarten, den Nachmittag &#x017F;eine Ge&#x017F;cha&#x0364;fte thun,<lb/>
und in der Nacht zu Fuße neben &#x017F;eines Herrn Pferde nach<lb/>
der Stadt traben; an&#x017F;tatt daß er fon&#x017F;t gerade nur dasjenige<lb/>
that, was er thun mu&#x017F;te, &#x017F;o oft ihm &#x017F;ein Herr ohne Vorrede:<lb/><hi rendition="#fr">Johann thue das,</hi> &#x017F;agte.</p><lb/>
        <p>Der Ober&#x017F;te welcher mit von der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft gewe&#x017F;en war<lb/>
und die Unverdro&#x017F;&#x017F;enheit des jungen Men&#x017F;chen bewunderte,<lb/>
bat den Hauptmann in&#x017F;ta&#x0364;ndig, ihm die&#x017F;en Bedienten zu u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en; lange ha&#x0364;tte er gewu&#x0364;n&#x017F;cht einen &#x017F;olchen Kerl zu haben,<lb/>
alles Ge&#x017F;inde was er ha&#x0364;tte, wa&#x0364;re tra&#x0364;ge und faul, und man<lb/>
mu&#x0364;ßte den Leuten alles was &#x017F;ie thun &#x017F;ollten, ins Maul &#x017F;top-<lb/>
fen, ohnerachtet er doch meinte, daß &#x017F;ie es be&#x017F;&#x017F;er bey ihm<lb/>
ha&#x0364;tten als &#x017F;on&#x017F;t irgendwo in der ganzen Stadt, und daß er<lb/>
ihnen den Lohn noch ku&#x0364;rzlich verbe&#x017F;&#x017F;ert ha&#x0364;tte. .....</p><lb/>
        <p>Von Herzen gern, &#x017F;agte der Hauptmann, allein der Herr<lb/>
Ober&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mir einen von den ihrigen wieder u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
weil ich &#x017F;o gleich keinen andern habe ....</p><lb/>
        <p>Gut, der Wech&#x017F;el wurde vollzogen; Johann kam bey dem<lb/>
Herrn Ober&#x017F;ten, und Peter, ein &#x017F;tocki&#x017F;cher Maulaffe, bey<lb/>
dem Hauptmann. Kaum waren acht Tage voru&#x0364;ber: &#x017F;o fu&#x0364;hrte<lb/>
der Ober&#x017F;te &#x017F;eine vorige Klage, und Johann, dem er doch<lb/>
&#x017F;einen Lohn verbe&#x017F;&#x017F;ert hatte, war nicht be&#x017F;&#x017F;er als die u&#x0364;brigen.<lb/>
Peter hingegen wollte &#x017F;ich fu&#x0364;r den Hauptmann, der ob er<lb/>
gleich bisweilen mit Stockpru&#x0364;geln drohete, allemahl zu rechter<lb/>
Zeit ein gutes Wort gab, zu Tode laufen.</p><lb/>
        <p>Ich weiß nicht wie Sie es in aller Welt anfangen, &#x017F;agte<lb/>
der Ober&#x017F;te zu ihm, daß ihre Leute ihnen &#x017F;o gut dienen; ich<lb/>
gebe den Meinigen einen be&#x017F;&#x017F;ern Lohn, &#x017F;ie haben mehrere<lb/>
Freyheit und weniger Arbeit als bey Ihnen, &#x017F;ie erhalten u&#x0364;ber-<lb/>
dem &#x017F;o viel Spielgelder, und doch ....</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">B b 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">O er-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[393/0411] Johann ſeyd doch ſo gut! unverdroſſen aufwarten, den Nachmittag ſeine Geſchaͤfte thun, und in der Nacht zu Fuße neben ſeines Herrn Pferde nach der Stadt traben; anſtatt daß er fonſt gerade nur dasjenige that, was er thun muſte, ſo oft ihm ſein Herr ohne Vorrede: Johann thue das, ſagte. Der Oberſte welcher mit von der Geſellſchaft geweſen war und die Unverdroſſenheit des jungen Menſchen bewunderte, bat den Hauptmann inſtaͤndig, ihm dieſen Bedienten zu uͤber- laſſen; lange haͤtte er gewuͤnſcht einen ſolchen Kerl zu haben, alles Geſinde was er haͤtte, waͤre traͤge und faul, und man muͤßte den Leuten alles was ſie thun ſollten, ins Maul ſtop- fen, ohnerachtet er doch meinte, daß ſie es beſſer bey ihm haͤtten als ſonſt irgendwo in der ganzen Stadt, und daß er ihnen den Lohn noch kuͤrzlich verbeſſert haͤtte. ..... Von Herzen gern, ſagte der Hauptmann, allein der Herr Oberſt muͤſſen mir einen von den ihrigen wieder uͤberlaſſen, weil ich ſo gleich keinen andern habe .... Gut, der Wechſel wurde vollzogen; Johann kam bey dem Herrn Oberſten, und Peter, ein ſtockiſcher Maulaffe, bey dem Hauptmann. Kaum waren acht Tage voruͤber: ſo fuͤhrte der Oberſte ſeine vorige Klage, und Johann, dem er doch ſeinen Lohn verbeſſert hatte, war nicht beſſer als die uͤbrigen. Peter hingegen wollte ſich fuͤr den Hauptmann, der ob er gleich bisweilen mit Stockpruͤgeln drohete, allemahl zu rechter Zeit ein gutes Wort gab, zu Tode laufen. Ich weiß nicht wie Sie es in aller Welt anfangen, ſagte der Oberſte zu ihm, daß ihre Leute ihnen ſo gut dienen; ich gebe den Meinigen einen beſſern Lohn, ſie haben mehrere Freyheit und weniger Arbeit als bey Ihnen, ſie erhalten uͤber- dem ſo viel Spielgelder, und doch .... O er- B b 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/411
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/411>, abgerufen am 22.11.2024.