gehn, diejenigen Wege einschlagen, wo ihnen Frost und Hitze zu statten kommen, und höchstens in den dreyen oder vier schlechten Monaten des Jahrs unsre Weghäuser besuchen, welche davon schlecht bestehen werden. Und überhaupt wird die Nahrung im Lande, welche von den Frachtfuhren ent- steht, sich sehr vermindern, wenn die mit Weggeldern be- schwerten Wege solchergestalt zur besten Zeit, und wenn der Zug am stärksten ist, auf das sorgfältigste vermieden werden.
Die Freunde des Anbaues und der Bevölkerung, welche sich freuen, wenn sie durch abgesetzte Heerstraßen einen Theil Heide unbefahren erhalten, und aufs ungewisse zu einem bes- sern Gebrauch bestimmen können, sollten billig die Rechnung erst ziehen, ob die Unterhaltung eines künstlichen Weges nicht mehr wegnehme als das neue Urbare aufbringt; und dann würden sie gewiß finden, daß selbiger der Bevölkerung und dem Anbau nicht so sehr zu statten komme, als sie glauben, so lange die durch jene vermehrten Frohndienste den Ertrag der neugewonnenen Ländereyen übersteiget. Es ist daher noch so ganz unräthlich nicht, wenn in einigen Gegenden, wo nichts als Heide ist, breite Striche zu den Wegen ungebauet liegen bleiben, damit man das Spur desto öfterer versetzen, und sich von der Unterhaltung eines eignen Weges befreyen könne. Man läßt hier der Sonne und dem Frost ihre natürliche Würkung, und sparet sich für die Aufopferung eines ge- ringen unergiebigen Raums unzählige Frohndienste. Bey dem allen räume ich aber gern ein, daß da wo es geschehen kan und in allem Betracht mit Recht geschieht, die schönen Wege einem Lande zur größern Ehre gereichen als die präch- tigsten Schlösser, welche oft zu nichts weiter dienen als den Kontrast zu vergrößern. Ein Fürst kan gar keine edlere Art der Verschwendung, da doch etwas zum Glanze des Hofes geschehen muß, wählen, als die Verschönerung der Heer-
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als neu zu machen.
gehn, diejenigen Wege einſchlagen, wo ihnen Froſt und Hitze zu ſtatten kommen, und hoͤchſtens in den dreyen oder vier ſchlechten Monaten des Jahrs unſre Weghaͤuſer beſuchen, welche davon ſchlecht beſtehen werden. Und uͤberhaupt wird die Nahrung im Lande, welche von den Frachtfuhren ent- ſteht, ſich ſehr vermindern, wenn die mit Weggeldern be- ſchwerten Wege ſolchergeſtalt zur beſten Zeit, und wenn der Zug am ſtaͤrkſten iſt, auf das ſorgfaͤltigſte vermieden werden.
Die Freunde des Anbaues und der Bevoͤlkerung, welche ſich freuen, wenn ſie durch abgeſetzte Heerſtraßen einen Theil Heide unbefahren erhalten, und aufs ungewiſſe zu einem beſ- ſern Gebrauch beſtimmen koͤnnen, ſollten billig die Rechnung erſt ziehen, ob die Unterhaltung eines kuͤnſtlichen Weges nicht mehr wegnehme als das neue Urbare aufbringt; und dann wuͤrden ſie gewiß finden, daß ſelbiger der Bevoͤlkerung und dem Anbau nicht ſo ſehr zu ſtatten komme, als ſie glauben, ſo lange die durch jene vermehrten Frohndienſte den Ertrag der neugewonnenen Laͤndereyen uͤberſteiget. Es iſt daher noch ſo ganz unraͤthlich nicht, wenn in einigen Gegenden, wo nichts als Heide iſt, breite Striche zu den Wegen ungebauet liegen bleiben, damit man das Spur deſto oͤfterer verſetzen, und ſich von der Unterhaltung eines eignen Weges befreyen koͤnne. Man laͤßt hier der Sonne und dem Froſt ihre natuͤrliche Wuͤrkung, und ſparet ſich fuͤr die Aufopferung eines ge- ringen unergiebigen Raums unzaͤhlige Frohndienſte. Bey dem allen raͤume ich aber gern ein, daß da wo es geſchehen kan und in allem Betracht mit Recht geſchieht, die ſchoͤnen Wege einem Lande zur groͤßern Ehre gereichen als die praͤch- tigſten Schloͤſſer, welche oft zu nichts weiter dienen als den Kontraſt zu vergroͤßern. Ein Fuͤrſt kan gar keine edlere Art der Verſchwendung, da doch etwas zum Glanze des Hofes geſchehen muß, waͤhlen, als die Verſchoͤnerung der Heer-
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als neu zu machen.
gehn, diejenigen Wege einſchlagen, wo ihnen Froſt und
Hitze zu ſtatten kommen, und hoͤchſtens in den dreyen oder
vier ſchlechten Monaten des Jahrs unſre Weghaͤuſer beſuchen,
welche davon ſchlecht beſtehen werden. Und uͤberhaupt wird
die Nahrung im Lande, welche von den Frachtfuhren ent-
ſteht, ſich ſehr vermindern, wenn die mit Weggeldern be-
ſchwerten Wege ſolchergeſtalt zur beſten Zeit, und wenn der
Zug am ſtaͤrkſten iſt, auf das ſorgfaͤltigſte vermieden werden.
Die Freunde des Anbaues und der Bevoͤlkerung, welche
ſich freuen, wenn ſie durch abgeſetzte Heerſtraßen einen Theil
Heide unbefahren erhalten, und aufs ungewiſſe zu einem beſ-
ſern Gebrauch beſtimmen koͤnnen, ſollten billig die Rechnung
erſt ziehen, ob die Unterhaltung eines kuͤnſtlichen Weges nicht
mehr wegnehme als das neue Urbare aufbringt; und dann
wuͤrden ſie gewiß finden, daß ſelbiger der Bevoͤlkerung und
dem Anbau nicht ſo ſehr zu ſtatten komme, als ſie glauben,
ſo lange die durch jene vermehrten Frohndienſte den Ertrag der
neugewonnenen Laͤndereyen uͤberſteiget. Es iſt daher noch ſo
ganz unraͤthlich nicht, wenn in einigen Gegenden, wo nichts
als Heide iſt, breite Striche zu den Wegen ungebauet liegen
bleiben, damit man das Spur deſto oͤfterer verſetzen, und ſich
von der Unterhaltung eines eignen Weges befreyen koͤnne.
Man laͤßt hier der Sonne und dem Froſt ihre natuͤrliche
Wuͤrkung, und ſparet ſich fuͤr die Aufopferung eines ge-
ringen unergiebigen Raums unzaͤhlige Frohndienſte. Bey
dem allen raͤume ich aber gern ein, daß da wo es geſchehen
kan und in allem Betracht mit Recht geſchieht, die ſchoͤnen
Wege einem Lande zur groͤßern Ehre gereichen als die praͤch-
tigſten Schloͤſſer, welche oft zu nichts weiter dienen als den
Kontraſt zu vergroͤßern. Ein Fuͤrſt kan gar keine edlere Art
der Verſchwendung, da doch etwas zum Glanze des Hofes
geſchehen muß, waͤhlen, als die Verſchoͤnerung der Heer-
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/439>, abgerufen am 22.11.2024.
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