Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.Umgekehrt: es ist rathsamer noch jetzo davon in den vielfältigen, selbst da wo man jetztflickt, vorhandenen Ruinen. Nur ihre neuere Nachkommen flicken und flicken bis sie die ganze Natur jener Wege zerstö- ret und durch den nächsten den besten Sand oder Koth, Wa- sen, Stroh und Quecken, das sonst noch erträgliche Terrain zu grundlosen Morästen und Fluch auspressenden Mordwegen umschaffen. Sehr oft habe ich es erfahren, daß natürliche Schlaglöcher weniger gefährlich zu paßiren, als die geflickten Wege, die ich alsdenn lieber gekünstelte Mordgruben betitelt hätte. Ich halte es überflüßig, das fehlerhafte der von Frost und Soll eine Heerstraße nun zu allen Zeiten fahrbar seyn; so Ich würde zweifelhaft bey dieser Frage gewesen seyn, wenn Gele-
Umgekehrt: es iſt rathſamer noch jetzo davon in den vielfaͤltigen, ſelbſt da wo man jetztflickt, vorhandenen Ruinen. Nur ihre neuere Nachkommen flicken und flicken bis ſie die ganze Natur jener Wege zerſtoͤ- ret und durch den naͤchſten den beſten Sand oder Koth, Wa- ſen, Stroh und Quecken, das ſonſt noch ertraͤgliche Terrain zu grundloſen Moraͤſten und Fluch auspreſſenden Mordwegen umſchaffen. Sehr oft habe ich es erfahren, daß natuͤrliche Schlagloͤcher weniger gefaͤhrlich zu paßiren, als die geflickten Wege, die ich alsdenn lieber gekuͤnſtelte Mordgruben betitelt haͤtte. Ich halte es uͤberfluͤßig, das fehlerhafte der von Froſt und Soll eine Heerſtraße nun zu allen Zeiten fahrbar ſeyn; ſo Ich wuͤrde zweifelhaft bey dieſer Frage geweſen ſeyn, wenn Gele-
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Umgekehrt: es iſt rathſamer
noch jetzo davon in den vielfaͤltigen, ſelbſt da wo man jetzt
flickt, vorhandenen Ruinen. Nur ihre neuere Nachkommen
flicken und flicken bis ſie die ganze Natur jener Wege zerſtoͤ-
ret und durch den naͤchſten den beſten Sand oder Koth, Wa-
ſen, Stroh und Quecken, das ſonſt noch ertraͤgliche Terrain
zu grundloſen Moraͤſten und Fluch auspreſſenden Mordwegen
umſchaffen. Sehr oft habe ich es erfahren, daß natuͤrliche
Schlagloͤcher weniger gefaͤhrlich zu paßiren, als die geflickten
Wege, die ich alsdenn lieber gekuͤnſtelte Mordgruben betitelt
haͤtte.
Ich halte es uͤberfluͤßig, das fehlerhafte der von Froſt und
Hitze hergenommenen Wegebeſſerungsmittel weitlaͤuftig zu
zeigen. Wer Wege, die geflickt werden, kennet, und die
Kinderjahre zuruͤck geleget, um von der Ungewißheit auch
ſelbſt unſrer ſogenannten beſtaͤndigen Jahrszeiten Erfahrungen
zu ſammlen, der wird jene willkuͤhrliche Beſſerung nie an-
preiſen, es ſey denn, daß er es wage den Rath hinzuzufuͤgen:
Unſere Frachten wie die Alten ſo einzurichten, daß wir ſie
nur in der beſten Jahrszeit ab- und zuführten.
Soll eine Heerſtraße nun zu allen Zeiten fahrbar ſeyn; ſo
erfordert ſolche Aufſicht mithin Koſten. Woher dann aber
die Koſten dieſer fuͤr die Ewigkeit angeſtelleten Aufſicht, dieſer
Unterhaltung, ſo unbetraͤchtlich ſie auch gegen das immer-
waͤhrende Flicken ſeyn mag? Iſt dazu ein Weggeld gut und
rathſam, wird nicht der Unterthan dadurch auf eine neue Art
gedruͤcket und wird denn ſolches zum Endzwecke hinreichen?
Ich wuͤrde zweifelhaft bey dieſer Frage geweſen ſeyn, wenn
nicht einige Tage zuvor als ich ſie mir in einem gewiſſen Lande
bey der wuͤrklichen Abforderung zweener Groſchen fuͤr die
Befahrung einer Meile neu erbaueten Weges, aufzuwerfen
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