von diesem Dorfe weggelegt worden. Nun befahre ich sie mit Freuden, fröhlich und singend entrichte ich mein Weg- geld, denn es ersparet mir Kummer, Kosten und Zeit, und segnend preise ich dafür den guten Herrn und sein Land.
Ich bin ungern weitlauftig: allein folgende Geschichte scheinet mir zugleich für die Erwartungen der von unserm Herrn Verfasser vielleicht nie selbst versuchten Winterhülfe zu entscheidend, als solche ganz mit Stillschweigen übergehen zu können, sie ist aus dem Munde eines andern meiner Fuhr- leute: im vorigen Winter war er nehmlich auf einer öffent- lichen Landstraße, ohngefehr hundert Schritte vor einem ge- wissen Dorfe im Kothe stecken geblieben, zu einer Zeit, wo das angepriesene wohlfeilste Mittel, der Frost, zwar ange- fangen zu bessern, doch noch nicht völlig so gebauet hatte, daß es seine Pferde und Wagen tragen wollen. Auch selbst die im Dorfe erkaufte Hülfe hatte ihn nicht vor Eintritt der Nacht loshelfen können. Er hatte also im Dorfe übernachtet, oder vielmehr in bitterer Kälte seinen im freyen Dreck gesteckten Wagen bewachet, da indes der zusällige Wegbauer seinen Wa- gen des Morgens so stark eingemauert, daß er ihm mit un- säglicher Mühe und Kosten loshauen lassen müssen, bis er endlich Nachmittags ins Dorf gekommen und gerade vier und zwanzig Stunden zugebracht, um hundert Schritt Weges zu- rückzulegen, welche ihm, wie er noch mit Seufzen bedauerte, mehr gekostet, als ihm vielleicht funfzig Meilen guten Weges an Weggelde nicht würden gekostet haben.
Durch diese Erzählungen schon etwas bestimmter für das Weggeld, benahmen mir die Nachrichten, die ich einige Tage darauf der treuherzigen Höflichkeit einiger der Männer, die mir das Weggeld abforderten, zu verdanken hatte, alle noch übrige Zweifel. Sie stimmten alle darinn überein, daß das
Geld,
Umgekehrt: es iſt rathſamer
von dieſem Dorfe weggelegt worden. Nun befahre ich ſie mit Freuden, froͤhlich und ſingend entrichte ich mein Weg- geld, denn es erſparet mir Kummer, Koſten und Zeit, und ſegnend preiſe ich dafuͤr den guten Herrn und ſein Land.
Ich bin ungern weitlauftig: allein folgende Geſchichte ſcheinet mir zugleich fuͤr die Erwartungen der von unſerm Herrn Verfaſſer vielleicht nie ſelbſt verſuchten Winterhuͤlfe zu entſcheidend, als ſolche ganz mit Stillſchweigen uͤbergehen zu koͤnnen, ſie iſt aus dem Munde eines andern meiner Fuhr- leute: im vorigen Winter war er nehmlich auf einer oͤffent- lichen Landſtraße, ohngefehr hundert Schritte vor einem ge- wiſſen Dorfe im Kothe ſtecken geblieben, zu einer Zeit, wo das angeprieſene wohlfeilſte Mittel, der Froſt, zwar ange- fangen zu beſſern, doch noch nicht voͤllig ſo gebauet hatte, daß es ſeine Pferde und Wagen tragen wollen. Auch ſelbſt die im Dorfe erkaufte Huͤlfe hatte ihn nicht vor Eintritt der Nacht loshelfen koͤnnen. Er hatte alſo im Dorfe uͤbernachtet, oder vielmehr in bitterer Kaͤlte ſeinen im freyen Dreck geſteckten Wagen bewachet, da indes der zuſaͤllige Wegbauer ſeinen Wa- gen des Morgens ſo ſtark eingemauert, daß er ihm mit un- ſaͤglicher Muͤhe und Koſten loshauen laſſen muͤſſen, bis er endlich Nachmittags ins Dorf gekommen und gerade vier und zwanzig Stunden zugebracht, um hundert Schritt Weges zu- ruͤckzulegen, welche ihm, wie er noch mit Seufzen bedauerte, mehr gekoſtet, als ihm vielleicht funfzig Meilen guten Weges an Weggelde nicht wuͤrden gekoſtet haben.
Durch dieſe Erzaͤhlungen ſchon etwas beſtimmter fuͤr das Weggeld, benahmen mir die Nachrichten, die ich einige Tage darauf der treuherzigen Hoͤflichkeit einiger der Maͤnner, die mir das Weggeld abforderten, zu verdanken hatte, alle noch uͤbrige Zweifel. Sie ſtimmten alle darinn uͤberein, daß das
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Umgekehrt: es iſt rathſamer
von dieſem Dorfe weggelegt worden. Nun befahre ich ſie
mit Freuden, froͤhlich und ſingend entrichte ich mein Weg-
geld, denn es erſparet mir Kummer, Koſten und Zeit, und
ſegnend preiſe ich dafuͤr den guten Herrn und ſein Land.
Ich bin ungern weitlauftig: allein folgende Geſchichte
ſcheinet mir zugleich fuͤr die Erwartungen der von unſerm
Herrn Verfaſſer vielleicht nie ſelbſt verſuchten Winterhuͤlfe
zu entſcheidend, als ſolche ganz mit Stillſchweigen uͤbergehen
zu koͤnnen, ſie iſt aus dem Munde eines andern meiner Fuhr-
leute: im vorigen Winter war er nehmlich auf einer oͤffent-
lichen Landſtraße, ohngefehr hundert Schritte vor einem ge-
wiſſen Dorfe im Kothe ſtecken geblieben, zu einer Zeit, wo
das angeprieſene wohlfeilſte Mittel, der Froſt, zwar ange-
fangen zu beſſern, doch noch nicht voͤllig ſo gebauet hatte, daß
es ſeine Pferde und Wagen tragen wollen. Auch ſelbſt die
im Dorfe erkaufte Huͤlfe hatte ihn nicht vor Eintritt der Nacht
loshelfen koͤnnen. Er hatte alſo im Dorfe uͤbernachtet, oder
vielmehr in bitterer Kaͤlte ſeinen im freyen Dreck geſteckten
Wagen bewachet, da indes der zuſaͤllige Wegbauer ſeinen Wa-
gen des Morgens ſo ſtark eingemauert, daß er ihm mit un-
ſaͤglicher Muͤhe und Koſten loshauen laſſen muͤſſen, bis er
endlich Nachmittags ins Dorf gekommen und gerade vier und
zwanzig Stunden zugebracht, um hundert Schritt Weges zu-
ruͤckzulegen, welche ihm, wie er noch mit Seufzen bedauerte,
mehr gekoſtet, als ihm vielleicht funfzig Meilen guten Weges
an Weggelde nicht wuͤrden gekoſtet haben.
Durch dieſe Erzaͤhlungen ſchon etwas beſtimmter fuͤr das
Weggeld, benahmen mir die Nachrichten, die ich einige Tage
darauf der treuherzigen Hoͤflichkeit einiger der Maͤnner, die
mir das Weggeld abforderten, zu verdanken hatte, alle noch
uͤbrige Zweifel. Sie ſtimmten alle darinn uͤberein, daß das
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/446>, abgerufen am 22.11.2024.
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