vathände gekommen sey, ohne daß es die Reichssendgra- sen, deren Befugniß nachher an die Landesherrn gekommen, der Mühe werth achteten, diese altfränkischen Stücke an sich zu bringen.
Ein Stück daraus ist gewiß die Blutronne, welche sich hie und da ohne die geringste Beymischung andrer Arten von Gerichtsbarkeiten in Privathänden befindet. Diese, in so fern sie mit einem von Alters her feststehenden Gelde bestraft oder gelöset wird, ist das hauptsächlichste Stück, was von dem ehmaligen Blutbann des Grafens oder Erhaltungsrichters dermalen noch übrig ist. Es erhellet dieses ziemlich deutlich aus einem Vergleich mit Ravensperg de 1497. und zwar aus folgenden Worten: Auch als wir beyde Herrn und Fürsten von Osnabrück und von Gülich vorgenandt Gowgerichte haben eins in des andern Landen, nemlich wir Conrat vorgemeldt zu Borgholzhausen und Halle und wir Wilhelm vorgemel- det zu Buer; so denn die Gowgerichte in Blutrunnen gegen einander bestehen blieben, lassen wir es von bey- den Seiten dabey, und mit dem Blutrunnen im Dorse zu Dissen zu halten wie vordem, also, daß beyderseits Beamte solche zusammen zu theilen. Worinn meines Ermessens so viel gesagt wird: Daß, nachdem die Verbrechen, worüber der Gowgraf ehedem zu Gelde gerichtet, nunmehro an Leib und Le- ben, und bloß die blutigen Wunden nur noch mit Gelde gelöset würden, man wegen des erstern die Befugniß völlig aufheben, und solche auf die letztern einschrän- ken wollte. In den Vergleichsentwürfen über einen ähnlichen Fall mit Münster, wollte man Münsterscher Seits die Worte haben:
Daß
Eine Hypotheſe zur beſſern Aufklaͤrung
vathaͤnde gekommen ſey, ohne daß es die Reichsſendgra- ſen, deren Befugniß nachher an die Landesherrn gekommen, der Muͤhe werth achteten, dieſe altfraͤnkiſchen Stuͤcke an ſich zu bringen.
Ein Stuͤck daraus iſt gewiß die Blutronne, welche ſich hie und da ohne die geringſte Beymiſchung andrer Arten von Gerichtsbarkeiten in Privathaͤnden befindet. Dieſe, in ſo fern ſie mit einem von Alters her feſtſtehenden Gelde beſtraft oder geloͤſet wird, iſt das hauptſaͤchlichſte Stuͤck, was von dem ehmaligen Blutbann des Grafens oder Erhaltungsrichters dermalen noch uͤbrig iſt. Es erhellet dieſes ziemlich deutlich aus einem Vergleich mit Ravenſperg de 1497. und zwar aus folgenden Worten: Auch als wir beyde Herrn und Fuͤrſten von Oſnabruͤck und von Guͤlich vorgenandt Gowgerichte haben eins in des andern Landen, nemlich wir Conrat vorgemeldt zu Borgholzhauſen und Halle und wir Wilhelm vorgemel- det zu Buer; ſo denn die Gowgerichte in Blutrunnen gegen einander beſtehen blieben, laſſen wir es von bey- den Seiten dabey, und mit dem Blutrunnen im Dorſe zu Diſſen zu halten wie vordem, alſo, daß beyderſeits Beamte ſolche zuſammen zu theilen. Worinn meines Ermeſſens ſo viel geſagt wird: Daß, nachdem die Verbrechen, woruͤber der Gowgraf ehedem zu Gelde gerichtet, nunmehro an Leib und Le- ben, und bloß die blutigen Wunden nur noch mit Gelde geloͤſet wuͤrden, man wegen des erſtern die Befugniß voͤllig aufheben, und ſolche auf die letztern einſchraͤn- ken wollte. In den Vergleichsentwuͤrfen uͤber einen aͤhnlichen Fall mit Muͤnſter, wollte man Muͤnſterſcher Seits die Worte haben:
Daß
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Eine Hypotheſe zur beſſern Aufklaͤrung
vathaͤnde gekommen ſey, ohne daß es die Reichsſendgra-
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der Muͤhe werth achteten, dieſe altfraͤnkiſchen Stuͤcke an ſich
zu bringen.
Ein Stuͤck daraus iſt gewiß die Blutronne, welche ſich hie
und da ohne die geringſte Beymiſchung andrer Arten von
Gerichtsbarkeiten in Privathaͤnden befindet. Dieſe, in ſo
fern ſie mit einem von Alters her feſtſtehenden Gelde beſtraft
oder geloͤſet wird, iſt das hauptſaͤchlichſte Stuͤck, was von dem
ehmaligen Blutbann des Grafens oder Erhaltungsrichters
dermalen noch uͤbrig iſt. Es erhellet dieſes ziemlich deutlich
aus einem Vergleich mit Ravenſperg de 1497. und zwar aus
folgenden Worten:
Auch als wir beyde Herrn und Fuͤrſten von Oſnabruͤck
und von Guͤlich vorgenandt Gowgerichte haben eins in
des andern Landen, nemlich wir Conrat vorgemeldt zu
Borgholzhauſen und Halle und wir Wilhelm vorgemel-
det zu Buer; ſo denn die Gowgerichte in Blutrunnen
gegen einander beſtehen blieben, laſſen wir es von bey-
den Seiten dabey, und mit dem Blutrunnen im Dorſe
zu Diſſen zu halten wie vordem, alſo, daß beyderſeits
Beamte ſolche zuſammen zu theilen.
Worinn meines Ermeſſens ſo viel geſagt wird:
Daß, nachdem die Verbrechen, woruͤber der Gowgraf
ehedem zu Gelde gerichtet, nunmehro an Leib und Le-
ben, und bloß die blutigen Wunden nur noch mit Gelde
geloͤſet wuͤrden, man wegen des erſtern die Befugniß
voͤllig aufheben, und ſolche auf die letztern einſchraͤn-
ken wollte.
In den Vergleichsentwuͤrfen uͤber einen aͤhnlichen Fall mit
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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