Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.Allerunterthänigstes Memorial. Ein Verfahren dieser Art verdienet um so mehr eine gerechteAhndung, da ich nicht allein dadurch völlig ausser Stand gesetzet werde, mein Brod zu gewinnen, und mein Schutz- geld zu bezahlen, sondern auch zu meinem größten Herze- leid sehen muß, daß Ew. K. M. getreueste Unterthanen aufs empfindlichste mitgenommen werden, weil keiner der etwas gewinnet, die Fürbitte umsonst verlangt. Ich weiß zwar wohl, die Accidentien des hiesigen Curaten sind gering, indem die alte Pfründe ihm entzogen ist; und er oft seine Lunge Stundenweise verheuren muß, wenn eine Leichenpre- digt zu halten ist, um nur ehrlich durch die Welt zu kom- men. Ich gönne es ihm auch von Herzen, daß er dem Heuermann, wenn er mehr als der Meyer dafür bezahlt, einen nähern Weg zum Schosse Abrahams weiset, als die- sem. Allein da mir bisher die Lotterie-Collection allein anvertrauet gewesen, und ich ohne Ruhm zu melden, dem Lotto jährlich mehr eingeliefert habe, als die hiesige Scha- tzung beträgt: so hoffe ich, Ew. K. M. werden es gerech- test nicht gestatten, daß solchergestalt Dero allerhöchstes Interesse von meinen allerunterthänigsten widerrechtlich ge- trennet werde. Ueberhaupt muß ich bey dieser Gelegenheit demüthigst dieser miora volumus, quanto rectiora judicamus. Praecipimus quia
justum est, petimus quia vos diligimus, ut decimationes om- nes in universo Episcopatu Osnabr ficut jus canonicum exigit annuatim exhibeatis et neminem in hoc timeatis. Nos enim qui justitiam praecipimus, ut justitiam faciatis vos adjuvabi- mus Valete. Allerunterthaͤnigſtes Memorial. Ein Verfahren dieſer Art verdienet um ſo mehr eine gerechteAhndung, da ich nicht allein dadurch voͤllig auſſer Stand geſetzet werde, mein Brod zu gewinnen, und mein Schutz- geld zu bezahlen, ſondern auch zu meinem groͤßten Herze- leid ſehen muß, daß Ew. K. M. getreueſte Unterthanen aufs empfindlichſte mitgenommen werden, weil keiner der etwas gewinnet, die Fuͤrbitte umſonſt verlangt. Ich weiß zwar wohl, die Accidentien des hieſigen Curaten ſind gering, indem die alte Pfruͤnde ihm entzogen iſt; und er oft ſeine Lunge Stundenweiſe verheuren muß, wenn eine Leichenpre- digt zu halten iſt, um nur ehrlich durch die Welt zu kom- men. Ich goͤnne es ihm auch von Herzen, daß er dem Heuermann, wenn er mehr als der Meyer dafuͤr bezahlt, einen naͤhern Weg zum Schoſſe Abrahams weiſet, als die- ſem. Allein da mir bisher die Lotterie-Collection allein anvertrauet geweſen, und ich ohne Ruhm zu melden, dem Lotto jaͤhrlich mehr eingeliefert habe, als die hieſige Scha- tzung betraͤgt: ſo hoffe ich, Ew. K. M. werden es gerech- teſt nicht geſtatten, daß ſolchergeſtalt Dero allerhoͤchſtes Intereſſe von meinen allerunterthaͤnigſten widerrechtlich ge- trennet werde. Ueberhaupt muß ich bey dieſer Gelegenheit demuͤthigſt dieſer miora volumus, quanto rectiora judicamus. Praecipimus quia
juſtum eſt, petimus quia vos diligimus, ut decimationes om- nes in univerſo Epiſcopatu Oſnabr ficut jus canonicum exigit annuatim exhibeatis et neminem in hoc timeatis. Nos enim qui juſtitiam praecipimus, ut juſtitiam faciatis vos adjuvabi- mus Valete. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allerunterthaͤnigſtes Memorial.</hi></fw><lb/> Ein Verfahren dieſer Art verdienet um ſo mehr eine gerechte<lb/> Ahndung, da ich nicht allein dadurch voͤllig auſſer Stand<lb/> geſetzet werde, mein Brod zu gewinnen, und mein Schutz-<lb/> geld zu bezahlen, ſondern auch zu meinem groͤßten Herze-<lb/> leid ſehen muß, daß Ew. K. M. getreueſte Unterthanen<lb/> aufs empfindlichſte mitgenommen werden, weil keiner der<lb/> etwas gewinnet, die Fuͤrbitte umſonſt verlangt. Ich weiß<lb/> zwar wohl, die Accidentien des hieſigen Curaten ſind gering,<lb/> indem die alte Pfruͤnde ihm entzogen iſt; und er oft ſeine<lb/> Lunge Stundenweiſe verheuren muß, wenn eine Leichenpre-<lb/> digt zu halten iſt, um nur ehrlich durch die Welt zu kom-<lb/> men. Ich goͤnne es ihm auch von Herzen, daß er dem<lb/> Heuermann, wenn er mehr als der Meyer dafuͤr bezahlt,<lb/> einen naͤhern Weg zum Schoſſe Abrahams weiſet, als die-<lb/> ſem. Allein da mir bisher die Lotterie-Collection allein<lb/> anvertrauet geweſen, und ich ohne Ruhm zu melden, dem<lb/> Lotto jaͤhrlich mehr eingeliefert habe, als die hieſige Scha-<lb/> tzung betraͤgt: ſo hoffe ich, Ew. K. M. werden es gerech-<lb/> teſt nicht geſtatten, daß ſolchergeſtalt Dero allerhoͤchſtes<lb/> Intereſſe von meinen allerunterthaͤnigſten widerrechtlich ge-<lb/> trennet werde.</p><lb/> <p>Ueberhaupt muß ich bey dieſer Gelegenheit demuͤthigſt<lb/> anzeigen, daß ſo wohl der hieſige Curat, als der Kuͤſter<lb/> und Schulmeiſter Dero allergetreueſten Unterthanen auf alle<lb/> Weiſe zu beſchweren ſuchen. Der Kuͤſter verpachtet den<lb/> Schall der Glocken, und laͤßt ſo oft eine Leiche iſt, die<lb/> Bauern, wenn ſie nur gut bezahlen, nach Gefallen laͤuten,<lb/> ſo daß mir der Glockengießer letzt geſtanden, es waͤren in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dieſer</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="c)"><hi rendition="#aq">miora volumus, quanto rectiora judicamus. Praecipimus quia<lb/> juſtum eſt, petimus quia vos diligimus, ut decimationes om-<lb/> nes in univerſo Epiſcopatu Oſnabr ficut jus canonicum exigit<lb/> annuatim exhibeatis et neminem in hoc timeatis. Nos enim<lb/> qui juſtitiam praecipimus, ut juſtitiam faciatis vos adjuvabi-<lb/> mus Valete.</hi></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0122]
Allerunterthaͤnigſtes Memorial.
Ein Verfahren dieſer Art verdienet um ſo mehr eine gerechte
Ahndung, da ich nicht allein dadurch voͤllig auſſer Stand
geſetzet werde, mein Brod zu gewinnen, und mein Schutz-
geld zu bezahlen, ſondern auch zu meinem groͤßten Herze-
leid ſehen muß, daß Ew. K. M. getreueſte Unterthanen
aufs empfindlichſte mitgenommen werden, weil keiner der
etwas gewinnet, die Fuͤrbitte umſonſt verlangt. Ich weiß
zwar wohl, die Accidentien des hieſigen Curaten ſind gering,
indem die alte Pfruͤnde ihm entzogen iſt; und er oft ſeine
Lunge Stundenweiſe verheuren muß, wenn eine Leichenpre-
digt zu halten iſt, um nur ehrlich durch die Welt zu kom-
men. Ich goͤnne es ihm auch von Herzen, daß er dem
Heuermann, wenn er mehr als der Meyer dafuͤr bezahlt,
einen naͤhern Weg zum Schoſſe Abrahams weiſet, als die-
ſem. Allein da mir bisher die Lotterie-Collection allein
anvertrauet geweſen, und ich ohne Ruhm zu melden, dem
Lotto jaͤhrlich mehr eingeliefert habe, als die hieſige Scha-
tzung betraͤgt: ſo hoffe ich, Ew. K. M. werden es gerech-
teſt nicht geſtatten, daß ſolchergeſtalt Dero allerhoͤchſtes
Intereſſe von meinen allerunterthaͤnigſten widerrechtlich ge-
trennet werde.
Ueberhaupt muß ich bey dieſer Gelegenheit demuͤthigſt
anzeigen, daß ſo wohl der hieſige Curat, als der Kuͤſter
und Schulmeiſter Dero allergetreueſten Unterthanen auf alle
Weiſe zu beſchweren ſuchen. Der Kuͤſter verpachtet den
Schall der Glocken, und laͤßt ſo oft eine Leiche iſt, die
Bauern, wenn ſie nur gut bezahlen, nach Gefallen laͤuten,
ſo daß mir der Glockengießer letzt geſtanden, es waͤren in
dieſer
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c) miora volumus, quanto rectiora judicamus. Praecipimus quia
juſtum eſt, petimus quia vos diligimus, ut decimationes om-
nes in univerſo Epiſcopatu Oſnabr ficut jus canonicum exigit
annuatim exhibeatis et neminem in hoc timeatis. Nos enim
qui juſtitiam praecipimus, ut juſtitiam faciatis vos adjuvabi-
mus Valete.
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Zitationshilfe: | Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/122>, abgerufen am 16.02.2025. |