Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.und aussergerichtlichen Hülfe. Nicht selten geschieht es auch, wenn der Schutzherr Ein Schutzherr kann nie zugleich Richter seyn, weil die Dage- *) Protectio et subditorum defensio, sagt der berühmte Salgado de Somoza in der Vorrede zu seinem vortreflichen Werke de re- gia protectione) est proprium regis officium, attributum natu- rale Mös. patr. Phant. III. Th. H
und auſſergerichtlichen Huͤlfe. Nicht ſelten geſchieht es auch, wenn der Schutzherr Ein Schutzherr kann nie zugleich Richter ſeyn, weil die Dage- *) Protectio et ſubditorum defenſio, ſagt der beruͤhmte Salgado de Somoza in der Vorrede zu ſeinem vortreflichen Werke de re- gia protectione) eſt proprium regis officium, attributum natu- rale Moͤſ. patr. Phant. III. Th. H
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und auſſergerichtlichen Huͤlfe.
Nicht ſelten geſchieht es auch, wenn der Schutzherr
ein unmittelbarer Reichsſtand iſt, daß derjenige, dem er
ſeinen Willen nicht gelaſſen hat, ſich ſofort an die Reichs-
gerichte wendet, und ſeine Beſchwerde darin ſetzt, daß ihm
ohne alle vorhergegangene rechtliche Unterſuchung und Er-
kenntniß etwas abgeſprochen ſey. Aber ein bloſſes: ich
leide es nicht, erfordert weiter nichts als meine eigne auf-
richtige Vorſtellung, und keinesweges ein gerichtliches Ver-
fahren. Nur dann hat er Urſache ſich daruͤber zu beſchwe-
ren, wenn der Schutzherr ſich wegert, die Sache zum rich-
terlichen Ausſpruch zu verweiſen, und ſich demjenigen, was
dieſer ſowohl uͤber den augenblicklichen als ordentlichen Be-
ſitzſtand verordnet, zu fuͤgen. Das bloſſe: ich leide es
nicht, gilt nur ſo lange, als bis der Richter ein anders
erkennet.
Ein Schutzherr kann nie zugleich Richter ſeyn, weil die
Geſetzgebende und Rechtſprechende Macht nicht in einer Per-
ſon vereiniget ſeyn muß. Er koͤnnte in jedes Urtheil das
er faͤllete, ſofort eine Abaͤnderung des Geſetzes oder eine
Diſpenſation mit einflieſſen laſſen, zwey Befugniſſe, die mit
dem groͤſten Bedacht allen Richtern genommen ſind. Es
iſt alſo auch gar nicht zu fuͤrchten, daß er ſich mit einem
richterlichen Erkenntniß abgeben werde. Aber das Recht
der Selbſtvertheidigung kann ihm doch ſo wenig als einem
andern ehrlichen Manne abgeſprochen werden. Und ſeine
Selbſtvertheidigung tritt ſo oft ein, als ſeinen Schutzge-
noſſen auch nur ein Haar wider ihren Willen und ohne
Recht gekraͤnket werden will *).
Dage-
*) Protectio et ſubditorum defenſio, ſagt der beruͤhmte Salgado
de Somoza in der Vorrede zu ſeinem vortreflichen Werke de re-
gia protectione) eſt proprium regis officium, attributum natu-
rale
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