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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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in den Intelligenzblättern.
Ankündigungen, womit sich ihr und mein gutes Vaterland
in jedem Intelligenzblatt zum Hohngelächter macht, weid-
lich züchtigte. Ihre Geschichtschreiber mögen noch so viel
Gelehrsamkeit, obsonstige Geschicklichkeit besitzen; so ma-
che ich ihnen ahndurch öffentlich bekannt; daß sie in
diesem Stücke noch die grösten Barbaren sind, welche
Deutschland zu unsern Zeiten aufzuweisen hat. Ich ver-
ehre die alten bekannten Formeln, und gebe es zu, daß
der Gerichtsstyl bey allen Nationen seine eignen Ausdrü-
cke und Wendungen habe. Aber diese Wendungen nun der-
gestalt zu verflechten, sie mit Fleiß so zu schrauben, daß
ihnen oft der ganze Zusammenhang fehlet, im Ausdrucke
sich beständig und ohne Noth von der gewöhnlichen Men-
schensprache zu entfernen; eine Sache darin dreymal zu
wiederholen, und mit solchem Zeuge ein kleines öffentliches
Blatt zu füllen, heißt die Barbarey mit Fleiß beybehalten,
und dem gesunden Menschenverstande aufs hartnäckigste
entsagen. Auch der gothische Geschmack ist seiner eignen
Vollkommenheiten fähig, und selbst der Palmyrenische *)
macht Ansprüche darauf. -- Warum sollte denn nicht end-

lich
jure naturali divino et positivo tam Canonico quam civili Rex
supremus exhibere adstringitur oppressis nonsolum laicis sed
multo fortius clericis.
*) Es erschien unterm 20 Sept. 1771. zu London ein Werk unter
folgenden Tittel: A Book of ornaments in the Palmyrene Ta-
ste containing upwards of sixty new de signs for Ceilings Pan-
nels Paterns and Mouldings, with the Raffle Leaves at Large
by N. Wallis Architect.
Der Name des Baumeisters, von
welchem man auch the complete modern Joiner auf 36 Kupfer-
platten hat, insbesondere aber der angekündigte palmyrenische
Geschmack
verführten mich das Werk kommen zu lassen. Ich
hoffte in demselben ganz etwas eignes und besonders, das sich
von dem griechischen, römischen, gothischen und chinesischen etc.
Geschmack,
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in den Intelligenzblaͤttern.
Ankuͤndigungen, womit ſich ihr und mein gutes Vaterland
in jedem Intelligenzblatt zum Hohngelaͤchter macht, weid-
lich zuͤchtigte. Ihre Geſchichtſchreiber moͤgen noch ſo viel
Gelehrſamkeit, obſonſtige Geſchicklichkeit beſitzen; ſo ma-
che ich ihnen ahndurch oͤffentlich bekannt; daß ſie in
dieſem Stuͤcke noch die groͤſten Barbaren ſind, welche
Deutſchland zu unſern Zeiten aufzuweiſen hat. Ich ver-
ehre die alten bekannten Formeln, und gebe es zu, daß
der Gerichtsſtyl bey allen Nationen ſeine eignen Ausdruͤ-
cke und Wendungen habe. Aber dieſe Wendungen nun der-
geſtalt zu verflechten, ſie mit Fleiß ſo zu ſchrauben, daß
ihnen oft der ganze Zuſammenhang fehlet, im Ausdrucke
ſich beſtaͤndig und ohne Noth von der gewoͤhnlichen Men-
ſchenſprache zu entfernen; eine Sache darin dreymal zu
wiederholen, und mit ſolchem Zeuge ein kleines oͤffentliches
Blatt zu fuͤllen, heißt die Barbarey mit Fleiß beybehalten,
und dem geſunden Menſchenverſtande aufs hartnaͤckigſte
entſagen. Auch der gothiſche Geſchmack iſt ſeiner eignen
Vollkommenheiten faͤhig, und ſelbſt der Palmyreniſche *)
macht Anſpruͤche darauf. — Warum ſollte denn nicht end-

lich
jure naturali divino et poſitivo tam Canonico quam civili Rex
ſupremus exhibere adſtringitur oppreſſis nonſolum laicis ſed
multo fortius clericis.
*) Es erſchien unterm 20 Sept. 1771. zu London ein Werk unter
folgenden Tittel: A Book of ornaments in the Palmyrene Ta-
ſte containing upwards of ſixty new de ſigns for Ceilings Pan-
nels Paterns and Mouldings, with the Raffle Leaves at Large
by N. Wallis Architect.
Der Name des Baumeiſters, von
welchem man auch the complete modern Joiner auf 36 Kupfer-
platten hat, insbeſondere aber der angekuͤndigte palmyreniſche
Geſchmack
verfuͤhrten mich das Werk kommen zu laſſen. Ich
hoffte in demſelben ganz etwas eignes und beſonders, das ſich
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[115/0129] in den Intelligenzblaͤttern. Ankuͤndigungen, womit ſich ihr und mein gutes Vaterland in jedem Intelligenzblatt zum Hohngelaͤchter macht, weid- lich zuͤchtigte. Ihre Geſchichtſchreiber moͤgen noch ſo viel Gelehrſamkeit, obſonſtige Geſchicklichkeit beſitzen; ſo ma- che ich ihnen ahndurch oͤffentlich bekannt; daß ſie in dieſem Stuͤcke noch die groͤſten Barbaren ſind, welche Deutſchland zu unſern Zeiten aufzuweiſen hat. Ich ver- ehre die alten bekannten Formeln, und gebe es zu, daß der Gerichtsſtyl bey allen Nationen ſeine eignen Ausdruͤ- cke und Wendungen habe. Aber dieſe Wendungen nun der- geſtalt zu verflechten, ſie mit Fleiß ſo zu ſchrauben, daß ihnen oft der ganze Zuſammenhang fehlet, im Ausdrucke ſich beſtaͤndig und ohne Noth von der gewoͤhnlichen Men- ſchenſprache zu entfernen; eine Sache darin dreymal zu wiederholen, und mit ſolchem Zeuge ein kleines oͤffentliches Blatt zu fuͤllen, heißt die Barbarey mit Fleiß beybehalten, und dem geſunden Menſchenverſtande aufs hartnaͤckigſte entſagen. Auch der gothiſche Geſchmack iſt ſeiner eignen Vollkommenheiten faͤhig, und ſelbſt der Palmyreniſche *) macht Anſpruͤche darauf. — Warum ſollte denn nicht end- lich *) *) Es erſchien unterm 20 Sept. 1771. zu London ein Werk unter folgenden Tittel: A Book of ornaments in the Palmyrene Ta- ſte containing upwards of ſixty new de ſigns for Ceilings Pan- nels Paterns and Mouldings, with the Raffle Leaves at Large by N. Wallis Architect. Der Name des Baumeiſters, von welchem man auch the complete modern Joiner auf 36 Kupfer- platten hat, insbeſondere aber der angekuͤndigte palmyreniſche Geſchmack verfuͤhrten mich das Werk kommen zu laſſen. Ich hoffte in demſelben ganz etwas eignes und beſonders, das ſich von dem griechiſchen, roͤmiſchen, gothiſchen und chineſiſchen ꝛc. Geſchmack, *) jure naturali divino et poſitivo tam Canonico quam civili Rex ſupremus exhibere adſtringitur oppreſſis nonſolum laicis ſed multo fortius clericis. H 2

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/129>, abgerufen am 09.11.2024.