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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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Die Oßnabrückischen Bauerhäuser etc.

Bey der Frage: Ob es nicht gut sey, dem Landmanne
zu rathen, sparsamer mit dem Bauholze umzugehen, kom-
men folgende Gründe in Betracht.

Erstlich hat jeder Mensch seinen Ehrgeitz, welchen er
auf eine oder die andre Art befriedigen will, und es ist
überaus bedenklich, ihn von einiger Verschwendung in ein-
heimischen Produkten, auf auswärtige zu führen. Die
ganze Kunst des Gesetzgebers besteht darin, den Ehrgeitz des
Menschen wohl zu lenken.

Zweytens ist es besser, daß das Bauholz theuer als
wohlfeil ist. Das Geld dafür geht nicht aus dem Lande.
Ein theurer Holzpreiß muntert die Leute auf, fleißig zu
pflanzen, und diejenigen Gegenden sind nicht glücklicher,
wo man das Holz gar nicht verkaufen kann, sondern zu
Pottasche und Glaßhütten verschwenden muß.

Drittens ist es besser, daß die Leute zu viel als zu we-
nig Holz nehmen, weil sie keine Baumeister bey sich haben,
und durch die Stärke des Holzes ihre Fehler im Bauen er-
setzen müssen.

Viertens ist in den hiesigen Häusern die allergröste
Sparsamkeit bereits darin beobachtet, daß die Balken nicht
durchlaufen, sondern nur den sogenannten Stuhl bedecken.
Dadurch sind bey jedem grossen Hause nach dem jetzigen
Holzpreise 200 Thaler ersparet. Die Verschwendung ge-
schieht also nur in Ständer- und Riegelholz, welches noch
genug vorhanden ist, da es nur an Balken mangelt.

Fünftens findet man keine Verschwendung in den Ge-
genden, wo das Holz rar ist.



XXXVII.
Die Oßnabruͤckiſchen Bauerhaͤuſer ꝛc.

Bey der Frage: Ob es nicht gut ſey, dem Landmanne
zu rathen, ſparſamer mit dem Bauholze umzugehen, kom-
men folgende Gruͤnde in Betracht.

Erſtlich hat jeder Menſch ſeinen Ehrgeitz, welchen er
auf eine oder die andre Art befriedigen will, und es iſt
uͤberaus bedenklich, ihn von einiger Verſchwendung in ein-
heimiſchen Produkten, auf auswaͤrtige zu fuͤhren. Die
ganze Kunſt des Geſetzgebers beſteht darin, den Ehrgeitz des
Menſchen wohl zu lenken.

Zweytens iſt es beſſer, daß das Bauholz theuer als
wohlfeil iſt. Das Geld dafuͤr geht nicht aus dem Lande.
Ein theurer Holzpreiß muntert die Leute auf, fleißig zu
pflanzen, und diejenigen Gegenden ſind nicht gluͤcklicher,
wo man das Holz gar nicht verkaufen kann, ſondern zu
Pottaſche und Glaßhuͤtten verſchwenden muß.

Drittens iſt es beſſer, daß die Leute zu viel als zu we-
nig Holz nehmen, weil ſie keine Baumeiſter bey ſich haben,
und durch die Staͤrke des Holzes ihre Fehler im Bauen er-
ſetzen muͤſſen.

Viertens iſt in den hieſigen Haͤuſern die allergroͤſte
Sparſamkeit bereits darin beobachtet, daß die Balken nicht
durchlaufen, ſondern nur den ſogenannten Stuhl bedecken.
Dadurch ſind bey jedem groſſen Hauſe nach dem jetzigen
Holzpreiſe 200 Thaler erſparet. Die Verſchwendung ge-
ſchieht alſo nur in Staͤnder- und Riegelholz, welches noch
genug vorhanden iſt, da es nur an Balken mangelt.

Fuͤnftens findet man keine Verſchwendung in den Ge-
genden, wo das Holz rar iſt.



XXXVII.
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[146/0160] Die Oßnabruͤckiſchen Bauerhaͤuſer ꝛc. Bey der Frage: Ob es nicht gut ſey, dem Landmanne zu rathen, ſparſamer mit dem Bauholze umzugehen, kom- men folgende Gruͤnde in Betracht. Erſtlich hat jeder Menſch ſeinen Ehrgeitz, welchen er auf eine oder die andre Art befriedigen will, und es iſt uͤberaus bedenklich, ihn von einiger Verſchwendung in ein- heimiſchen Produkten, auf auswaͤrtige zu fuͤhren. Die ganze Kunſt des Geſetzgebers beſteht darin, den Ehrgeitz des Menſchen wohl zu lenken. Zweytens iſt es beſſer, daß das Bauholz theuer als wohlfeil iſt. Das Geld dafuͤr geht nicht aus dem Lande. Ein theurer Holzpreiß muntert die Leute auf, fleißig zu pflanzen, und diejenigen Gegenden ſind nicht gluͤcklicher, wo man das Holz gar nicht verkaufen kann, ſondern zu Pottaſche und Glaßhuͤtten verſchwenden muß. Drittens iſt es beſſer, daß die Leute zu viel als zu we- nig Holz nehmen, weil ſie keine Baumeiſter bey ſich haben, und durch die Staͤrke des Holzes ihre Fehler im Bauen er- ſetzen muͤſſen. Viertens iſt in den hieſigen Haͤuſern die allergroͤſte Sparſamkeit bereits darin beobachtet, daß die Balken nicht durchlaufen, ſondern nur den ſogenannten Stuhl bedecken. Dadurch ſind bey jedem groſſen Hauſe nach dem jetzigen Holzpreiſe 200 Thaler erſparet. Die Verſchwendung ge- ſchieht alſo nur in Staͤnder- und Riegelholz, welches noch genug vorhanden iſt, da es nur an Balken mangelt. Fuͤnftens findet man keine Verſchwendung in den Ge- genden, wo das Holz rar iſt. XXXVII.

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/160>, abgerufen am 24.11.2024.