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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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der deutsch. und engl. Handelscompagnie.
der Dritte die erste Tuchweberey in England angelegt,
und zu solchem Ende den Zoll auf die Wolle erhöhet, das
Tuch hingegen sehr leidlich belegt hätte, wären sie diejeni-
gen gewesen, welche damit zuerst die Niederländische Markt-
stadt besucht; sie hätten bald 60000 Stück weisse Tücher
und eine grosse Menge von gefärbten, von Boyen, Kyr-
seys, Norder und andern schlechtern Tüchern, wovon jene
über 600,000 und diese über 400,000 Pf. Sterling
werth gewesen, ausgeführt; damit die Niederländischen
Fabriken, welche vorhin die englische Wolle verarbeitet,
und denen zu Ehren die Könige von Spanien das goldne
Fließ getragen, weil sie von den dort fabricirten Wollen-
waaren ihre besten Einkünfte gehabt, gestürzt, und mit
ihren auf eine lange Erfahrung gebaueten Handlungspoli-
tik zuerst ihren Königen und der Nation die Augen geöfnet,
indem sie von den andern Nationen nur rohe Materialien,
und höchstens solche Waaren erhandelt, welche in England
nicht wären gemacht worden. Sie hätten in der Nieder-
ländischen Marktstadt ihren eignen Oberrichter mit 24 Bey-
sitzern gehabt, die auf Ordnung und Polizey, und in allen
grossen Städten wiederum Consuls gehalten, um von dem
Laufe der Handlung und dem Bedürfniß der ganzen Welt
Nachricht zu haben. Ihre Handlungsrechte wären die be-
rühmtesten in der Welt, und so beschaffen gewesen, daß
sich auch die fremden Kaufleute, wenn sie mit der Compag-
nie Streit gehabt, denselben freywillig unterworfen. Die
Marktstadt wäre zugleich die Akademie für die Kinder von
den vornehmsten Familien gewesen, wo sie die Handlung
erlernt und sich zu grossen Männern im Staate gebildet;
die Deutschen hätten ihr Kupfer, Stahl, Eisen, Meßing,
Linnen, Hampf, Zwiebelsaat, Salpeter, und Schießpul-
ver, und ihre Rheinweine, Harnische, Kessel, Pfannen,
Zeuge von Linnen und Baumwolle und die Nürnbergschen

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Mös. patr. Phant. III. Th. M

der deutſch. und engl. Handelscompagnie.
der Dritte die erſte Tuchweberey in England angelegt,
und zu ſolchem Ende den Zoll auf die Wolle erhoͤhet, das
Tuch hingegen ſehr leidlich belegt haͤtte, waͤren ſie diejeni-
gen geweſen, welche damit zuerſt die Niederlaͤndiſche Markt-
ſtadt beſucht; ſie haͤtten bald 60000 Stuͤck weiſſe Tuͤcher
und eine groſſe Menge von gefaͤrbten, von Boyen, Kyr-
ſeys, Norder und andern ſchlechtern Tuͤchern, wovon jene
uͤber 600,000 und dieſe uͤber 400,000 Pf. Sterling
werth geweſen, ausgefuͤhrt; damit die Niederlaͤndiſchen
Fabriken, welche vorhin die engliſche Wolle verarbeitet,
und denen zu Ehren die Koͤnige von Spanien das goldne
Fließ getragen, weil ſie von den dort fabricirten Wollen-
waaren ihre beſten Einkuͤnfte gehabt, geſtuͤrzt, und mit
ihren auf eine lange Erfahrung gebaueten Handlungspoli-
tik zuerſt ihren Koͤnigen und der Nation die Augen geoͤfnet,
indem ſie von den andern Nationen nur rohe Materialien,
und hoͤchſtens ſolche Waaren erhandelt, welche in England
nicht waͤren gemacht worden. Sie haͤtten in der Nieder-
laͤndiſchen Marktſtadt ihren eignen Oberrichter mit 24 Bey-
ſitzern gehabt, die auf Ordnung und Polizey, und in allen
groſſen Staͤdten wiederum Conſuls gehalten, um von dem
Laufe der Handlung und dem Beduͤrfniß der ganzen Welt
Nachricht zu haben. Ihre Handlungsrechte waͤren die be-
ruͤhmteſten in der Welt, und ſo beſchaffen geweſen, daß
ſich auch die fremden Kaufleute, wenn ſie mit der Compag-
nie Streit gehabt, denſelben freywillig unterworfen. Die
Marktſtadt waͤre zugleich die Akademie fuͤr die Kinder von
den vornehmſten Familien geweſen, wo ſie die Handlung
erlernt und ſich zu groſſen Maͤnnern im Staate gebildet;
die Deutſchen haͤtten ihr Kupfer, Stahl, Eiſen, Meßing,
Linnen, Hampf, Zwiebelſaat, Salpeter, und Schießpul-
ver, und ihre Rheinweine, Harniſche, Keſſel, Pfannen,
Zeuge von Linnen und Baumwolle und die Nuͤrnbergſchen

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Moͤſ. patr. Phant. III. Th. M
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[177/0191] der deutſch. und engl. Handelscompagnie. der Dritte die erſte Tuchweberey in England angelegt, und zu ſolchem Ende den Zoll auf die Wolle erhoͤhet, das Tuch hingegen ſehr leidlich belegt haͤtte, waͤren ſie diejeni- gen geweſen, welche damit zuerſt die Niederlaͤndiſche Markt- ſtadt beſucht; ſie haͤtten bald 60000 Stuͤck weiſſe Tuͤcher und eine groſſe Menge von gefaͤrbten, von Boyen, Kyr- ſeys, Norder und andern ſchlechtern Tuͤchern, wovon jene uͤber 600,000 und dieſe uͤber 400,000 Pf. Sterling werth geweſen, ausgefuͤhrt; damit die Niederlaͤndiſchen Fabriken, welche vorhin die engliſche Wolle verarbeitet, und denen zu Ehren die Koͤnige von Spanien das goldne Fließ getragen, weil ſie von den dort fabricirten Wollen- waaren ihre beſten Einkuͤnfte gehabt, geſtuͤrzt, und mit ihren auf eine lange Erfahrung gebaueten Handlungspoli- tik zuerſt ihren Koͤnigen und der Nation die Augen geoͤfnet, indem ſie von den andern Nationen nur rohe Materialien, und hoͤchſtens ſolche Waaren erhandelt, welche in England nicht waͤren gemacht worden. Sie haͤtten in der Nieder- laͤndiſchen Marktſtadt ihren eignen Oberrichter mit 24 Bey- ſitzern gehabt, die auf Ordnung und Polizey, und in allen groſſen Staͤdten wiederum Conſuls gehalten, um von dem Laufe der Handlung und dem Beduͤrfniß der ganzen Welt Nachricht zu haben. Ihre Handlungsrechte waͤren die be- ruͤhmteſten in der Welt, und ſo beſchaffen geweſen, daß ſich auch die fremden Kaufleute, wenn ſie mit der Compag- nie Streit gehabt, denſelben freywillig unterworfen. Die Marktſtadt waͤre zugleich die Akademie fuͤr die Kinder von den vornehmſten Familien geweſen, wo ſie die Handlung erlernt und ſich zu groſſen Maͤnnern im Staate gebildet; die Deutſchen haͤtten ihr Kupfer, Stahl, Eiſen, Meßing, Linnen, Hampf, Zwiebelſaat, Salpeter, und Schießpul- ver, und ihre Rheinweine, Harniſche, Keſſel, Pfannen, Zeuge von Linnen und Baumwolle und die Nuͤrnbergſchen Waa- Moͤſ. patr. Phant. III. Th. M

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/191>, abgerufen am 21.11.2024.