Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

der deutsch. und engl. Handelscompagnie.
lich eben das schon im Sinne gehabt, was Maria ausge-
führt hatte, die Privilegien der Hanse untersuchen, und
ihr solche förmlich aberkennen zu lassen; aus der Ursa-
che, (a) weil die Hanse oder der Name Bund keine nahm-
hafte und bestimmte Gesellschaft, sondern eine allgemeine
Benennung wäre, die keiner Rechte in England geniessen
könnte. So dann nähme dieselbe (b), unter diesem son-
derbaren unbestimmten Namen, alle Städte, Leute und Gü-
ter auf, wovon man nicht wissen könnte, ob sie darunter zur
Zeit der ertheilten Privilegien gehört hätten; dieses sey (c)
um so viel unbeständiger, da eigentlich nur der ursprüng-
lichen Hanse, oder dem ältesten Bunde die Handelsfreyheit,
und zwar blos in der Maaße verliehen, daß sie ihre eige-
nen
Waaren nach England bringen, und englische Waaren
blos in ihre eigne Heymath zurückführen, nicht aber wie
bisher geschehen, mit aller Welt Waaren nach England
kommen, und mit englischen Waaren aller Welt Märkte
besuchen sollten. In dieser Maaße gereichten jene Privi-
legien zum offenbaren Ruin der englischen Handlung, und
man sey (d) auch allenfalls befugt solche einzuschränken,
da die Hanse es nicht besser machte, und zu Danzig den
Engländern die freye Handlung verboten, auch ihre Waa-
ren welche sie dahin brächten, gegen alle Rechte und den
mit Eduard den Vierten geschlossenen Tractat, mit neuen
Imposten beschweret hätte.

Die Königin Maria hatte aber, weil sie sich die Freund-
schaft der Hanse erwerben wollte, dieses Erkenntniß im
Jahr 1563. aufgehoben, und war bereit, nachdem die
Hanse sich einiger maaßen erklärt, daß sie künftig mehr Mäs-
sigung in dem Handel mit fremder Waare auf England ge-
brauchen, und keine englische Wollen Manufacturen in die
Niederlande, als den Haupthandelsdistrict der englischen
Compagnie, bringen wolle, ihre vorigen Freyheiten in die-

ser
M 3

der deutſch. und engl. Handelscompagnie.
lich eben das ſchon im Sinne gehabt, was Maria ausge-
fuͤhrt hatte, die Privilegien der Hanſe unterſuchen, und
ihr ſolche foͤrmlich aberkennen zu laſſen; aus der Urſa-
che, (a) weil die Hanſe oder der Name Bund keine nahm-
hafte und beſtimmte Geſellſchaft, ſondern eine allgemeine
Benennung waͤre, die keiner Rechte in England genieſſen
koͤnnte. So dann naͤhme dieſelbe (b), unter dieſem ſon-
derbaren unbeſtimmten Namen, alle Staͤdte, Leute und Guͤ-
ter auf, wovon man nicht wiſſen koͤnnte, ob ſie darunter zur
Zeit der ertheilten Privilegien gehoͤrt haͤtten; dieſes ſey (c)
um ſo viel unbeſtaͤndiger, da eigentlich nur der urſpruͤng-
lichen Hanſe, oder dem aͤlteſten Bunde die Handelsfreyheit,
und zwar blos in der Maaße verliehen, daß ſie ihre eige-
nen
Waaren nach England bringen, und engliſche Waaren
blos in ihre eigne Heymath zuruͤckfuͤhren, nicht aber wie
bisher geſchehen, mit aller Welt Waaren nach England
kommen, und mit engliſchen Waaren aller Welt Maͤrkte
beſuchen ſollten. In dieſer Maaße gereichten jene Privi-
legien zum offenbaren Ruin der engliſchen Handlung, und
man ſey (d) auch allenfalls befugt ſolche einzuſchraͤnken,
da die Hanſe es nicht beſſer machte, und zu Danzig den
Englaͤndern die freye Handlung verboten, auch ihre Waa-
ren welche ſie dahin braͤchten, gegen alle Rechte und den
mit Eduard den Vierten geſchloſſenen Tractat, mit neuen
Impoſten beſchweret haͤtte.

Die Koͤnigin Maria hatte aber, weil ſie ſich die Freund-
ſchaft der Hanſe erwerben wollte, dieſes Erkenntniß im
Jahr 1563. aufgehoben, und war bereit, nachdem die
Hanſe ſich einiger maaßen erklaͤrt, daß ſie kuͤnftig mehr Maͤſ-
ſigung in dem Handel mit fremder Waare auf England ge-
brauchen, und keine engliſche Wollen Manufacturen in die
Niederlande, als den Haupthandelsdiſtrict der engliſchen
Compagnie, bringen wolle, ihre vorigen Freyheiten in die-

ſer
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0195" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der deut&#x017F;ch. und engl. Handelscompagnie.</hi></fw><lb/>
lich eben das &#x017F;chon im Sinne gehabt, was Maria ausge-<lb/>
fu&#x0364;hrt hatte, die Privilegien der Han&#x017F;e unter&#x017F;uchen, und<lb/>
ihr &#x017F;olche fo&#x0364;rmlich aberkennen zu la&#x017F;&#x017F;en; aus der Ur&#x017F;a-<lb/>
che, (<hi rendition="#aq">a</hi>) weil die <hi rendition="#fr">Han&#x017F;e</hi> oder der Name <hi rendition="#fr">Bund</hi> keine nahm-<lb/>
hafte und be&#x017F;timmte Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, &#x017F;ondern eine allgemeine<lb/>
Benennung wa&#x0364;re, die keiner Rechte in England genie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ko&#x0364;nnte. So dann na&#x0364;hme die&#x017F;elbe (<hi rendition="#aq">b</hi>), unter die&#x017F;em &#x017F;on-<lb/>
derbaren unbe&#x017F;timmten Namen, alle Sta&#x0364;dte, Leute und Gu&#x0364;-<lb/>
ter auf, wovon man nicht wi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte, ob &#x017F;ie darunter zur<lb/>
Zeit der ertheilten Privilegien geho&#x0364;rt ha&#x0364;tten; die&#x017F;es &#x017F;ey (<hi rendition="#aq">c</hi>)<lb/>
um &#x017F;o viel unbe&#x017F;ta&#x0364;ndiger, da eigentlich nur der ur&#x017F;pru&#x0364;ng-<lb/>
lichen Han&#x017F;e, oder dem a&#x0364;lte&#x017F;ten Bunde die Handelsfreyheit,<lb/>
und zwar blos in der Maaße verliehen, daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">ihre eige-<lb/>
nen</hi> Waaren nach England bringen, und engli&#x017F;che Waaren<lb/>
blos <hi rendition="#fr">in ihre eigne</hi> Heymath zuru&#x0364;ckfu&#x0364;hren, nicht aber wie<lb/>
bisher ge&#x017F;chehen, mit aller Welt Waaren nach England<lb/>
kommen, und mit engli&#x017F;chen Waaren aller Welt Ma&#x0364;rkte<lb/>
be&#x017F;uchen &#x017F;ollten. In die&#x017F;er Maaße gereichten jene Privi-<lb/>
legien zum offenbaren Ruin der engli&#x017F;chen Handlung, und<lb/>
man &#x017F;ey (<hi rendition="#aq">d</hi>) auch allenfalls befugt &#x017F;olche einzu&#x017F;chra&#x0364;nken,<lb/>
da die Han&#x017F;e es nicht be&#x017F;&#x017F;er machte, und zu Danzig den<lb/>
Engla&#x0364;ndern die freye Handlung verboten, auch ihre Waa-<lb/>
ren welche &#x017F;ie dahin bra&#x0364;chten, gegen alle Rechte und den<lb/>
mit Eduard den Vierten ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Tractat, mit neuen<lb/>
Impo&#x017F;ten be&#x017F;chweret ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Die Ko&#x0364;nigin Maria hatte aber, weil &#x017F;ie &#x017F;ich die Freund-<lb/>
&#x017F;chaft der Han&#x017F;e erwerben wollte, die&#x017F;es Erkenntniß im<lb/>
Jahr 1563. aufgehoben, und war bereit, nachdem die<lb/>
Han&#x017F;e &#x017F;ich einiger maaßen erkla&#x0364;rt, daß &#x017F;ie ku&#x0364;nftig mehr Ma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igung in dem Handel mit fremder Waare auf England ge-<lb/>
brauchen, und keine engli&#x017F;che Wollen Manufacturen in die<lb/>
Niederlande, als den Haupthandelsdi&#x017F;trict der engli&#x017F;chen<lb/>
Compagnie, bringen wolle, ihre vorigen Freyheiten in die-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0195] der deutſch. und engl. Handelscompagnie. lich eben das ſchon im Sinne gehabt, was Maria ausge- fuͤhrt hatte, die Privilegien der Hanſe unterſuchen, und ihr ſolche foͤrmlich aberkennen zu laſſen; aus der Urſa- che, (a) weil die Hanſe oder der Name Bund keine nahm- hafte und beſtimmte Geſellſchaft, ſondern eine allgemeine Benennung waͤre, die keiner Rechte in England genieſſen koͤnnte. So dann naͤhme dieſelbe (b), unter dieſem ſon- derbaren unbeſtimmten Namen, alle Staͤdte, Leute und Guͤ- ter auf, wovon man nicht wiſſen koͤnnte, ob ſie darunter zur Zeit der ertheilten Privilegien gehoͤrt haͤtten; dieſes ſey (c) um ſo viel unbeſtaͤndiger, da eigentlich nur der urſpruͤng- lichen Hanſe, oder dem aͤlteſten Bunde die Handelsfreyheit, und zwar blos in der Maaße verliehen, daß ſie ihre eige- nen Waaren nach England bringen, und engliſche Waaren blos in ihre eigne Heymath zuruͤckfuͤhren, nicht aber wie bisher geſchehen, mit aller Welt Waaren nach England kommen, und mit engliſchen Waaren aller Welt Maͤrkte beſuchen ſollten. In dieſer Maaße gereichten jene Privi- legien zum offenbaren Ruin der engliſchen Handlung, und man ſey (d) auch allenfalls befugt ſolche einzuſchraͤnken, da die Hanſe es nicht beſſer machte, und zu Danzig den Englaͤndern die freye Handlung verboten, auch ihre Waa- ren welche ſie dahin braͤchten, gegen alle Rechte und den mit Eduard den Vierten geſchloſſenen Tractat, mit neuen Impoſten beſchweret haͤtte. Die Koͤnigin Maria hatte aber, weil ſie ſich die Freund- ſchaft der Hanſe erwerben wollte, dieſes Erkenntniß im Jahr 1563. aufgehoben, und war bereit, nachdem die Hanſe ſich einiger maaßen erklaͤrt, daß ſie kuͤnftig mehr Maͤſ- ſigung in dem Handel mit fremder Waare auf England ge- brauchen, und keine engliſche Wollen Manufacturen in die Niederlande, als den Haupthandelsdiſtrict der engliſchen Compagnie, bringen wolle, ihre vorigen Freyheiten in die- ſer M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/195
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/195>, abgerufen am 21.11.2024.