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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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als eine Actie betrachtet.
den oder gebohren ist. Indessen haben doch die deutschen
Rechte alle Arten gemeiner Leute auf drey Hauptstämme zu-
rückgebracht, wovon

Der erste diejenigen enthält, so den kleinen Sterbfall,
als z. E. blos von dem vierfüßigen Gute, oder das beste
Pfand geben;

Der zweyte diejenigen, so den grossen Sterbfall, nem-
lich von ihrer ganzen Verlassenschaft geben müssen; und

Der dritte den Ueberrest befaßt, der in sogenannten
Hyen und Hoden steckt, und eine kleine Sterbfallsurkunde
entrichtet, es sey nun daß er sich diese Hode, um nicht von
dem Landesherrn als biesterfrey gefangen und dem grossen
Sterbfall unterworfen zu werden, selbst erwählt hat, oder
seiner unterhabenden Gründe halber zu wählen genöthiget
worden, wovon die erstern Churfreye, die letztern aber
Nothfreye genannt worden.

Alles was dem Sterbfalle nicht unterworfen ist, ist
auch nicht angehörig oder leibeigen; und Auffarten (laude-
mia)
, Auslobungen, Bewilligungen auf Schulden, Ab-
äusserungen und andre Einschränkungen machen nicht die
geringste Vermuthung gegen eines Mannes persönliche Frey-
heit, so wie hingegen auch die persönliche Freyheit keinen
Menschen bey der Actie schützet, wenn er solche wider den
Socialcontract verschuldet, verwüstet oder versplittert.
Der Sterbfall allein ist durch die ganze nordische Welt die
Urkunde der persönlichen Angehörigkeit, diese mag nun durch
Landgesetze, Gewohnheit, Religion und Philosophie in dem
einen Lande mehr oder weniger strenger seyn als in dem
andern.

Insgemein hat jede Leibeigenthumsordnung ein Capit-
tel von dem Ursprunge des Leibeigenthums an der Spitze,
worinn oft rührende Sachen von der Kriegesgefangenschaft,

von
U 5

als eine Actie betrachtet.
den oder gebohren iſt. Indeſſen haben doch die deutſchen
Rechte alle Arten gemeiner Leute auf drey Hauptſtaͤmme zu-
ruͤckgebracht, wovon

Der erſte diejenigen enthaͤlt, ſo den kleinen Sterbfall,
als z. E. blos von dem vierfuͤßigen Gute, oder das beſte
Pfand geben;

Der zweyte diejenigen, ſo den groſſen Sterbfall, nem-
lich von ihrer ganzen Verlaſſenſchaft geben muͤſſen; und

Der dritte den Ueberreſt befaßt, der in ſogenannten
Hyen und Hoden ſteckt, und eine kleine Sterbfallsurkunde
entrichtet, es ſey nun daß er ſich dieſe Hode, um nicht von
dem Landesherrn als bieſterfrey gefangen und dem groſſen
Sterbfall unterworfen zu werden, ſelbſt erwaͤhlt hat, oder
ſeiner unterhabenden Gruͤnde halber zu waͤhlen genoͤthiget
worden, wovon die erſtern Churfreye, die letztern aber
Nothfreye genannt worden.

Alles was dem Sterbfalle nicht unterworfen iſt, iſt
auch nicht angehoͤrig oder leibeigen; und Auffarten (laude-
mia)
, Auslobungen, Bewilligungen auf Schulden, Ab-
aͤuſſerungen und andre Einſchraͤnkungen machen nicht die
geringſte Vermuthung gegen eines Mannes perſoͤnliche Frey-
heit, ſo wie hingegen auch die perſoͤnliche Freyheit keinen
Menſchen bey der Actie ſchuͤtzet, wenn er ſolche wider den
Socialcontract verſchuldet, verwuͤſtet oder verſplittert.
Der Sterbfall allein iſt durch die ganze nordiſche Welt die
Urkunde der perſoͤnlichen Angehoͤrigkeit, dieſe mag nun durch
Landgeſetze, Gewohnheit, Religion und Philoſophie in dem
einen Lande mehr oder weniger ſtrenger ſeyn als in dem
andern.

Insgemein hat jede Leibeigenthumsordnung ein Capit-
tel von dem Urſprunge des Leibeigenthums an der Spitze,
worinn oft ruͤhrende Sachen von der Kriegesgefangenſchaft,

von
U 5
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[313/0327] als eine Actie betrachtet. den oder gebohren iſt. Indeſſen haben doch die deutſchen Rechte alle Arten gemeiner Leute auf drey Hauptſtaͤmme zu- ruͤckgebracht, wovon Der erſte diejenigen enthaͤlt, ſo den kleinen Sterbfall, als z. E. blos von dem vierfuͤßigen Gute, oder das beſte Pfand geben; Der zweyte diejenigen, ſo den groſſen Sterbfall, nem- lich von ihrer ganzen Verlaſſenſchaft geben muͤſſen; und Der dritte den Ueberreſt befaßt, der in ſogenannten Hyen und Hoden ſteckt, und eine kleine Sterbfallsurkunde entrichtet, es ſey nun daß er ſich dieſe Hode, um nicht von dem Landesherrn als bieſterfrey gefangen und dem groſſen Sterbfall unterworfen zu werden, ſelbſt erwaͤhlt hat, oder ſeiner unterhabenden Gruͤnde halber zu waͤhlen genoͤthiget worden, wovon die erſtern Churfreye, die letztern aber Nothfreye genannt worden. Alles was dem Sterbfalle nicht unterworfen iſt, iſt auch nicht angehoͤrig oder leibeigen; und Auffarten (laude- mia), Auslobungen, Bewilligungen auf Schulden, Ab- aͤuſſerungen und andre Einſchraͤnkungen machen nicht die geringſte Vermuthung gegen eines Mannes perſoͤnliche Frey- heit, ſo wie hingegen auch die perſoͤnliche Freyheit keinen Menſchen bey der Actie ſchuͤtzet, wenn er ſolche wider den Socialcontract verſchuldet, verwuͤſtet oder verſplittert. Der Sterbfall allein iſt durch die ganze nordiſche Welt die Urkunde der perſoͤnlichen Angehoͤrigkeit, dieſe mag nun durch Landgeſetze, Gewohnheit, Religion und Philoſophie in dem einen Lande mehr oder weniger ſtrenger ſeyn als in dem andern. Insgemein hat jede Leibeigenthumsordnung ein Capit- tel von dem Urſprunge des Leibeigenthums an der Spitze, worinn oft ruͤhrende Sachen von der Kriegesgefangenſchaft, von U 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/327>, abgerufen am 24.11.2024.