Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.Ueber die Osnabrückischen Zehnten. welche alle zwölf Jahr von neuem gewonnen werden müs-sen, und gleichwohl ihrer Natur nach, weil der Colon die Gebäude absque aestimatione empfängt, und wenn sie abfallen, ohne Vergütung wieder bauen muß, erb- lich sind, beweisen. c) steht in dergleichen Pachtpriefen über den Zehn- ten, daß die Pflichtigen alle acht oder zwölf Jahr, neues gewinnen müssen. Dieses wäre eine sehr überflüßige Be- dingung, wenn der Zehntherr nach Verlauf der Jahre den Zehnten vom Felde ziehen könnte. Nie hat man dergleichen Bedingungen einer wahren Zeitpacht ange- hängt. Denn wenn diese zu Ende ist, so versteht es sich von selbst, daß der Verpächter mit dem seinigen machen könne, was er will. d) Heißt es oft in dergleichen Pachtbriefen: Litones ac servi glebae - proxima dominica post fe- Hier müssen die Zehntpflichtigen, oder wie sie in der Urkunde genannt werden, die Zehntscheurigen Leute jähr- lich pachten; und die Zehntscheuer oder das granarium steht als eine redende Urkunde da; dennoch verwirken diese Leute nicht den Zehnten vom Felde, wie man schlies- sen sollte, sondern nur eine Strafe von drey Schillingen, wenn sie die Pacht versäumen; zum Zeichen, daß die Pacht weiter nichts als eine symbolische Handlung sey. e) übersende ich ihnen hiebey zwey Winnbriefe, die von einerley Verpächter über einerley Gut und eben dem-
Ueber die Oſnabruͤckiſchen Zehnten. welche alle zwoͤlf Jahr von neuem gewonnen werden muͤſ-ſen, und gleichwohl ihrer Natur nach, weil der Colon die Gebaͤude absque aeſtimatione empfaͤngt, und wenn ſie abfallen, ohne Verguͤtung wieder bauen muß, erb- lich ſind, beweiſen. c) ſteht in dergleichen Pachtpriefen uͤber den Zehn- ten, daß die Pflichtigen alle acht oder zwoͤlf Jahr, neues gewinnen muͤſſen. Dieſes waͤre eine ſehr uͤberfluͤßige Be- dingung, wenn der Zehntherr nach Verlauf der Jahre den Zehnten vom Felde ziehen koͤnnte. Nie hat man dergleichen Bedingungen einer wahren Zeitpacht ange- haͤngt. Denn wenn dieſe zu Ende iſt, ſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß der Verpaͤchter mit dem ſeinigen machen koͤnne, was er will. d) Heißt es oft in dergleichen Pachtbriefen: Litones ac ſervi glebae - proxima dominica poſt fe- Hier muͤſſen die Zehntpflichtigen, oder wie ſie in der Urkunde genannt werden, die Zehntſcheurigen Leute jaͤhr- lich pachten; und die Zehntſcheuer oder das granarium ſteht als eine redende Urkunde da; dennoch verwirken dieſe Leute nicht den Zehnten vom Felde, wie man ſchlieſ- ſen ſollte, ſondern nur eine Strafe von drey Schillingen, wenn ſie die Pacht verſaͤumen; zum Zeichen, daß die Pacht weiter nichts als eine ſymboliſche Handlung ſey. e) uͤberſende ich ihnen hiebey zwey Winnbriefe, die von einerley Verpaͤchter uͤber einerley Gut und eben dem-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item><pb facs="#f0385" n="373"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ueber die Oſnabruͤckiſchen Zehnten.</hi></fw><lb/> welche alle zwoͤlf Jahr von neuem <hi rendition="#fr">gewonnen</hi> werden muͤſ-<lb/> ſen, und gleichwohl ihrer Natur nach, weil der Colon<lb/> die Gebaͤude <hi rendition="#aq">absque aeſtimatione</hi> empfaͤngt, und wenn<lb/> ſie abfallen, ohne Verguͤtung wieder bauen muß, erb-<lb/> lich ſind, beweiſen.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c</hi>) ſteht in dergleichen Pachtpriefen uͤber den Zehn-<lb/> ten, daß die Pflichtigen alle acht oder zwoͤlf Jahr, neues<lb/> gewinnen muͤſſen. Dieſes waͤre eine ſehr uͤberfluͤßige Be-<lb/> dingung, wenn der Zehntherr nach Verlauf der Jahre<lb/> den Zehnten vom Felde ziehen koͤnnte. Nie hat man<lb/> dergleichen Bedingungen einer wahren Zeitpacht ange-<lb/> haͤngt. Denn wenn dieſe zu Ende iſt, ſo verſteht es ſich<lb/> von ſelbſt, daß der Verpaͤchter mit dem ſeinigen machen<lb/> koͤnne, was er will.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">d</hi>) Heißt es oft in dergleichen Pachtbriefen:</item> </list><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#aq">Litones ac ſervi glebae - proxima dominica poſt fe-<lb/> ſtum patrocinii penſionem eccleſiae debitam in fru-<lb/> mento ſeu Blado (Blé) ſuper granario ibidem ſito,<lb/> et ad antiquo ad hoc deputato pagtare tenentur fina-<lb/> liter et expedite, et qui in illa ſolutione et feſto ne-<lb/> gligens fuerit, tribus ſolidis mulctabitur<lb/><hi rendition="#i">Boehmer</hi> in praefat. ad Strodtmanni jus curiale.</hi> </quote> <bibl/> </cit><lb/> <list> <item>Hier muͤſſen die Zehntpflichtigen, oder wie ſie in der<lb/> Urkunde genannt werden, die <hi rendition="#fr">Zehntſcheurigen</hi> Leute jaͤhr-<lb/> lich pachten; und die Zehntſcheuer oder das <hi rendition="#aq">granarium</hi><lb/> ſteht als eine redende Urkunde da; dennoch verwirken<lb/> dieſe Leute nicht den Zehnten vom Felde, wie man ſchlieſ-<lb/> ſen ſollte, ſondern nur eine Strafe von drey Schillingen,<lb/> wenn ſie die Pacht verſaͤumen; zum Zeichen, daß die<lb/> Pacht weiter nichts als eine ſymboliſche Handlung ſey.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">e</hi>) uͤberſende ich ihnen hiebey zwey Winnbriefe, die<lb/> von einerley Verpaͤchter uͤber einerley Gut und eben<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dem-</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [373/0385]
Ueber die Oſnabruͤckiſchen Zehnten.
welche alle zwoͤlf Jahr von neuem gewonnen werden muͤſ-
ſen, und gleichwohl ihrer Natur nach, weil der Colon
die Gebaͤude absque aeſtimatione empfaͤngt, und wenn
ſie abfallen, ohne Verguͤtung wieder bauen muß, erb-
lich ſind, beweiſen.
c) ſteht in dergleichen Pachtpriefen uͤber den Zehn-
ten, daß die Pflichtigen alle acht oder zwoͤlf Jahr, neues
gewinnen muͤſſen. Dieſes waͤre eine ſehr uͤberfluͤßige Be-
dingung, wenn der Zehntherr nach Verlauf der Jahre
den Zehnten vom Felde ziehen koͤnnte. Nie hat man
dergleichen Bedingungen einer wahren Zeitpacht ange-
haͤngt. Denn wenn dieſe zu Ende iſt, ſo verſteht es ſich
von ſelbſt, daß der Verpaͤchter mit dem ſeinigen machen
koͤnne, was er will.
d) Heißt es oft in dergleichen Pachtbriefen:
Litones ac ſervi glebae - proxima dominica poſt fe-
ſtum patrocinii penſionem eccleſiae debitam in fru-
mento ſeu Blado (Blé) ſuper granario ibidem ſito,
et ad antiquo ad hoc deputato pagtare tenentur fina-
liter et expedite, et qui in illa ſolutione et feſto ne-
gligens fuerit, tribus ſolidis mulctabitur
Boehmer in praefat. ad Strodtmanni jus curiale.
Hier muͤſſen die Zehntpflichtigen, oder wie ſie in der
Urkunde genannt werden, die Zehntſcheurigen Leute jaͤhr-
lich pachten; und die Zehntſcheuer oder das granarium
ſteht als eine redende Urkunde da; dennoch verwirken
dieſe Leute nicht den Zehnten vom Felde, wie man ſchlieſ-
ſen ſollte, ſondern nur eine Strafe von drey Schillingen,
wenn ſie die Pacht verſaͤumen; zum Zeichen, daß die
Pacht weiter nichts als eine ſymboliſche Handlung ſey.
e) uͤberſende ich ihnen hiebey zwey Winnbriefe, die
von einerley Verpaͤchter uͤber einerley Gut und eben
dem-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |