Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.der neuesten Moden enthalten. von welchen Farben, den Vorzug behalten, was die Divina-toires *) von dem künftigen Jahre gewahrsaget, und was Herr Granchez in seiner Fabrik zu Clignancourt sonst für Anstalten mache die deutschen Beutel zu fegen. Die- sem wesentlichen Fehler unsrer Policey kann allein durch ein Jntelligenzblatt, was frisch gedruckt und vertheilet wird, abgeholfen werden; und ich dächte, es verlohnte sich wohl der Mühe, die jungen einheimischen Künstler in Zeiten zu benachrichtigen, auf welchem neuen Wege sie den schöpferischen Franzosen den Rang abgewinnen können. Noch weniger haben Sie davon einen üblen Einfluß ten *) Eine Art von Fächern, die man aber nicht mit denen a figu- res habillees en e ffes de Soye verwechseln muß. **) Il divortio celeste di Ferrante Pallavicini. C 4
der neueſten Moden enthalten. von welchen Farben, den Vorzug behalten, was die Divina-toires *) von dem kuͤnftigen Jahre gewahrſaget, und was Herr Granchez in ſeiner Fabrik zu Clignancourt ſonſt fuͤr Anſtalten mache die deutſchen Beutel zu fegen. Die- ſem weſentlichen Fehler unſrer Policey kann allein durch ein Jntelligenzblatt, was friſch gedruckt und vertheilet wird, abgeholfen werden; und ich daͤchte, es verlohnte ſich wohl der Muͤhe, die jungen einheimiſchen Kuͤnſtler in Zeiten zu benachrichtigen, auf welchem neuen Wege ſie den ſchoͤpferiſchen Franzoſen den Rang abgewinnen koͤnnen. Noch weniger haben Sie davon einen uͤblen Einfluß ten *) Eine Art von Faͤchern, die man aber nicht mit denen à figu- res habillées en é ffes de Soye verwechſeln muß. **) Il divortio celeſte di Ferrante Pallavicini. C 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0051" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der neueſten Moden enthalten.</hi></fw><lb/> von welchen Farben, den Vorzug behalten, was die <hi rendition="#aq">Divina-<lb/> toires</hi> <note place="foot" n="*)">Eine Art von Faͤchern, die man aber nicht mit denen <hi rendition="#aq">à figu-<lb/> res habillées en é ffes de Soye</hi> verwechſeln muß.</note> von dem kuͤnftigen Jahre gewahrſaget, und was<lb/> Herr <hi rendition="#fr">Granchez</hi> in ſeiner Fabrik zu Clignancourt ſonſt<lb/> fuͤr Anſtalten mache die deutſchen Beutel zu fegen. Die-<lb/> ſem weſentlichen Fehler unſrer Policey kann allein durch<lb/> ein Jntelligenzblatt, was friſch gedruckt und vertheilet<lb/> wird, abgeholfen werden; und ich daͤchte, es verlohnte<lb/> ſich wohl der Muͤhe, die jungen einheimiſchen Kuͤnſtler<lb/> in Zeiten zu benachrichtigen, auf welchem neuen Wege<lb/> ſie den ſchoͤpferiſchen Franzoſen den Rang abgewinnen<lb/> koͤnnen.</p><lb/> <p>Noch weniger haben Sie davon einen uͤblen Einfluß<lb/> auf das gegenwaͤrtige Menſchengeſchlecht zu fuͤrchten.<lb/> Daſſelbe iſt ſo bider und gut, es herrſcht unter den lie-<lb/> ben Menſchenkindern ſo viele Menſchenliebe und Gutmuͤ-<lb/> thigkeit, ihre Veredlung hat einen ſo maͤchtigen Fortgang<lb/> gewonnen, und alles iſt ſo voll chriſtlicher Empfindſam-<lb/> keit, daß die ſchleunige Bekanntmachung der neuen Mo-<lb/> den unmoͤglich eine ſchaͤdliche Veraͤnderung darin hervor-<lb/> bringen kann. Ja ich bin verſichert, daß wenn Chriſtus<lb/> ſich, wie es ehedem einmal geheißen hat <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq">Il divortio celeſte di <hi rendition="#i">Ferrante Pallavicini.</hi></hi></note>, von ſei-<lb/> ner lieben aber ungetreuen Braut, der chriſtlichen Kir-<lb/> che, ſcheiden laſſen wollte, kein Conſiſtorium dahin den<lb/> Ausſpruch thun koͤnnte; ſo ſehr hat ſich das gute Ge-<lb/> ſchlecht der Menſchen gebeſſert, und ſo ſehr haben auch<lb/> die andaͤchtigen Perſonen ihre Peruͤcken und Hauben zu<lb/> der ſuͤßen Empfindung des Erloͤſers geformt. Es iſt nie-<lb/> mand der ſich beſſer mit dem lieben Gott verſteht, als<lb/> ein empfindſames Herz; es dient ihm unter allen Geſtal-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0051]
der neueſten Moden enthalten.
von welchen Farben, den Vorzug behalten, was die Divina-
toires *) von dem kuͤnftigen Jahre gewahrſaget, und was
Herr Granchez in ſeiner Fabrik zu Clignancourt ſonſt
fuͤr Anſtalten mache die deutſchen Beutel zu fegen. Die-
ſem weſentlichen Fehler unſrer Policey kann allein durch
ein Jntelligenzblatt, was friſch gedruckt und vertheilet
wird, abgeholfen werden; und ich daͤchte, es verlohnte
ſich wohl der Muͤhe, die jungen einheimiſchen Kuͤnſtler
in Zeiten zu benachrichtigen, auf welchem neuen Wege
ſie den ſchoͤpferiſchen Franzoſen den Rang abgewinnen
koͤnnen.
Noch weniger haben Sie davon einen uͤblen Einfluß
auf das gegenwaͤrtige Menſchengeſchlecht zu fuͤrchten.
Daſſelbe iſt ſo bider und gut, es herrſcht unter den lie-
ben Menſchenkindern ſo viele Menſchenliebe und Gutmuͤ-
thigkeit, ihre Veredlung hat einen ſo maͤchtigen Fortgang
gewonnen, und alles iſt ſo voll chriſtlicher Empfindſam-
keit, daß die ſchleunige Bekanntmachung der neuen Mo-
den unmoͤglich eine ſchaͤdliche Veraͤnderung darin hervor-
bringen kann. Ja ich bin verſichert, daß wenn Chriſtus
ſich, wie es ehedem einmal geheißen hat **), von ſei-
ner lieben aber ungetreuen Braut, der chriſtlichen Kir-
che, ſcheiden laſſen wollte, kein Conſiſtorium dahin den
Ausſpruch thun koͤnnte; ſo ſehr hat ſich das gute Ge-
ſchlecht der Menſchen gebeſſert, und ſo ſehr haben auch
die andaͤchtigen Perſonen ihre Peruͤcken und Hauben zu
der ſuͤßen Empfindung des Erloͤſers geformt. Es iſt nie-
mand der ſich beſſer mit dem lieben Gott verſteht, als
ein empfindſames Herz; es dient ihm unter allen Geſtal-
ten
*) Eine Art von Faͤchern, die man aber nicht mit denen à figu-
res habillées en é ffes de Soye verwechſeln muß.
**) Il divortio celeſte di Ferrante Pallavicini.
C 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |