Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.Es sollten die Wochenschr. auch die Anzeigen ten der Mode, und liebt immer die Rührung, wenn sienur zu seiner Sayte stimmt, sie komme vom Himmel oder von der Erde; überall hat der liebe Gott jetzt Menschen- freuden, und unsre Religion sollte billig ganz umgeschaf- fen werden, da es so gut als erwiesen ist, daß sie nur Trost für Unglückliche enthalte, man aber jetzt, dem Höch- sten sey Dank! nichts wie Genuß kennt. Sollte aber Jhr Stilleschweigen von Jhrem Unver- Amalia. IX. Antwort an Amalien. Halb haben Sie, theureste Amalie, die Ursachen er- tes *) Dieser Aufsatz ist vom 25 Dec. 1779; welches ich um des-
willen bemerke, weil seitdem Modejournale, und Modeintel- ligenzblätter in Deutschland erschienen sind. Es ſollten die Wochenſchr. auch die Anzeigen ten der Mode, und liebt immer die Ruͤhrung, wenn ſienur zu ſeiner Sayte ſtimmt, ſie komme vom Himmel oder von der Erde; uͤberall hat der liebe Gott jetzt Menſchen- freuden, und unſre Religion ſollte billig ganz umgeſchaf- fen werden, da es ſo gut als erwieſen iſt, daß ſie nur Troſt fuͤr Ungluͤckliche enthalte, man aber jetzt, dem Hoͤch- ſten ſey Dank! nichts wie Genuß kennt. Sollte aber Jhr Stilleſchweigen von Jhrem Unver- Amalia. IX. Antwort an Amalien. Halb haben Sie, theureſte Amalie, die Urſachen er- tes *) Dieſer Aufſatz iſt vom 25 Dec. 1779; welches ich um des-
willen bemerke, weil ſeitdem Modejournale, und Modeintel- ligenzblaͤtter in Deutſchland erſchienen ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0052" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Es ſollten die Wochenſchr. auch die Anzeigen</hi></fw><lb/> ten der Mode, und liebt immer die Ruͤhrung, wenn ſie<lb/> nur zu ſeiner Sayte ſtimmt, ſie komme vom Himmel oder<lb/> von der Erde; uͤberall hat der liebe Gott jetzt Menſchen-<lb/> freuden, und unſre Religion ſollte billig ganz umgeſchaf-<lb/> fen werden, da es ſo gut als erwieſen iſt, daß ſie nur<lb/> Troſt fuͤr Ungluͤckliche enthalte, man aber jetzt, dem Hoͤch-<lb/> ſten ſey Dank! nichts wie Genuß kennt.</p><lb/> <p>Sollte aber Jhr Stilleſchweigen von Jhrem Unver-<lb/> moͤgen uns etwas neues hieruͤber zu ſagen, herruͤhren:<lb/> o ſo legen Sie mit dieſem Jahre die Feder nieder, und<lb/> nehmen von mir die aufrichtige Erklaͤrung an, daß ich<lb/> ihre altmodiſchen Blaͤtter nicht mehr leſen werde <note place="foot" n="*)">Dieſer Aufſatz iſt vom 25 Dec. 1779; welches ich um des-<lb/> willen bemerke, weil ſeitdem Modejournale, und Modeintel-<lb/> ligenzblaͤtter in Deutſchland erſchienen ſind.</note>.</p><lb/> <closer> <salute><hi rendition="#g">Amalia</hi>.</salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/><hi rendition="#g">Antwort an Amalien</hi>.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">H</hi>alb haben Sie, theureſte Amalie, die Urſachen er-<lb/> rathen, warum ich ſeit einiger Zeit von den aus-<lb/> ſchweifenden Moden nicht ein Woͤrtgen mehr geſagt habe;<lb/> aber eine der vornehmſten iſt Jhnen doch entwiſchet, ohn-<lb/> erachtet ich ſie bereits einmal bekannt gemacht habe; und<lb/> dieſe beſteht darin, daß ich mit dem Jrokeſiſchen Phi-<lb/> loſophen das Staͤdtiſche Gemenge, und alles was nicht<lb/> zu der Klaſſe der Ackerbauer, Jaͤger und Hirten gehoͤrt,<lb/> als den Abfall oder die Spreu des menſchlichen Geſchlech-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">tes</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0052]
Es ſollten die Wochenſchr. auch die Anzeigen
ten der Mode, und liebt immer die Ruͤhrung, wenn ſie
nur zu ſeiner Sayte ſtimmt, ſie komme vom Himmel oder
von der Erde; uͤberall hat der liebe Gott jetzt Menſchen-
freuden, und unſre Religion ſollte billig ganz umgeſchaf-
fen werden, da es ſo gut als erwieſen iſt, daß ſie nur
Troſt fuͤr Ungluͤckliche enthalte, man aber jetzt, dem Hoͤch-
ſten ſey Dank! nichts wie Genuß kennt.
Sollte aber Jhr Stilleſchweigen von Jhrem Unver-
moͤgen uns etwas neues hieruͤber zu ſagen, herruͤhren:
o ſo legen Sie mit dieſem Jahre die Feder nieder, und
nehmen von mir die aufrichtige Erklaͤrung an, daß ich
ihre altmodiſchen Blaͤtter nicht mehr leſen werde *).
Amalia.
IX.
Antwort an Amalien.
Halb haben Sie, theureſte Amalie, die Urſachen er-
rathen, warum ich ſeit einiger Zeit von den aus-
ſchweifenden Moden nicht ein Woͤrtgen mehr geſagt habe;
aber eine der vornehmſten iſt Jhnen doch entwiſchet, ohn-
erachtet ich ſie bereits einmal bekannt gemacht habe; und
dieſe beſteht darin, daß ich mit dem Jrokeſiſchen Phi-
loſophen das Staͤdtiſche Gemenge, und alles was nicht
zu der Klaſſe der Ackerbauer, Jaͤger und Hirten gehoͤrt,
als den Abfall oder die Spreu des menſchlichen Geſchlech-
tes
*) Dieſer Aufſatz iſt vom 25 Dec. 1779; welches ich um des-
willen bemerke, weil ſeitdem Modejournale, und Modeintel-
ligenzblaͤtter in Deutſchland erſchienen ſind.
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