Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.der Blattern ganz verbieten. in die Welt geschickt. Sie haben sich, nebst der mit ihrverwandten Seuche, gerade zu der Zeit eingefunden, da die Völkerwanderungen, weil alles besetzt war, aufhö- ren mußten; sie sollen also wahrscheinlich dazu dienen, einer Ueberladung der sublunarischen Welt vorzubeugen, und diesem großen Winke sollte man folgen, und den Aerzten ein Handwerk verbieten, was am Ende zu nichts dienen wird als Mann und Frau von Tisch und Bette zu scheiden. Denn geschieht dieses nicht: so beklage ich die armen Ein anders wäre noch, wenn die Vorsorge blos auf weg- Mösers patr. Phantas. IV. Th. E
der Blattern ganz verbieten. in die Welt geſchickt. Sie haben ſich, nebſt der mit ihrverwandten Seuche, gerade zu der Zeit eingefunden, da die Voͤlkerwanderungen, weil alles beſetzt war, aufhoͤ- ren mußten; ſie ſollen alſo wahrſcheinlich dazu dienen, einer Ueberladung der ſublunariſchen Welt vorzubeugen, und dieſem großen Winke ſollte man folgen, und den Aerzten ein Handwerk verbieten, was am Ende zu nichts dienen wird als Mann und Frau von Tiſch und Bette zu ſcheiden. Denn geſchieht dieſes nicht: ſo beklage ich die armen Ein anders waͤre noch, wenn die Vorſorge blos auf weg- Moͤſers patr. Phantaſ. IV. Th. E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0077" n="65"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Blattern ganz verbieten.</hi></fw><lb/> in die Welt geſchickt. Sie haben ſich, nebſt der mit ihr<lb/> verwandten Seuche, gerade zu der Zeit eingefunden, da<lb/> die Voͤlkerwanderungen, weil alles beſetzt war, aufhoͤ-<lb/> ren mußten; ſie ſollen alſo wahrſcheinlich dazu dienen,<lb/> einer Ueberladung der ſublunariſchen Welt vorzubeugen,<lb/> und dieſem großen Winke ſollte man folgen, und den<lb/> Aerzten ein Handwerk verbieten, was am Ende zu nichts<lb/> dienen wird als Mann und Frau von Tiſch und Bette<lb/> zu ſcheiden.</p><lb/> <p>Denn geſchieht dieſes nicht: ſo beklage ich die armen<lb/> Erbherrn des kuͤnftigen Jahrhunderts! Jeder von ihnen<lb/> wird zum wenigſten ein Dutzend Schweſtern und Bruͤ-<lb/> der abzufinden haben! Und wehe dem Lande, wo dieſe<lb/> alle von Stande ſind, und Wapen und Namen fortfuͤh-<lb/> ren wollen! Was fuͤr Stifter werden da auf Koſten des<lb/> gemeinen Fleißes errichtet werden muͤſſen, um alle die<lb/> Fraͤulein zu verſorgen? Was fuͤr Armeen werden gehal-<lb/> ten und wie ſehr wird der Hofſtaat, und die Dienerſchaft<lb/> rermehret werden muͤſſen, um jedem Sohne wenigſtens<lb/> eine Compagnie oder einen andern Dienſt zu verſchaffen?<lb/> Und was wird bey dem allen aus den Erbherrn werden,<lb/> die jedesmal ein Dutzend Schweſtern und Bruͤder abzu-<lb/> ſteuren und zu verſorgen haben?</p><lb/> <p>Ein anders waͤre noch, wenn die Vorſorge blos auf<lb/> den Bauerſtand gienge! denn wenn dieſer ſich zu ſehr<lb/> vermehrt: ſo kann man ihn noch aufs Schlachtfeld fuͤh-<lb/> ren, und mit Cartaͤtſchen darunter ſchießen laſſen. Aber<lb/> ſo wird dieſer gar nicht einmal genoͤthiget ſich der Jnocu-<lb/> lation zu unterwerfen, ohnerachtet unlaͤngſt die natuͤrli-<lb/> chen Blattern in einem Kirchſpiele 73 Kinder Gott gefaͤl-<lb/> lig weggeraft haben; man uͤberlaͤßt ihn ſeinem Vorur-<lb/> theile oder der Natur, und was dieſe nicht muͤtterlich<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Moͤſers patr. Phantaſ.</hi><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> E</fw><fw place="bottom" type="catch">weg-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0077]
der Blattern ganz verbieten.
in die Welt geſchickt. Sie haben ſich, nebſt der mit ihr
verwandten Seuche, gerade zu der Zeit eingefunden, da
die Voͤlkerwanderungen, weil alles beſetzt war, aufhoͤ-
ren mußten; ſie ſollen alſo wahrſcheinlich dazu dienen,
einer Ueberladung der ſublunariſchen Welt vorzubeugen,
und dieſem großen Winke ſollte man folgen, und den
Aerzten ein Handwerk verbieten, was am Ende zu nichts
dienen wird als Mann und Frau von Tiſch und Bette
zu ſcheiden.
Denn geſchieht dieſes nicht: ſo beklage ich die armen
Erbherrn des kuͤnftigen Jahrhunderts! Jeder von ihnen
wird zum wenigſten ein Dutzend Schweſtern und Bruͤ-
der abzufinden haben! Und wehe dem Lande, wo dieſe
alle von Stande ſind, und Wapen und Namen fortfuͤh-
ren wollen! Was fuͤr Stifter werden da auf Koſten des
gemeinen Fleißes errichtet werden muͤſſen, um alle die
Fraͤulein zu verſorgen? Was fuͤr Armeen werden gehal-
ten und wie ſehr wird der Hofſtaat, und die Dienerſchaft
rermehret werden muͤſſen, um jedem Sohne wenigſtens
eine Compagnie oder einen andern Dienſt zu verſchaffen?
Und was wird bey dem allen aus den Erbherrn werden,
die jedesmal ein Dutzend Schweſtern und Bruͤder abzu-
ſteuren und zu verſorgen haben?
Ein anders waͤre noch, wenn die Vorſorge blos auf
den Bauerſtand gienge! denn wenn dieſer ſich zu ſehr
vermehrt: ſo kann man ihn noch aufs Schlachtfeld fuͤh-
ren, und mit Cartaͤtſchen darunter ſchießen laſſen. Aber
ſo wird dieſer gar nicht einmal genoͤthiget ſich der Jnocu-
lation zu unterwerfen, ohnerachtet unlaͤngſt die natuͤrli-
chen Blattern in einem Kirchſpiele 73 Kinder Gott gefaͤl-
lig weggeraft haben; man uͤberlaͤßt ihn ſeinem Vorur-
theile oder der Natur, und was dieſe nicht muͤtterlich
weg-
Moͤſers patr. Phantaſ. IV. Th. E
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |