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Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859.

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natürliche Ergebniß der großen im Volke thatsächlich vorhan-
denen Interessen und Beziehungen ist, und da sie hauptsächlich
als stofflicher Inhalt die Formen des Staates füllt, durch sie
befriedigt wird oder gegen sie ankämpft: so dient eine richtige
und genaue Kenntniß von ihr zum Verständnisse der Forderungen
an den Staat und der daraus entstehenden inneren oder äußeren
Bewegungen. Ein Staat, dessen Formen oder dessen Hand-
lungsweisen im Widerspruche stehen mit mächtigen Bestand-
theilen der Gesellschaft, ist in einem durchaus unnatürlichen
Zustande, aus welchem sich entweder mächtige und vielleicht
gewaltsame Aenderungen, oder auch möglicherweise ungewöhn-
liche, glückliche oder unglückliche, Bestrebungen zur Stützung
des Bestehenden und zur gewaltsamen Aufrechterhaltung stille
aber gefährlich bedrohter Institutionen allein erklären lassen.

Viertens müssen einzelne Begebenheiten oder
Menschen
Gegenstand ausführlicher Darstellung sein, falls
dieselben entweder von entschiedenem Einflusse auf die Ent-
wickelung der staatlichen Zustände waren, oder aber dieselben
in besonders bezeichnender Weise den Geist einer Einrichtung
oder eines Zeitabschnittes verkörpern.

Endlich soll, fünftens, nicht blos das Entstehen und Blühen
staatlicher Anstalten oder Richtungen, sondern auch das allmälige
Verkommen und Absterben im Ganzen oder Einzelnen
nach dem Zeitpunkte, nach Ursache und Verlauf, endlich in
seinen Folgen nachgewiesen werden 3).

Bei der Geschichte der auswärtigen Verhältnisse ist neben
der Erläuterung der von den Regierungen ausgehenden
Handlungen und der staatlichen Interessen im engeren Sinne
auch das gegenseitige Verhalten der Völker zu einander zu
berücksichtigen und in seinen Einzelheiten nachzuweisen. So
also namentlich die Aehnlichkeit oder Verschiedenheit der ganzen
geistigen Richtung derselben in Beziehung auf Religion, sittliche

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natürliche Ergebniß der großen im Volke thatſächlich vorhan-
denen Intereſſen und Beziehungen iſt, und da ſie hauptſächlich
als ſtofflicher Inhalt die Formen des Staates füllt, durch ſie
befriedigt wird oder gegen ſie ankämpft: ſo dient eine richtige
und genaue Kenntniß von ihr zum Verſtändniſſe der Forderungen
an den Staat und der daraus entſtehenden inneren oder äußeren
Bewegungen. Ein Staat, deſſen Formen oder deſſen Hand-
lungsweiſen im Widerſpruche ſtehen mit mächtigen Beſtand-
theilen der Geſellſchaft, iſt in einem durchaus unnatürlichen
Zuſtande, aus welchem ſich entweder mächtige und vielleicht
gewaltſame Aenderungen, oder auch möglicherweiſe ungewöhn-
liche, glückliche oder unglückliche, Beſtrebungen zur Stützung
des Beſtehenden und zur gewaltſamen Aufrechterhaltung ſtille
aber gefährlich bedrohter Inſtitutionen allein erklären laſſen.

Viertens müſſen einzelne Begebenheiten oder
Menſchen
Gegenſtand ausführlicher Darſtellung ſein, falls
dieſelben entweder von entſchiedenem Einfluſſe auf die Ent-
wickelung der ſtaatlichen Zuſtände waren, oder aber dieſelben
in beſonders bezeichnender Weiſe den Geiſt einer Einrichtung
oder eines Zeitabſchnittes verkörpern.

Endlich ſoll, fünftens, nicht blos das Entſtehen und Blühen
ſtaatlicher Anſtalten oder Richtungen, ſondern auch das allmälige
Verkommen und Abſterben im Ganzen oder Einzelnen
nach dem Zeitpunkte, nach Urſache und Verlauf, endlich in
ſeinen Folgen nachgewieſen werden 3).

Bei der Geſchichte der auswärtigen Verhältniſſe iſt neben
der Erläuterung der von den Regierungen ausgehenden
Handlungen und der ſtaatlichen Intereſſen im engeren Sinne
auch das gegenſeitige Verhalten der Völker zu einander zu
berückſichtigen und in ſeinen Einzelheiten nachzuweiſen. So
alſo namentlich die Aehnlichkeit oder Verſchiedenheit der ganzen
geiſtigen Richtung derſelben in Beziehung auf Religion, ſittliche

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[723/0737] natürliche Ergebniß der großen im Volke thatſächlich vorhan- denen Intereſſen und Beziehungen iſt, und da ſie hauptſächlich als ſtofflicher Inhalt die Formen des Staates füllt, durch ſie befriedigt wird oder gegen ſie ankämpft: ſo dient eine richtige und genaue Kenntniß von ihr zum Verſtändniſſe der Forderungen an den Staat und der daraus entſtehenden inneren oder äußeren Bewegungen. Ein Staat, deſſen Formen oder deſſen Hand- lungsweiſen im Widerſpruche ſtehen mit mächtigen Beſtand- theilen der Geſellſchaft, iſt in einem durchaus unnatürlichen Zuſtande, aus welchem ſich entweder mächtige und vielleicht gewaltſame Aenderungen, oder auch möglicherweiſe ungewöhn- liche, glückliche oder unglückliche, Beſtrebungen zur Stützung des Beſtehenden und zur gewaltſamen Aufrechterhaltung ſtille aber gefährlich bedrohter Inſtitutionen allein erklären laſſen. Viertens müſſen einzelne Begebenheiten oder Menſchen Gegenſtand ausführlicher Darſtellung ſein, falls dieſelben entweder von entſchiedenem Einfluſſe auf die Ent- wickelung der ſtaatlichen Zuſtände waren, oder aber dieſelben in beſonders bezeichnender Weiſe den Geiſt einer Einrichtung oder eines Zeitabſchnittes verkörpern. Endlich ſoll, fünftens, nicht blos das Entſtehen und Blühen ſtaatlicher Anſtalten oder Richtungen, ſondern auch das allmälige Verkommen und Abſterben im Ganzen oder Einzelnen nach dem Zeitpunkte, nach Urſache und Verlauf, endlich in ſeinen Folgen nachgewieſen werden 3). Bei der Geſchichte der auswärtigen Verhältniſſe iſt neben der Erläuterung der von den Regierungen ausgehenden Handlungen und der ſtaatlichen Intereſſen im engeren Sinne auch das gegenſeitige Verhalten der Völker zu einander zu berückſichtigen und in ſeinen Einzelheiten nachzuweiſen. So alſo namentlich die Aehnlichkeit oder Verſchiedenheit der ganzen geiſtigen Richtung derſelben in Beziehung auf Religion, ſittliche 46*

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Zitationshilfe: Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/737>, abgerufen am 24.11.2024.