längst veraltet ist, so ist eine Bücherkunde des Faches nur mit großer Mühe und unvollständig zu erlangen. Am hülfreichsten sind noch: Ersch's Li- teratur der Geschichte und ihrer Hülfswissenschaften. Leipz. 1827; Heusch- ling's Uebersicht über die statistischen Literaturen von Frankreich und von Deutschland in dem Bulletin der belgischen Commission centrale; und Fallati's Anführungen in seiner mehrerwähnten "Einleitung."
3) Es ist kaum möglich, die Bedeutung guter statistischer Werke für spätere Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung hoch genug anzuschlagen, indem sie sowohl den allein richtigen Hintergrund geben, auf welchem sich die einzelnen Menschen und Handlungen in ihrer ganzen Bedeutung und Umgebung abheben, als namentlich auch die Kräfte und die Einrichtungen der Staaten kennen lehren, deren Erlebnisse zu schildern und begreiflich zu machen sind. Wie ganz anders würden wir die Geschichte von Athen und Sparta, von Karthago, von Rom, von Karl dem Großen u. s. w. ver- stehen, wenn wir gute gleichzeitige statistische Schilderungen dieser Länder und dieser Zeitabschnitte hätten! Die nach Jahrhunderten mit dem größten Aufwande von Gelehrsamkeit und Scharfsinn aus allen Arten von gelegentlichen Mit- theilungen und Bruchstücken zusammengesetzten Schilderungen bieten doch nur ein sehr lückenhaftes und nicht selten ohne Zweifel ein unrichtiges Bild dar.
längſt veraltet iſt, ſo iſt eine Bücherkunde des Faches nur mit großer Mühe und unvollſtändig zu erlangen. Am hülfreichſten ſind noch: Erſch’s Li- teratur der Geſchichte und ihrer Hülfswiſſenſchaften. Leipz. 1827; Heuſch- ling’s Ueberſicht über die ſtatiſtiſchen Literaturen von Frankreich und von Deutſchland in dem Bulletin der belgiſchen Commission centrale; und Fallati’s Anführungen in ſeiner mehrerwähnten „Einleitung.“
3) Es iſt kaum möglich, die Bedeutung guter ſtatiſtiſcher Werke für ſpätere Geſchichtsforſchung und Geſchichtsſchreibung hoch genug anzuſchlagen, indem ſie ſowohl den allein richtigen Hintergrund geben, auf welchem ſich die einzelnen Menſchen und Handlungen in ihrer ganzen Bedeutung und Umgebung abheben, als namentlich auch die Kräfte und die Einrichtungen der Staaten kennen lehren, deren Erlebniſſe zu ſchildern und begreiflich zu machen ſind. Wie ganz anders würden wir die Geſchichte von Athen und Sparta, von Karthago, von Rom, von Karl dem Großen u. ſ. w. ver- ſtehen, wenn wir gute gleichzeitige ſtatiſtiſche Schilderungen dieſer Länder und dieſer Zeitabſchnitte hätten! Die nach Jahrhunderten mit dem größten Aufwande von Gelehrſamkeit und Scharfſinn aus allen Arten von gelegentlichen Mit- theilungen und Bruchſtücken zuſammengeſetzten Schilderungen bieten doch nur ein ſehr lückenhaftes und nicht ſelten ohne Zweifel ein unrichtiges Bild dar.
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²⁾ längſt veraltet iſt, ſo iſt eine Bücherkunde des Faches nur mit großer Mühe
und unvollſtändig zu erlangen. Am hülfreichſten ſind noch: Erſch’s Li-
teratur der Geſchichte und ihrer Hülfswiſſenſchaften. Leipz. 1827; Heuſch-
ling’s Ueberſicht über die ſtatiſtiſchen Literaturen von Frankreich und von
Deutſchland in dem Bulletin der belgiſchen Commission centrale; und
Fallati’s Anführungen in ſeiner mehrerwähnten „Einleitung.“
³⁾ Es iſt kaum möglich, die Bedeutung guter ſtatiſtiſcher Werke für
ſpätere Geſchichtsforſchung und Geſchichtsſchreibung hoch genug anzuſchlagen,
indem ſie ſowohl den allein richtigen Hintergrund geben, auf welchem ſich
die einzelnen Menſchen und Handlungen in ihrer ganzen Bedeutung und
Umgebung abheben, als namentlich auch die Kräfte und die Einrichtungen
der Staaten kennen lehren, deren Erlebniſſe zu ſchildern und begreiflich zu
machen ſind. Wie ganz anders würden wir die Geſchichte von Athen und
Sparta, von Karthago, von Rom, von Karl dem Großen u. ſ. w. ver-
ſtehen, wenn wir gute gleichzeitige ſtatiſtiſche Schilderungen dieſer Länder und
dieſer Zeitabſchnitte hätten! Die nach Jahrhunderten mit dem größten Aufwande
von Gelehrſamkeit und Scharfſinn aus allen Arten von gelegentlichen Mit-
theilungen und Bruchſtücken zuſammengeſetzten Schilderungen bieten doch
nur ein ſehr lückenhaftes und nicht ſelten ohne Zweifel ein unrichtiges
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Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/757>, abgerufen am 24.11.2024.
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