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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

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Dienstangelegenheiten und brachte dann eine Entschuldigung
wegen meiner Toilette vor; der Großherr erwiderte, daß
das ganz einerlei sei, und drückte in freundlicher und wohl-
wollender Weise seine Zufriedenheit aus, mich zu sehen.
Se. Majestät erwähnten der gemachten Reise, äußerten
sich beifällig über mehrere Gegenstände, und erkundigten
sich, ob meine Cameraden schon unterweges seien. Zum
Abschied ließ der Großherr mir durch Risa Bey eine sehr
schöne Tabatiere überreichen, mit dem Bedeuten, ich möge
sie als Andenken in meiner Familie aufbewahren.

31.
Der Thurm von Galata.

Zu meiner großen Freude trafen am 28. August drei
meiner Cameraden, die Capitains Baron v. V. und F. vom
Generalstabe, und v. M. vom Jngenieur-Corps, in Kon-
stantinopel ein. Das Dampfschiff war aus Triest erwar-
tet, und ich bestieg einmal über das andere den gewal-
tigen runden Thurm von Galata, von dem ich über das
Gewimmel des Hafens, über Konstantinopel und die Bo-
gen des Valens fort in den flimmernden Propontis hin-
ausspähte. Die Principos-Jnseln und der rauhe Fels von
Proti tauchen in blauen Umrissen aus der lichten Fläche
empor, welche von dem Felsgebirge von Mudania begrenzt
wird; dahinter erhebt wie eine weiße Wolke der zackige
Olymp sein beschneites Haupt über die warme Seelandschaft,
und in kaum erkennbarer Nebelgestalt zeigen sich am fern-
sten Horizont noch Katolymnia und die Berge von Cysikus.
Warten ist an sich ein fatales Ding, aber der Thurm von
Galata ist der Punkt, von wo man es noch am ersten eine
Weile aushält; vierzig Schritte führen Dich rings um
die Balustrade des Thurms, aber welche Mannigfaltigkeit
von Gegenständen erblickt das Auge während dieser vierzig

Dienſtangelegenheiten und brachte dann eine Entſchuldigung
wegen meiner Toilette vor; der Großherr erwiderte, daß
das ganz einerlei ſei, und druͤckte in freundlicher und wohl-
wollender Weiſe ſeine Zufriedenheit aus, mich zu ſehen.
Se. Majeſtaͤt erwaͤhnten der gemachten Reiſe, aͤußerten
ſich beifaͤllig uͤber mehrere Gegenſtaͤnde, und erkundigten
ſich, ob meine Cameraden ſchon unterweges ſeien. Zum
Abſchied ließ der Großherr mir durch Riſa Bey eine ſehr
ſchoͤne Tabatiere uͤberreichen, mit dem Bedeuten, ich moͤge
ſie als Andenken in meiner Familie aufbewahren.

31.
Der Thurm von Galata.

Zu meiner großen Freude trafen am 28. Auguſt drei
meiner Cameraden, die Capitains Baron v. V. und F. vom
Generalſtabe, und v. M. vom Jngenieur-Corps, in Kon-
ſtantinopel ein. Das Dampfſchiff war aus Trieſt erwar-
tet, und ich beſtieg einmal uͤber das andere den gewal-
tigen runden Thurm von Galata, von dem ich uͤber das
Gewimmel des Hafens, uͤber Konſtantinopel und die Bo-
gen des Valens fort in den flimmernden Propontis hin-
ausſpaͤhte. Die Principos-Jnſeln und der rauhe Fels von
Proti tauchen in blauen Umriſſen aus der lichten Flaͤche
empor, welche von dem Felsgebirge von Mudania begrenzt
wird; dahinter erhebt wie eine weiße Wolke der zackige
Olymp ſein beſchneites Haupt uͤber die warme Seelandſchaft,
und in kaum erkennbarer Nebelgeſtalt zeigen ſich am fern-
ſten Horizont noch Katolymnia und die Berge von Cyſikus.
Warten iſt an ſich ein fatales Ding, aber der Thurm von
Galata iſt der Punkt, von wo man es noch am erſten eine
Weile aushaͤlt; vierzig Schritte fuͤhren Dich rings um
die Baluſtrade des Thurms, aber welche Mannigfaltigkeit
von Gegenſtaͤnden erblickt das Auge waͤhrend dieſer vierzig

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[153/0163] Dienſtangelegenheiten und brachte dann eine Entſchuldigung wegen meiner Toilette vor; der Großherr erwiderte, daß das ganz einerlei ſei, und druͤckte in freundlicher und wohl- wollender Weiſe ſeine Zufriedenheit aus, mich zu ſehen. Se. Majeſtaͤt erwaͤhnten der gemachten Reiſe, aͤußerten ſich beifaͤllig uͤber mehrere Gegenſtaͤnde, und erkundigten ſich, ob meine Cameraden ſchon unterweges ſeien. Zum Abſchied ließ der Großherr mir durch Riſa Bey eine ſehr ſchoͤne Tabatiere uͤberreichen, mit dem Bedeuten, ich moͤge ſie als Andenken in meiner Familie aufbewahren. 31. Der Thurm von Galata. Bujukdere, den 14. September 1837. Zu meiner großen Freude trafen am 28. Auguſt drei meiner Cameraden, die Capitains Baron v. V. und F. vom Generalſtabe, und v. M. vom Jngenieur-Corps, in Kon- ſtantinopel ein. Das Dampfſchiff war aus Trieſt erwar- tet, und ich beſtieg einmal uͤber das andere den gewal- tigen runden Thurm von Galata, von dem ich uͤber das Gewimmel des Hafens, uͤber Konſtantinopel und die Bo- gen des Valens fort in den flimmernden Propontis hin- ausſpaͤhte. Die Principos-Jnſeln und der rauhe Fels von Proti tauchen in blauen Umriſſen aus der lichten Flaͤche empor, welche von dem Felsgebirge von Mudania begrenzt wird; dahinter erhebt wie eine weiße Wolke der zackige Olymp ſein beſchneites Haupt uͤber die warme Seelandſchaft, und in kaum erkennbarer Nebelgeſtalt zeigen ſich am fern- ſten Horizont noch Katolymnia und die Berge von Cyſikus. Warten iſt an ſich ein fatales Ding, aber der Thurm von Galata iſt der Punkt, von wo man es noch am erſten eine Weile aushaͤlt; vierzig Schritte fuͤhren Dich rings um die Baluſtrade des Thurms, aber welche Mannigfaltigkeit von Gegenſtaͤnden erblickt das Auge waͤhrend dieſer vierzig

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Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/163>, abgerufen am 27.05.2024.