ab, nach Adiaman, um von dort Lebensmittel den Trup- pen entgegen zu senden, und eilte nun der zweiten Colonne entgegen, welche über Sürghü und Tut heranrücken sollte. Die Ebene von Adiaman war ein Morast, und die Pferde sanken bis an die Bügel ein; als ich am Schembker-suj ankam, fand ich es kaum für Pferde zu durchfuhrten; hier war die Sache schwierig, denn es gab keinen Baum. Es wurde Abend, ehe ich (nur von einem Tschausch begleitet) aus drei Dorfschaften, die hoch im Gebirge eine Stunde weit entfernt liegen, vierzig Mann zusammenraffte; es blieb nichts übrig, als zwei Häuser einzureißen, um drei Balken zu erlangen, welche nothdürftig die erforderliche Länge hat- ten, eine vierte Pappel wurde drei Viertelstunden weit von 25 Mann aus den Bergen herbei getragen. Dies Wasser ist äußerst reißend, und steigt oft in wenig Stunden 4 bis 5 Fuß; ich fand eine Stelle, wo zwei mächtige Felsblöcke vom Gebirge in das Flußbette gestürzt waren und den Bau möglich machten. Die Ankunft der zweiten Colonne verzö- gerte sich wegen des heftigen Wetters noch um zwei Tage, die Truppen wurden dann nach Karakaik dirigirt, nachdem man ihnen zwei Tage Ruhe gegönnt; die dritte Colonne war die Artillerie und zwei Cavallerie-Regimenter, die un- ter Scherif-Pascha über Sürghü, Erkenek, Pelwere und Behesne heranzogen; sie hatten die größten Schwierigkei- ten zu besiegen, und von ihnen habe ich noch keine genü- gende Nachricht, da L. wegen der Ausrüstung der Colon- nen nothwendig in Malatia zurückbleiben mußte.
Der Pascha ist nach Biradschik voraus, wohin M. zur Ausführung der Verschanzungen auf der Höhe jenseit Bir- adschik vierzehn Tage vorher geschickt wurde; die Arbeit soll gut vorgerückt und der Pascha sehr zufrieden sein.
ab, nach Adiaman, um von dort Lebensmittel den Trup- pen entgegen zu ſenden, und eilte nun der zweiten Colonne entgegen, welche uͤber Suͤrghuͤ und Tut heranruͤcken ſollte. Die Ebene von Adiaman war ein Moraſt, und die Pferde ſanken bis an die Buͤgel ein; als ich am Schembker-ſuj ankam, fand ich es kaum fuͤr Pferde zu durchfuhrten; hier war die Sache ſchwierig, denn es gab keinen Baum. Es wurde Abend, ehe ich (nur von einem Tſchauſch begleitet) aus drei Dorfſchaften, die hoch im Gebirge eine Stunde weit entfernt liegen, vierzig Mann zuſammenraffte; es blieb nichts uͤbrig, als zwei Haͤuſer einzureißen, um drei Balken zu erlangen, welche nothduͤrftig die erforderliche Laͤnge hat- ten, eine vierte Pappel wurde drei Viertelſtunden weit von 25 Mann aus den Bergen herbei getragen. Dies Waſſer iſt aͤußerſt reißend, und ſteigt oft in wenig Stunden 4 bis 5 Fuß; ich fand eine Stelle, wo zwei maͤchtige Felsbloͤcke vom Gebirge in das Flußbette geſtuͤrzt waren und den Bau moͤglich machten. Die Ankunft der zweiten Colonne verzoͤ- gerte ſich wegen des heftigen Wetters noch um zwei Tage, die Truppen wurden dann nach Karakaik dirigirt, nachdem man ihnen zwei Tage Ruhe gegoͤnnt; die dritte Colonne war die Artillerie und zwei Cavallerie-Regimenter, die un- ter Scherif-Paſcha uͤber Suͤrghuͤ, Erkenek, Pelwere und Behesne heranzogen; ſie hatten die groͤßten Schwierigkei- ten zu beſiegen, und von ihnen habe ich noch keine genuͤ- gende Nachricht, da L. wegen der Ausruͤſtung der Colon- nen nothwendig in Malatia zuruͤckbleiben mußte.
Der Paſcha iſt nach Biradſchik voraus, wohin M. zur Ausfuͤhrung der Verſchanzungen auf der Hoͤhe jenſeit Bir- adſchik vierzehn Tage vorher geſchickt wurde; die Arbeit ſoll gut vorgeruͤckt und der Paſcha ſehr zufrieden ſein.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0377"n="367"/>
ab, nach Adiaman, um von dort Lebensmittel den Trup-<lb/>
pen entgegen zu ſenden, und eilte nun der zweiten Colonne<lb/>
entgegen, welche uͤber Suͤrghuͤ und Tut heranruͤcken ſollte.<lb/>
Die Ebene von Adiaman war ein Moraſt, und die Pferde<lb/>ſanken bis an die Buͤgel ein; als ich am Schembker-ſuj<lb/>
ankam, fand ich es kaum fuͤr Pferde zu durchfuhrten; hier<lb/>
war die Sache ſchwierig, denn es gab keinen Baum. Es<lb/>
wurde Abend, ehe ich (nur von einem Tſchauſch begleitet)<lb/>
aus drei Dorfſchaften, die hoch im Gebirge eine Stunde<lb/>
weit entfernt liegen, vierzig Mann zuſammenraffte; es blieb<lb/>
nichts uͤbrig, als zwei Haͤuſer einzureißen, um drei Balken<lb/>
zu erlangen, welche nothduͤrftig die erforderliche Laͤnge hat-<lb/>
ten, eine vierte Pappel wurde drei Viertelſtunden weit von<lb/>
25 Mann aus den Bergen herbei getragen. Dies Waſſer<lb/>
iſt aͤußerſt reißend, und ſteigt oft in wenig Stunden 4 bis<lb/>
5 Fuß; ich fand eine Stelle, wo zwei maͤchtige Felsbloͤcke<lb/>
vom Gebirge in das Flußbette geſtuͤrzt waren und den Bau<lb/>
moͤglich machten. Die Ankunft der zweiten Colonne verzoͤ-<lb/>
gerte ſich wegen des heftigen Wetters noch um zwei Tage,<lb/>
die Truppen wurden dann nach Karakaik dirigirt, nachdem<lb/>
man ihnen zwei Tage Ruhe gegoͤnnt; die dritte Colonne<lb/>
war die Artillerie und zwei Cavallerie-Regimenter, die un-<lb/>
ter <hirendition="#g">Scherif-Paſcha</hi> uͤber Suͤrghuͤ, Erkenek, Pelwere und<lb/>
Behesne heranzogen; ſie hatten die groͤßten Schwierigkei-<lb/>
ten zu beſiegen, und von ihnen habe ich noch keine genuͤ-<lb/>
gende Nachricht, da L. wegen der Ausruͤſtung der Colon-<lb/>
nen nothwendig in Malatia zuruͤckbleiben mußte.</p><lb/><p>Der Paſcha iſt nach Biradſchik voraus, wohin M. zur<lb/>
Ausfuͤhrung der Verſchanzungen auf der Hoͤhe jenſeit Bir-<lb/>
adſchik vierzehn Tage vorher geſchickt wurde; die Arbeit<lb/>ſoll gut vorgeruͤckt und der Paſcha ſehr zufrieden ſein.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[367/0377]
ab, nach Adiaman, um von dort Lebensmittel den Trup-
pen entgegen zu ſenden, und eilte nun der zweiten Colonne
entgegen, welche uͤber Suͤrghuͤ und Tut heranruͤcken ſollte.
Die Ebene von Adiaman war ein Moraſt, und die Pferde
ſanken bis an die Buͤgel ein; als ich am Schembker-ſuj
ankam, fand ich es kaum fuͤr Pferde zu durchfuhrten; hier
war die Sache ſchwierig, denn es gab keinen Baum. Es
wurde Abend, ehe ich (nur von einem Tſchauſch begleitet)
aus drei Dorfſchaften, die hoch im Gebirge eine Stunde
weit entfernt liegen, vierzig Mann zuſammenraffte; es blieb
nichts uͤbrig, als zwei Haͤuſer einzureißen, um drei Balken
zu erlangen, welche nothduͤrftig die erforderliche Laͤnge hat-
ten, eine vierte Pappel wurde drei Viertelſtunden weit von
25 Mann aus den Bergen herbei getragen. Dies Waſſer
iſt aͤußerſt reißend, und ſteigt oft in wenig Stunden 4 bis
5 Fuß; ich fand eine Stelle, wo zwei maͤchtige Felsbloͤcke
vom Gebirge in das Flußbette geſtuͤrzt waren und den Bau
moͤglich machten. Die Ankunft der zweiten Colonne verzoͤ-
gerte ſich wegen des heftigen Wetters noch um zwei Tage,
die Truppen wurden dann nach Karakaik dirigirt, nachdem
man ihnen zwei Tage Ruhe gegoͤnnt; die dritte Colonne
war die Artillerie und zwei Cavallerie-Regimenter, die un-
ter Scherif-Paſcha uͤber Suͤrghuͤ, Erkenek, Pelwere und
Behesne heranzogen; ſie hatten die groͤßten Schwierigkei-
ten zu beſiegen, und von ihnen habe ich noch keine genuͤ-
gende Nachricht, da L. wegen der Ausruͤſtung der Colon-
nen nothwendig in Malatia zuruͤckbleiben mußte.
Der Paſcha iſt nach Biradſchik voraus, wohin M. zur
Ausfuͤhrung der Verſchanzungen auf der Hoͤhe jenſeit Bir-
adſchik vierzehn Tage vorher geſchickt wurde; die Arbeit
ſoll gut vorgeruͤckt und der Paſcha ſehr zufrieden ſein.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/377>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.