räumen müssen, daß die Aufgabe des Sultans, wenn sie überhaupt zu lösen, noch unendlich schwieriger war, als die des Czaaren.
67. Reise durchs Schwarze Meer und auf der Donau bis Orsowa.
Jbrail am Bord des Fernandos, den 13. Septbr. 1839.
Wir verließen Konstantinopel am 9. September Mit- tags; es war ein ziemlich frischer Nordost-Wind, und un- ser Kaik hatte Mühe, an das Dampfschiff, welches in Bu- jukdere zu unserer Aufnahme anhielt, heranzukommen. -- Kaum waren wir über die Fanale hinaus, so schaukelte das Schiff so gewaltig, daß ein Reisender nach dem andern krank wurde, und erst am folgenden Morgen, nachdem das Wet- ter ruhiger geworden, sah man sich wieder; wir erreichten um Mittag Varna, wo wir dem Pascha einen Besuch mach- ten, und setzten bei ziemlich ruhiger See und klarem Him- mel unsere Reise fort. Anfangs geht es ziemlich nahe an der Küste entlang bis zum Cap Güllgrad, einem sehr schönen Vorgebirge, welches von einer alten Ruine gekrönt ist und dessen hohe Wände senkrecht zum Meere abstürzen; von hier tritt die Küste weiter zurück, wird stets niedriger und ver- wandelt sich dann in einen flachen Morast, welcher vom Meere, von ausgedehnten Seen und von den Armen der Donau umschlossen ist. Dies ganze, viele Meilen weite Land ist ein Alluvium des mächtigen Stroms, welcher hier mit dem Wasser der Alpen, des Balkan und der Karpaten das blaue Meer auf eine Strecke von 3 bis 5 geographi- schen Meilen hinaus gelb färbt; aus diesem Umstande ent- nehmen die Schiffer, daß sie dem Ufer sich nähern, denn das Land selbst wird erst später sichtbar, und kein Leucht- thurm bezeichnet bei Nacht die schwierige Einfahrt in die Donau. Dieser Strom treibt drei Hauptarme durch das
raͤumen muͤſſen, daß die Aufgabe des Sultans, wenn ſie uͤberhaupt zu loͤſen, noch unendlich ſchwieriger war, als die des Czaaren.
67. Reiſe durchs Schwarze Meer und auf der Donau bis Orſowa.
Jbrail am Bord des Fernandos, den 13. Septbr. 1839.
Wir verließen Konſtantinopel am 9. September Mit- tags; es war ein ziemlich friſcher Nordoſt-Wind, und un- ſer Kaik hatte Muͤhe, an das Dampfſchiff, welches in Bu- jukdere zu unſerer Aufnahme anhielt, heranzukommen. — Kaum waren wir uͤber die Fanale hinaus, ſo ſchaukelte das Schiff ſo gewaltig, daß ein Reiſender nach dem andern krank wurde, und erſt am folgenden Morgen, nachdem das Wet- ter ruhiger geworden, ſah man ſich wieder; wir erreichten um Mittag Varna, wo wir dem Paſcha einen Beſuch mach- ten, und ſetzten bei ziemlich ruhiger See und klarem Him- mel unſere Reiſe fort. Anfangs geht es ziemlich nahe an der Kuͤſte entlang bis zum Cap Guͤllgrad, einem ſehr ſchoͤnen Vorgebirge, welches von einer alten Ruine gekroͤnt iſt und deſſen hohe Waͤnde ſenkrecht zum Meere abſtuͤrzen; von hier tritt die Kuͤſte weiter zuruͤck, wird ſtets niedriger und ver- wandelt ſich dann in einen flachen Moraſt, welcher vom Meere, von ausgedehnten Seen und von den Armen der Donau umſchloſſen iſt. Dies ganze, viele Meilen weite Land iſt ein Alluvium des maͤchtigen Stroms, welcher hier mit dem Waſſer der Alpen, des Balkan und der Karpaten das blaue Meer auf eine Strecke von 3 bis 5 geographi- ſchen Meilen hinaus gelb faͤrbt; aus dieſem Umſtande ent- nehmen die Schiffer, daß ſie dem Ufer ſich naͤhern, denn das Land ſelbſt wird erſt ſpaͤter ſichtbar, und kein Leucht- thurm bezeichnet bei Nacht die ſchwierige Einfahrt in die Donau. Dieſer Strom treibt drei Hauptarme durch das
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raͤumen muͤſſen, daß die Aufgabe des Sultans, wenn ſie
uͤberhaupt zu loͤſen, noch unendlich ſchwieriger war, als die
des Czaaren.
67.
Reiſe durchs Schwarze Meer und auf der Donau
bis Orſowa.
Jbrail am Bord des Fernandos, den 13. Septbr. 1839.
Wir verließen Konſtantinopel am 9. September Mit-
tags; es war ein ziemlich friſcher Nordoſt-Wind, und un-
ſer Kaik hatte Muͤhe, an das Dampfſchiff, welches in Bu-
jukdere zu unſerer Aufnahme anhielt, heranzukommen. —
Kaum waren wir uͤber die Fanale hinaus, ſo ſchaukelte das
Schiff ſo gewaltig, daß ein Reiſender nach dem andern krank
wurde, und erſt am folgenden Morgen, nachdem das Wet-
ter ruhiger geworden, ſah man ſich wieder; wir erreichten
um Mittag Varna, wo wir dem Paſcha einen Beſuch mach-
ten, und ſetzten bei ziemlich ruhiger See und klarem Him-
mel unſere Reiſe fort. Anfangs geht es ziemlich nahe an
der Kuͤſte entlang bis zum Cap Guͤllgrad, einem ſehr ſchoͤnen
Vorgebirge, welches von einer alten Ruine gekroͤnt iſt und
deſſen hohe Waͤnde ſenkrecht zum Meere abſtuͤrzen; von hier
tritt die Kuͤſte weiter zuruͤck, wird ſtets niedriger und ver-
wandelt ſich dann in einen flachen Moraſt, welcher vom
Meere, von ausgedehnten Seen und von den Armen der
Donau umſchloſſen iſt. Dies ganze, viele Meilen weite
Land iſt ein Alluvium des maͤchtigen Stroms, welcher hier
mit dem Waſſer der Alpen, des Balkan und der Karpaten
das blaue Meer auf eine Strecke von 3 bis 5 geographi-
ſchen Meilen hinaus gelb faͤrbt; aus dieſem Umſtande ent-
nehmen die Schiffer, daß ſie dem Ufer ſich naͤhern, denn
das Land ſelbſt wird erſt ſpaͤter ſichtbar, und kein Leucht-
thurm bezeichnet bei Nacht die ſchwierige Einfahrt in die
Donau. Dieſer Strom treibt drei Hauptarme durch das
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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/430>, abgerufen am 04.12.2024.
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