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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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UNTERWERFUNG DER LATINER UND CAMPANER.
dass wenige Jahre nachher (436) dort zwei neue Bürgerbezirke
errichtet werden konnten. Die Anlegung zweier Festungen
als Colonien latinischen Rechts sicherte schliesslich das neu
gewonnene Land. Es waren dies Cales (420) mitten in der
campanischen Ebene, von wo aus Teanum und Capua beo-
bachtet werden konnten, und Fregellae (426), das den Ueber-
gang über den Liris sicherte. Beide Colonien waren unge-
wöhnlich stark und gelangten schnell zur Blüthe, trotz der
Hindernisse, welche die Sidiciner der Gründung von Cales,
die Samniten der von Fregellae in den Weg legten. Auch
nach Sora ward eine römische Besatzung verlegt, worüber die
Samniten, denen dieser Bezirk überlassen ward, sich mit
Grund, aber vergeblich beschwerten. Ungeirrt ging Rom sei-
nem Ziel entgegen, seine energische und grossartige Staats-
kunst mehr als auf dem Schlachtfelde offenbarend in der
Sicherung der gewonnenen Stellungen, die es politisch und
militärisch mit einem unzerreissbaren Netze zu umflechten
und allmählich sich einzuverleiben verstand. -- Dass die Sam-
niten das bedrohliche Vorschreiten der Römer nicht gern sahen,
versteht sich; aber die ernstliche Gegenwehr ward versäumt.
Zwar Teanum scheinen sie nach dem Vertrag mit Rom ge-
wonnen und stark besetzt zu haben; denn während die Stadt
früher Hülfe gegen Samnium in Capua und Rom nachsucht,
erscheint sie in den späteren Kämpfen als die Vormauer der
samnitischen Macht gegen Westen. Auch am obern Liris
breiteten sie sich aus, aber nach ihrer Weise mehr erobernd
und zerstörend, als auf die Dauer sich festsetzend. So zer-
störten sie die Volskerstadt Fregellae, wodurch nur die Anlage
der römischen Colonie daselbst erleichtert ward, und schreck-
ten zwei andere Volskerstädte Fabrateria (Falvaterra) und Luca
(unbekannter Lage) so, dass dieselben, Capuas Beispiel fol-
gend sich (424) den Römern zu eigen gaben. Die samnitische
Eidgenossenschaft gestattete, dass die römische Eroberung Cam-
paniens eine vollständige Thatsache war, bevor sie sich ernst-
lich derselben widersetzte; wovon der Grund allerdings zum
Theil zu suchen ist in den gleichzeitigen Fehden der samniti-
schen Nation mit den italischen Hellenen, aber zum Theil auch
in der schlaffen und zerfahrenen Politik der Eidgenossenschaft.


UNTERWERFUNG DER LATINER UND CAMPANER.
daſs wenige Jahre nachher (436) dort zwei neue Bürgerbezirke
errichtet werden konnten. Die Anlegung zweier Festungen
als Colonien latinischen Rechts sicherte schlieſslich das neu
gewonnene Land. Es waren dies Cales (420) mitten in der
campanischen Ebene, von wo aus Teanum und Capua beo-
bachtet werden konnten, und Fregellae (426), das den Ueber-
gang über den Liris sicherte. Beide Colonien waren unge-
wöhnlich stark und gelangten schnell zur Blüthe, trotz der
Hindernisse, welche die Sidiciner der Gründung von Cales,
die Samniten der von Fregellae in den Weg legten. Auch
nach Sora ward eine römische Besatzung verlegt, worüber die
Samniten, denen dieser Bezirk überlassen ward, sich mit
Grund, aber vergeblich beschwerten. Ungeirrt ging Rom sei-
nem Ziel entgegen, seine energische und groſsartige Staats-
kunst mehr als auf dem Schlachtfelde offenbarend in der
Sicherung der gewonnenen Stellungen, die es politisch und
militärisch mit einem unzerreiſsbaren Netze zu umflechten
und allmählich sich einzuverleiben verstand. — Daſs die Sam-
niten das bedrohliche Vorschreiten der Römer nicht gern sahen,
versteht sich; aber die ernstliche Gegenwehr ward versäumt.
Zwar Teanum scheinen sie nach dem Vertrag mit Rom ge-
wonnen und stark besetzt zu haben; denn während die Stadt
früher Hülfe gegen Samnium in Capua und Rom nachsucht,
erscheint sie in den späteren Kämpfen als die Vormauer der
samnitischen Macht gegen Westen. Auch am obern Liris
breiteten sie sich aus, aber nach ihrer Weise mehr erobernd
und zerstörend, als auf die Dauer sich festsetzend. So zer-
störten sie die Volskerstadt Fregellae, wodurch nur die Anlage
der römischen Colonie daselbst erleichtert ward, und schreck-
ten zwei andere Volskerstädte Fabrateria (Falvaterra) und Luca
(unbekannter Lage) so, daſs dieselben, Capuas Beispiel fol-
gend sich (424) den Römern zu eigen gaben. Die samnitische
Eidgenossenschaft gestattete, daſs die römische Eroberung Cam-
paniens eine vollständige Thatsache war, bevor sie sich ernst-
lich derselben widersetzte; wovon der Grund allerdings zum
Theil zu suchen ist in den gleichzeitigen Fehden der samniti-
schen Nation mit den italischen Hellenen, aber zum Theil auch
in der schlaffen und zerfahrenen Politik der Eidgenossenschaft.


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[231/0245] UNTERWERFUNG DER LATINER UND CAMPANER. daſs wenige Jahre nachher (436) dort zwei neue Bürgerbezirke errichtet werden konnten. Die Anlegung zweier Festungen als Colonien latinischen Rechts sicherte schlieſslich das neu gewonnene Land. Es waren dies Cales (420) mitten in der campanischen Ebene, von wo aus Teanum und Capua beo- bachtet werden konnten, und Fregellae (426), das den Ueber- gang über den Liris sicherte. Beide Colonien waren unge- wöhnlich stark und gelangten schnell zur Blüthe, trotz der Hindernisse, welche die Sidiciner der Gründung von Cales, die Samniten der von Fregellae in den Weg legten. Auch nach Sora ward eine römische Besatzung verlegt, worüber die Samniten, denen dieser Bezirk überlassen ward, sich mit Grund, aber vergeblich beschwerten. Ungeirrt ging Rom sei- nem Ziel entgegen, seine energische und groſsartige Staats- kunst mehr als auf dem Schlachtfelde offenbarend in der Sicherung der gewonnenen Stellungen, die es politisch und militärisch mit einem unzerreiſsbaren Netze zu umflechten und allmählich sich einzuverleiben verstand. — Daſs die Sam- niten das bedrohliche Vorschreiten der Römer nicht gern sahen, versteht sich; aber die ernstliche Gegenwehr ward versäumt. Zwar Teanum scheinen sie nach dem Vertrag mit Rom ge- wonnen und stark besetzt zu haben; denn während die Stadt früher Hülfe gegen Samnium in Capua und Rom nachsucht, erscheint sie in den späteren Kämpfen als die Vormauer der samnitischen Macht gegen Westen. Auch am obern Liris breiteten sie sich aus, aber nach ihrer Weise mehr erobernd und zerstörend, als auf die Dauer sich festsetzend. So zer- störten sie die Volskerstadt Fregellae, wodurch nur die Anlage der römischen Colonie daselbst erleichtert ward, und schreck- ten zwei andere Volskerstädte Fabrateria (Falvaterra) und Luca (unbekannter Lage) so, daſs dieselben, Capuas Beispiel fol- gend sich (424) den Römern zu eigen gaben. Die samnitische Eidgenossenschaft gestattete, daſs die römische Eroberung Cam- paniens eine vollständige Thatsache war, bevor sie sich ernst- lich derselben widersetzte; wovon der Grund allerdings zum Theil zu suchen ist in den gleichzeitigen Fehden der samniti- schen Nation mit den italischen Hellenen, aber zum Theil auch in der schlaffen und zerfahrenen Politik der Eidgenossenschaft.

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/245>, abgerufen am 24.11.2024.