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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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KAPITEL VI.


Die Italiker gegen Rom.

Während die Römer am Liris und Volturnus fochten, be-
wegten den Südosten der Halbinsel andere Kämpfe. Die
reiche tarentinische Kaufmannsrepublik, immer ernstlicher
bedroht von den lucanischen und messapischen Haufen und
ihren eigenen Schwertern mit Recht misstrauend, gewann für
gute Worte und besseres Geld die Bandenführer der Heimath.
Der Spartanerkönig Archidamos, der mit einem starken Haufen
den Stammgenossen zu Hülfe gekommen war, erlag an dem-
selben Tage, wo Philipp bei Chaeroneia siegte, den Lucanern
(416 der Stadt, 338 vor Christus); wie die frommen Griechen
meinten, zur Strafe dafür, dass er und seine Leute neunzehn
Jahre früher theilgenommen hatten an der Plünderung des
delphischen Heiligthums. Seinen Platz nahm ein mächtigerer
Feldhauptmann ein, Alexander der Molosser, Bruder der Olym-
pias, der Mutter Alexanders des Grossen. Mit den mitgebrach-
ten Schaaren wusste er unter seinen Fahnen zu vereinigen
die Zuzüge der Griechenstädte, namentlich der Tarentiner und
Metapontiner, die Poediculer (um Rubi, jetzt Ruvo), die gleich
den Griechen sich von der sabellischen Nation bedroht sahen,
ja sogar die lucanischen Verbannten selbst, deren beträcht-
liche Zahl auf heftige innere Unruhen in dieser Eidgenossen-
schaft schliessen lässt. So sah er sich bald dem Feinde über-
legen. Consentia (Cosenza), der Bundessitz, wie es scheint,
der in Grossgriechenland angesiedelten Sabeller, fiel in seine
Hände. Umsonst kommen die Samniten den Lucanern zu

KAPITEL VI.


Die Italiker gegen Rom.

Während die Römer am Liris und Volturnus fochten, be-
wegten den Südosten der Halbinsel andere Kämpfe. Die
reiche tarentinische Kaufmannsrepublik, immer ernstlicher
bedroht von den lucanischen und messapischen Haufen und
ihren eigenen Schwertern mit Recht miſstrauend, gewann für
gute Worte und besseres Geld die Bandenführer der Heimath.
Der Spartanerkönig Archidamos, der mit einem starken Haufen
den Stammgenossen zu Hülfe gekommen war, erlag an dem-
selben Tage, wo Philipp bei Chaeroneia siegte, den Lucanern
(416 der Stadt, 338 vor Christus); wie die frommen Griechen
meinten, zur Strafe dafür, daſs er und seine Leute neunzehn
Jahre früher theilgenommen hatten an der Plünderung des
delphischen Heiligthums. Seinen Platz nahm ein mächtigerer
Feldhauptmann ein, Alexander der Molosser, Bruder der Olym-
pias, der Mutter Alexanders des Groſsen. Mit den mitgebrach-
ten Schaaren wuſste er unter seinen Fahnen zu vereinigen
die Zuzüge der Griechenstädte, namentlich der Tarentiner und
Metapontiner, die Poediculer (um Rubi, jetzt Ruvo), die gleich
den Griechen sich von der sabellischen Nation bedroht sahen,
ja sogar die lucanischen Verbannten selbst, deren beträcht-
liche Zahl auf heftige innere Unruhen in dieser Eidgenossen-
schaft schlieſsen läſst. So sah er sich bald dem Feinde über-
legen. Consentia (Cosenza), der Bundessitz, wie es scheint,
der in Groſsgriechenland angesiedelten Sabeller, fiel in seine
Hände. Umsonst kommen die Samniten den Lucanern zu

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[[232]/0246] KAPITEL VI. Die Italiker gegen Rom. Während die Römer am Liris und Volturnus fochten, be- wegten den Südosten der Halbinsel andere Kämpfe. Die reiche tarentinische Kaufmannsrepublik, immer ernstlicher bedroht von den lucanischen und messapischen Haufen und ihren eigenen Schwertern mit Recht miſstrauend, gewann für gute Worte und besseres Geld die Bandenführer der Heimath. Der Spartanerkönig Archidamos, der mit einem starken Haufen den Stammgenossen zu Hülfe gekommen war, erlag an dem- selben Tage, wo Philipp bei Chaeroneia siegte, den Lucanern (416 der Stadt, 338 vor Christus); wie die frommen Griechen meinten, zur Strafe dafür, daſs er und seine Leute neunzehn Jahre früher theilgenommen hatten an der Plünderung des delphischen Heiligthums. Seinen Platz nahm ein mächtigerer Feldhauptmann ein, Alexander der Molosser, Bruder der Olym- pias, der Mutter Alexanders des Groſsen. Mit den mitgebrach- ten Schaaren wuſste er unter seinen Fahnen zu vereinigen die Zuzüge der Griechenstädte, namentlich der Tarentiner und Metapontiner, die Poediculer (um Rubi, jetzt Ruvo), die gleich den Griechen sich von der sabellischen Nation bedroht sahen, ja sogar die lucanischen Verbannten selbst, deren beträcht- liche Zahl auf heftige innere Unruhen in dieser Eidgenossen- schaft schlieſsen läſst. So sah er sich bald dem Feinde über- legen. Consentia (Cosenza), der Bundessitz, wie es scheint, der in Groſsgriechenland angesiedelten Sabeller, fiel in seine Hände. Umsonst kommen die Samniten den Lucanern zu

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. [232]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/246>, abgerufen am 24.11.2024.