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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DIE ITALIKER GEGEN ROM.
Alexander oder Pyrrhos, sondern ein gewöhnlicher Freibeuter.
Er beeilte sich nicht einen Krieg zu beginnen, bei dem mehr
Schläge zu erwarten standen als Beute, sondern machte lieber
mit den Lucanern gemeinschaftliche Sache gegen Metapont und
liess es sich wohl sein in der Stadt, während er redete von
einem Zug gegen Agathokles von Syrakus und von der Be-
freiung der sicilischen Griechen. Endlich, als der Widerstand
der Samniten gebrochen war und die römischen Heere schon
anfingen sich im Südosten der Halbinsel zu zeigen und zum
Beispiel 447 das sallentinische Gebiet plündernd durchzogen,
ging der spartanische Condottier mit seinen Söldnern zu Schiff
und überrumpelte die Insel Kerkyra, die vortrefflich gelegen
war um von dort aus gegen Griechenland und Italien Piraten-
züge zu unternehmen. So von ihrem Feldherrn im Stich ge-
lassen und zugleich ihrer Bundesgenossen im mittleren Ita-
lien beraubt, blieb den Tarentinern so wie den mit ihnen
verbündeten Italikern, Lucanern und Sallentinern nichts übrig
als mit Rom ein Abkommen nachzusuchen, das auf leidliche
Bedingungen gewährt worden zu sein scheint. Bald nachher
(451) ward sogar ein Einfall des Kleonymos, der im sallen-
tinischen Gebiet gelandet war und Uria belagerte, von den
Einwohnern mit römischer Hülfe abgeschlagen.

Roms Sieg war vollständig; es galt ihn zu nutzen. Dass
den Samniten, den Tarentinern und den ferner wohnenden
Völkerschaften überhaupt so mässige Bedingungen gestellt
wurden, war nicht Siegergrossmuth, die die Römer nicht
kannten, sondern weise und klare Berechnung. Für jetzt
galt es vor allem in Mittelitalien die Stellungen noch fester
zu sichern und die Sprengung der nördlichen und südlichen
Italiker vollständig durchzuführen. Anagnia ward gezwungen
in das Unterthänigkeitsverhältniss (civitas sine suffragio) ein-
zutreten; man bedauerte in Rom, dass die übrigen Städte der
Herniker Aletrium, Verulae, Ferentinum nicht gleichfalls ab-
gefallen waren und jeder Vorwand fehlte ihnen das römische
Bürgerrecht aufzunöthigen, nachdem sie die Zumuthung frei-
willig ihre Freiheit mit demselben zu vertauschen höflich ab-
gelehnt hatten. Dagegen ward Arpinum unterthänig, Frusino
verlor ein Drittel seines Gebiets; am obern Liris ward neben
Fregellae Sora, die schon früher mit Besatzung belegte Volsker-
stadt, jetzt auf die Dauer in eine Festung verwandelt und eine
Legion von 4000 Mann dahin gelegt. So war das alte Volsker-
gebiet vollständig unterworfen und ging seiner Romanisirung

DIE ITALIKER GEGEN ROM.
Alexander oder Pyrrhos, sondern ein gewöhnlicher Freibeuter.
Er beeilte sich nicht einen Krieg zu beginnen, bei dem mehr
Schläge zu erwarten standen als Beute, sondern machte lieber
mit den Lucanern gemeinschaftliche Sache gegen Metapont und
lieſs es sich wohl sein in der Stadt, während er redete von
einem Zug gegen Agathokles von Syrakus und von der Be-
freiung der sicilischen Griechen. Endlich, als der Widerstand
der Samniten gebrochen war und die römischen Heere schon
anfingen sich im Südosten der Halbinsel zu zeigen und zum
Beispiel 447 das sallentinische Gebiet plündernd durchzogen,
ging der spartanische Condottier mit seinen Söldnern zu Schiff
und überrumpelte die Insel Kerkyra, die vortrefflich gelegen
war um von dort aus gegen Griechenland und Italien Piraten-
züge zu unternehmen. So von ihrem Feldherrn im Stich ge-
lassen und zugleich ihrer Bundesgenossen im mittleren Ita-
lien beraubt, blieb den Tarentinern so wie den mit ihnen
verbündeten Italikern, Lucanern und Sallentinern nichts übrig
als mit Rom ein Abkommen nachzusuchen, das auf leidliche
Bedingungen gewährt worden zu sein scheint. Bald nachher
(451) ward sogar ein Einfall des Kleonymos, der im sallen-
tinischen Gebiet gelandet war und Uria belagerte, von den
Einwohnern mit römischer Hülfe abgeschlagen.

Roms Sieg war vollständig; es galt ihn zu nutzen. Daſs
den Samniten, den Tarentinern und den ferner wohnenden
Völkerschaften überhaupt so mäſsige Bedingungen gestellt
wurden, war nicht Siegergroſsmuth, die die Römer nicht
kannten, sondern weise und klare Berechnung. Für jetzt
galt es vor allem in Mittelitalien die Stellungen noch fester
zu sichern und die Sprengung der nördlichen und südlichen
Italiker vollständig durchzuführen. Anagnia ward gezwungen
in das Unterthänigkeitsverhältniſs (civitas sine suffragio) ein-
zutreten; man bedauerte in Rom, daſs die übrigen Städte der
Herniker Aletrium, Verulae, Ferentinum nicht gleichfalls ab-
gefallen waren und jeder Vorwand fehlte ihnen das römische
Bürgerrecht aufzunöthigen, nachdem sie die Zumuthung frei-
willig ihre Freiheit mit demselben zu vertauschen höflich ab-
gelehnt hatten. Dagegen ward Arpinum unterthänig, Frusino
verlor ein Drittel seines Gebiets; am obern Liris ward neben
Fregellae Sora, die schon früher mit Besatzung belegte Volsker-
stadt, jetzt auf die Dauer in eine Festung verwandelt und eine
Legion von 4000 Mann dahin gelegt. So war das alte Volsker-
gebiet vollständig unterworfen und ging seiner Romanisirung

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[245/0259] DIE ITALIKER GEGEN ROM. Alexander oder Pyrrhos, sondern ein gewöhnlicher Freibeuter. Er beeilte sich nicht einen Krieg zu beginnen, bei dem mehr Schläge zu erwarten standen als Beute, sondern machte lieber mit den Lucanern gemeinschaftliche Sache gegen Metapont und lieſs es sich wohl sein in der Stadt, während er redete von einem Zug gegen Agathokles von Syrakus und von der Be- freiung der sicilischen Griechen. Endlich, als der Widerstand der Samniten gebrochen war und die römischen Heere schon anfingen sich im Südosten der Halbinsel zu zeigen und zum Beispiel 447 das sallentinische Gebiet plündernd durchzogen, ging der spartanische Condottier mit seinen Söldnern zu Schiff und überrumpelte die Insel Kerkyra, die vortrefflich gelegen war um von dort aus gegen Griechenland und Italien Piraten- züge zu unternehmen. So von ihrem Feldherrn im Stich ge- lassen und zugleich ihrer Bundesgenossen im mittleren Ita- lien beraubt, blieb den Tarentinern so wie den mit ihnen verbündeten Italikern, Lucanern und Sallentinern nichts übrig als mit Rom ein Abkommen nachzusuchen, das auf leidliche Bedingungen gewährt worden zu sein scheint. Bald nachher (451) ward sogar ein Einfall des Kleonymos, der im sallen- tinischen Gebiet gelandet war und Uria belagerte, von den Einwohnern mit römischer Hülfe abgeschlagen. Roms Sieg war vollständig; es galt ihn zu nutzen. Daſs den Samniten, den Tarentinern und den ferner wohnenden Völkerschaften überhaupt so mäſsige Bedingungen gestellt wurden, war nicht Siegergroſsmuth, die die Römer nicht kannten, sondern weise und klare Berechnung. Für jetzt galt es vor allem in Mittelitalien die Stellungen noch fester zu sichern und die Sprengung der nördlichen und südlichen Italiker vollständig durchzuführen. Anagnia ward gezwungen in das Unterthänigkeitsverhältniſs (civitas sine suffragio) ein- zutreten; man bedauerte in Rom, daſs die übrigen Städte der Herniker Aletrium, Verulae, Ferentinum nicht gleichfalls ab- gefallen waren und jeder Vorwand fehlte ihnen das römische Bürgerrecht aufzunöthigen, nachdem sie die Zumuthung frei- willig ihre Freiheit mit demselben zu vertauschen höflich ab- gelehnt hatten. Dagegen ward Arpinum unterthänig, Frusino verlor ein Drittel seines Gebiets; am obern Liris ward neben Fregellae Sora, die schon früher mit Besatzung belegte Volsker- stadt, jetzt auf die Dauer in eine Festung verwandelt und eine Legion von 4000 Mann dahin gelegt. So war das alte Volsker- gebiet vollständig unterworfen und ging seiner Romanisirung

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/259>, abgerufen am 22.11.2024.