Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.ERSTER PUNISCHER KRIEG. und mit ihm die Stadt zu räumen. So war der Brückenkopfder Insel in den Händen der Römer. Die karthagischen Be- hörden, mit Recht erzürnt über die Thorheit und Schwäche ihres Feldherrn, liessen ihn hinrichten und beschlossen den Krieg. Vor allem galt es den verlorenen Platz wieder zu ge- winnen. Eine starke karthagische Flotte, geführt von Hanno Hannibals Sohn, erschien auf der Höhe von Messana; während die Flotte die Meerenge sperrte, begann die von ihr ans Land gesetzte karthagische Armee die Belagerung von der Nordseite. Hieron, der nur auf das Losschlagen der Karthager gewartet hatte um den Krieg gegen Rom zu beginnen, führte sein kaum zurückgezogenes Heer wieder gegen Messana und über- nahm den Angriff auf die Südseite der Stadt. -- Allein mitt- lerweile war auch der römische Consul Appius Claudius Cau- dex mit dem Hauptheer in Rhegion erschienen und in einer dunkeln Nacht gelang die Ueberfahrt trotz der karthagischen Flotte. Kühnheit und Glück waren mit den Römern; die Verbündeten, nicht gefasst auf einen Angriff des gesammten römischen Heeres und daher nicht vereinigt, wurden von den aus der Stadt ausrückenden römischen Legionen einzeln ge- schlagen und damit die Belagerung aufgehoben. Den Sommer über behauptete das römische Heer das Feld und machte sogar einen Versuch auf Syrakus; allein nachdem dieser gescheitert war und auch die Belagerung von Echetla (an der Grenze der Gebiete von Syrakus und Karthago) mit Verlust hatte aufge- geben werden müssen, kehrte das römische Heer zurück nach Messana und von da unter Zurücklassung einer starken Be- satzung nach Italien. Die Erfolge dieses ersten ausseritalischen Feldzugs der Römer mögen daheim der Erwartung nicht ganz entsprochen haben, da der Consul nicht triumphirte; indess konnte das kräftige Auftreten der Römer in Sicilien nicht verfehlen auf die Griechen daselbst grossen Eindruck zu ma- chen. Als dann im folgenden Jahre beide Consuln und ein doppelt so starkes Heer ungehindert die Insel betraten, als der eine derselben, Marcus Valerius Maximus, seitdem von diesem Feldzug 'der von Messana' (Messalla) genannt, einen glänzenden Sieg über die verbündeten Karthager und Syrakusaner erfocht und das punische Heer seitdem nicht mehr gegen die Römer das Feld zu halten wagte, da fielen nicht bloss eine Menge kleinerer griechischer Städte den Römern zu, sondern Hieron selbst verliess die karthagische Partei und machte Friede und Bündniss mit den Römern (491). Er folgte einer richtigen Röm. Gesch. I. 22
ERSTER PUNISCHER KRIEG. und mit ihm die Stadt zu räumen. So war der Brückenkopfder Insel in den Händen der Römer. Die karthagischen Be- hörden, mit Recht erzürnt über die Thorheit und Schwäche ihres Feldherrn, lieſsen ihn hinrichten und beschlossen den Krieg. Vor allem galt es den verlorenen Platz wieder zu ge- winnen. Eine starke karthagische Flotte, geführt von Hanno Hannibals Sohn, erschien auf der Höhe von Messana; während die Flotte die Meerenge sperrte, begann die von ihr ans Land gesetzte karthagische Armee die Belagerung von der Nordseite. Hieron, der nur auf das Losschlagen der Karthager gewartet hatte um den Krieg gegen Rom zu beginnen, führte sein kaum zurückgezogenes Heer wieder gegen Messana und über- nahm den Angriff auf die Südseite der Stadt. — Allein mitt- lerweile war auch der römische Consul Appius Claudius Cau- dex mit dem Hauptheer in Rhegion erschienen und in einer dunkeln Nacht gelang die Ueberfahrt trotz der karthagischen Flotte. Kühnheit und Glück waren mit den Römern; die Verbündeten, nicht gefaſst auf einen Angriff des gesammten römischen Heeres und daher nicht vereinigt, wurden von den aus der Stadt ausrückenden römischen Legionen einzeln ge- schlagen und damit die Belagerung aufgehoben. Den Sommer über behauptete das römische Heer das Feld und machte sogar einen Versuch auf Syrakus; allein nachdem dieser gescheitert war und auch die Belagerung von Echetla (an der Grenze der Gebiete von Syrakus und Karthago) mit Verlust hatte aufge- geben werden müssen, kehrte das römische Heer zurück nach Messana und von da unter Zurücklassung einer starken Be- satzung nach Italien. Die Erfolge dieses ersten auſseritalischen Feldzugs der Römer mögen daheim der Erwartung nicht ganz entsprochen haben, da der Consul nicht triumphirte; indeſs konnte das kräftige Auftreten der Römer in Sicilien nicht verfehlen auf die Griechen daselbst groſsen Eindruck zu ma- chen. Als dann im folgenden Jahre beide Consuln und ein doppelt so starkes Heer ungehindert die Insel betraten, als der eine derselben, Marcus Valerius Maximus, seitdem von diesem Feldzug ‘der von Messana’ (Messalla) genannt, einen glänzenden Sieg über die verbündeten Karthager und Syrakusaner erfocht und das punische Heer seitdem nicht mehr gegen die Römer das Feld zu halten wagte, da fielen nicht bloſs eine Menge kleinerer griechischer Städte den Römern zu, sondern Hieron selbst verlieſs die karthagische Partei und machte Friede und Bündniſs mit den Römern (491). Er folgte einer richtigen Röm. Gesch. I. 22
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ERSTER PUNISCHER KRIEG.
und mit ihm die Stadt zu räumen. So war der Brückenkopf
der Insel in den Händen der Römer. Die karthagischen Be-
hörden, mit Recht erzürnt über die Thorheit und Schwäche
ihres Feldherrn, lieſsen ihn hinrichten und beschlossen den
Krieg. Vor allem galt es den verlorenen Platz wieder zu ge-
winnen. Eine starke karthagische Flotte, geführt von Hanno
Hannibals Sohn, erschien auf der Höhe von Messana; während
die Flotte die Meerenge sperrte, begann die von ihr ans Land
gesetzte karthagische Armee die Belagerung von der Nordseite.
Hieron, der nur auf das Losschlagen der Karthager gewartet
hatte um den Krieg gegen Rom zu beginnen, führte sein
kaum zurückgezogenes Heer wieder gegen Messana und über-
nahm den Angriff auf die Südseite der Stadt. — Allein mitt-
lerweile war auch der römische Consul Appius Claudius Cau-
dex mit dem Hauptheer in Rhegion erschienen und in einer
dunkeln Nacht gelang die Ueberfahrt trotz der karthagischen
Flotte. Kühnheit und Glück waren mit den Römern; die
Verbündeten, nicht gefaſst auf einen Angriff des gesammten
römischen Heeres und daher nicht vereinigt, wurden von den
aus der Stadt ausrückenden römischen Legionen einzeln ge-
schlagen und damit die Belagerung aufgehoben. Den Sommer
über behauptete das römische Heer das Feld und machte sogar
einen Versuch auf Syrakus; allein nachdem dieser gescheitert
war und auch die Belagerung von Echetla (an der Grenze der
Gebiete von Syrakus und Karthago) mit Verlust hatte aufge-
geben werden müssen, kehrte das römische Heer zurück nach
Messana und von da unter Zurücklassung einer starken Be-
satzung nach Italien. Die Erfolge dieses ersten auſseritalischen
Feldzugs der Römer mögen daheim der Erwartung nicht ganz
entsprochen haben, da der Consul nicht triumphirte; indeſs
konnte das kräftige Auftreten der Römer in Sicilien nicht
verfehlen auf die Griechen daselbst groſsen Eindruck zu ma-
chen. Als dann im folgenden Jahre beide Consuln und ein
doppelt so starkes Heer ungehindert die Insel betraten, als der
eine derselben, Marcus Valerius Maximus, seitdem von diesem
Feldzug ‘der von Messana’ (Messalla) genannt, einen glänzenden
Sieg über die verbündeten Karthager und Syrakusaner erfocht
und das punische Heer seitdem nicht mehr gegen die Römer
das Feld zu halten wagte, da fielen nicht bloſs eine Menge
kleinerer griechischer Städte den Römern zu, sondern Hieron
selbst verlieſs die karthagische Partei und machte Friede und
Bündniſs mit den Römern (491). Er folgte einer richtigen
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