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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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ITALIENS NATUERLICHE GRENZEN.
Schon standen sie bei Clusium drei Tagemärsche von Rom,
als das Heer von Ariminum unter dem Consul Papus ihnen
in der Flanke erschien, während die etruskische Landwehr,
die sich nach der Ueberschreitung des Apennin im Rücken der
Gallier zusammengezogen hatte, dem Marsch der Feinde folgte.
Plötzlich wandten die Gallier sich rückwärts. Nachdem sie
die Lagerfeuer angezündet hatten, übernahm die Reiterei die
Vorposten; das Fussvolk zog ab auf der Strasse gegen Fae-
sulae (Fiesole). Als am Morgen darauf auch die Reiterei auf-
brach und die tuskische Landwehr, die dicht am Feinde la-
gerte, des Abzugs inne ward, meinte sie, dass der Schwarm
anfange sich zu verlaufen und folgte im eiligen Marsch. Al-
lein eben darauf hatten die Gallier gerechnet; ihr ausgeruhtes
und geordnetes Fussvolk empfing auf dem wohl gewählten
Schlachtfeld die römische Miliz, die ermattet und aufgelöst
von dem Gewaltmarsch herankam. 6000 Mann fielen nach
heftigem Kampf; und auch der Rest des Landsturms, der
nothdürftig auf einem Hügel Zuflucht gefunden, wäre verloren
gewesen, wenn nicht rechtzeitig das consularische Heer er-
schienen wäre. Es war dies für die Gallier das Zeichen zum
Abmarsch. Ihr geschickt angelegter Plan die Vereinigung der
beiden römischen Heere zu hindern und das schwächere ein-
zeln zu vernichten war nur halb gelungen; für jetzt schien es
ihnen gerathen zunächst die beträchtliche Beute in Sicherheit zu
bringen. Des bequemeren Marsches wegen zogen sie sich aus
der Gegend von Chiusi, wo sie standen, an die ebene Küste
und marschirten am Strande hin, als sie unvermuthet sich
hier den Weg verlegt fanden. Es waren die sardinischen
Legionen, die bei Pisa gelandet waren und, da sie zu spät
kamen um den Apennin zu sperren, sich sofort gleichfalls auf
dem Küstenweg in der dem Marsch der Gallier entgegenge-
setzten Richtung in Bewegung gesetzt hatten. Bei Telamon
(an der Mündung des Ombrone) trafen sie auf den Feind.
Während das römische Fussvolk in geschlossener Fronte auf
der grossen Strasse vorrückte, ging die Reiterei, geführt vom
Consul Gaius Atilius Regulus selbst, seitwärts vor um den
Galliern in die Flanke zu kommen und sobald wie möglich
dem andern römischen Heer unter Papus Kunde von ihrem
Eintreffen zu geben. Es entspann sich ein heftiges Reiter-
gefecht, in dem Regulus selber fiel; aber nicht umsonst hatte
er sein Leben aufgeopfert: sein Zweck war erreicht. Papus
gewahrte das Gefecht und ahnte den Zusammenhang; schleu-

ITALIENS NATUERLICHE GRENZEN.
Schon standen sie bei Clusium drei Tagemärsche von Rom,
als das Heer von Ariminum unter dem Consul Papus ihnen
in der Flanke erschien, während die etruskische Landwehr,
die sich nach der Ueberschreitung des Apennin im Rücken der
Gallier zusammengezogen hatte, dem Marsch der Feinde folgte.
Plötzlich wandten die Gallier sich rückwärts. Nachdem sie
die Lagerfeuer angezündet hatten, übernahm die Reiterei die
Vorposten; das Fuſsvolk zog ab auf der Straſse gegen Fae-
sulae (Fiesole). Als am Morgen darauf auch die Reiterei auf-
brach und die tuskische Landwehr, die dicht am Feinde la-
gerte, des Abzugs inne ward, meinte sie, daſs der Schwarm
anfange sich zu verlaufen und folgte im eiligen Marsch. Al-
lein eben darauf hatten die Gallier gerechnet; ihr ausgeruhtes
und geordnetes Fuſsvolk empfing auf dem wohl gewählten
Schlachtfeld die römische Miliz, die ermattet und aufgelöst
von dem Gewaltmarsch herankam. 6000 Mann fielen nach
heftigem Kampf; und auch der Rest des Landsturms, der
nothdürftig auf einem Hügel Zuflucht gefunden, wäre verloren
gewesen, wenn nicht rechtzeitig das consularische Heer er-
schienen wäre. Es war dies für die Gallier das Zeichen zum
Abmarsch. Ihr geschickt angelegter Plan die Vereinigung der
beiden römischen Heere zu hindern und das schwächere ein-
zeln zu vernichten war nur halb gelungen; für jetzt schien es
ihnen gerathen zunächst die beträchtliche Beute in Sicherheit zu
bringen. Des bequemeren Marsches wegen zogen sie sich aus
der Gegend von Chiusi, wo sie standen, an die ebene Küste
und marschirten am Strande hin, als sie unvermuthet sich
hier den Weg verlegt fanden. Es waren die sardinischen
Legionen, die bei Pisa gelandet waren und, da sie zu spät
kamen um den Apennin zu sperren, sich sofort gleichfalls auf
dem Küstenweg in der dem Marsch der Gallier entgegenge-
setzten Richtung in Bewegung gesetzt hatten. Bei Telamon
(an der Mündung des Ombrone) trafen sie auf den Feind.
Während das römische Fuſsvolk in geschlossener Fronte auf
der groſsen Straſse vorrückte, ging die Reiterei, geführt vom
Consul Gaius Atilius Regulus selbst, seitwärts vor um den
Galliern in die Flanke zu kommen und sobald wie möglich
dem andern römischen Heer unter Papus Kunde von ihrem
Eintreffen zu geben. Es entspann sich ein heftiges Reiter-
gefecht, in dem Regulus selber fiel; aber nicht umsonst hatte
er sein Leben aufgeopfert: sein Zweck war erreicht. Papus
gewahrte das Gefecht und ahnte den Zusammenhang; schleu-

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[375/0389] ITALIENS NATUERLICHE GRENZEN. Schon standen sie bei Clusium drei Tagemärsche von Rom, als das Heer von Ariminum unter dem Consul Papus ihnen in der Flanke erschien, während die etruskische Landwehr, die sich nach der Ueberschreitung des Apennin im Rücken der Gallier zusammengezogen hatte, dem Marsch der Feinde folgte. Plötzlich wandten die Gallier sich rückwärts. Nachdem sie die Lagerfeuer angezündet hatten, übernahm die Reiterei die Vorposten; das Fuſsvolk zog ab auf der Straſse gegen Fae- sulae (Fiesole). Als am Morgen darauf auch die Reiterei auf- brach und die tuskische Landwehr, die dicht am Feinde la- gerte, des Abzugs inne ward, meinte sie, daſs der Schwarm anfange sich zu verlaufen und folgte im eiligen Marsch. Al- lein eben darauf hatten die Gallier gerechnet; ihr ausgeruhtes und geordnetes Fuſsvolk empfing auf dem wohl gewählten Schlachtfeld die römische Miliz, die ermattet und aufgelöst von dem Gewaltmarsch herankam. 6000 Mann fielen nach heftigem Kampf; und auch der Rest des Landsturms, der nothdürftig auf einem Hügel Zuflucht gefunden, wäre verloren gewesen, wenn nicht rechtzeitig das consularische Heer er- schienen wäre. Es war dies für die Gallier das Zeichen zum Abmarsch. Ihr geschickt angelegter Plan die Vereinigung der beiden römischen Heere zu hindern und das schwächere ein- zeln zu vernichten war nur halb gelungen; für jetzt schien es ihnen gerathen zunächst die beträchtliche Beute in Sicherheit zu bringen. Des bequemeren Marsches wegen zogen sie sich aus der Gegend von Chiusi, wo sie standen, an die ebene Küste und marschirten am Strande hin, als sie unvermuthet sich hier den Weg verlegt fanden. Es waren die sardinischen Legionen, die bei Pisa gelandet waren und, da sie zu spät kamen um den Apennin zu sperren, sich sofort gleichfalls auf dem Küstenweg in der dem Marsch der Gallier entgegenge- setzten Richtung in Bewegung gesetzt hatten. Bei Telamon (an der Mündung des Ombrone) trafen sie auf den Feind. Während das römische Fuſsvolk in geschlossener Fronte auf der groſsen Straſse vorrückte, ging die Reiterei, geführt vom Consul Gaius Atilius Regulus selbst, seitwärts vor um den Galliern in die Flanke zu kommen und sobald wie möglich dem andern römischen Heer unter Papus Kunde von ihrem Eintreffen zu geben. Es entspann sich ein heftiges Reiter- gefecht, in dem Regulus selber fiel; aber nicht umsonst hatte er sein Leben aufgeopfert: sein Zweck war erreicht. Papus gewahrte das Gefecht und ahnte den Zusammenhang; schleu-

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/389>, abgerufen am 25.11.2024.