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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DRITTES BUCH. KAPITEL V.
befehl allein führte und dessen Amtsjahr in wenigen Monaten
ablief. Hannibal kannte den Mann und versäumte nichts ihn
zum Kampf zu reizen; die den Römern treugebliebenen kel-
tischen Dörfer wurden grausam verheert und als darüber ein
Reitergefecht sich entspann, gestattete Hannibal den Gegnern
sich des Sieges zu rühmen. Bald an einem rauhen regnerischen
Morgen kam es zu der Hauptschlacht, den Römern unvermu-
thet. Vom frühesten Morgen an hatten die römischen leichten
Truppen herumgeplänkelt mit der leichten Reiterei der Feinde;
sie wich langsam und hitzig folgten die Römer ihr nach
durch die hochangeschwollene Trebia, den errungenen Vor-
theil zu verfolgen. Plötzlich stand die Reiterei; die Römer
fanden sich auf dem von Hannibal gewählten Schlachtfeld
seiner zur Schlacht geordneten Armee gegenüber -- die Vor-
hut war verloren, wenn nicht das Gros der Armee schleunigst
über den Bach folgte. Hungrig, ermüdet und durchnässt kamen
die Römer an und eilten sich in Reihe und Glied zu stellen,
die Reiter wie immer auf den Flügeln, das Fussvolk im Mittel-
treffen. Die leichten Truppen, die auf beiden Seiten die Vor-
hut bildeten, begannen das Gefecht; allein die römischen hat-
ten fast schon gegen die Reiterei sich verschossen und wichen
sofort, ebenso auf den Flügeln die Reiterei, welche die Ele-
phanten von vorn bedrängten und die weit zahlreicheren kar-
thagischen Reiter links und rechts überflügelten. Aber das
römische Fussvolk focht seines Namens werth; das punische
sah zu Anfang sich aufs Heftigste bedrängt und selbst als die
Zurückdrängung der römischen Reiter der feindlichen Caval-
lerie und den Leichtbewaffneten gestattete ihre Angriffe gegen
das römische Eussvolk zu kehren, stand dies zwar vom Vor-
dringen ab, aber zum Weichen war es nicht zu bringen. Da
plötzlich erschien eine auserlesene karthagische Schaar, 2000
Mann halb zu Fuss halb zu Pferd unter der Führung von
Mago, Hannibals jüngstem Bruder, aus einem Hinterhalt in
dem Rücken der römischen Armee und hieb ein in die dicht
verwickelten Massen. Die Flügel der Armee und die letzten
Glieder des römischen Centrums wurden durch diesen Angriff
aufgelöst und zersprengt, während das erste Treffen, 10000
Mann stark, sich eng zusammenschliessend die karthagische
Linie sprengte und mitten durch die Feinde sich seitwärts
einen Ausweg bahnte, der der feindlichen Infanterie, nament-
lich den gallischen Insurgenten theuer zu stehen kam. Diese
tapfere Truppe gelangte also, nur schwach verfolgt, nach Pla-

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befehl allein führte und dessen Amtsjahr in wenigen Monaten
ablief. Hannibal kannte den Mann und versäumte nichts ihn
zum Kampf zu reizen; die den Römern treugebliebenen kel-
tischen Dörfer wurden grausam verheert und als darüber ein
Reitergefecht sich entspann, gestattete Hannibal den Gegnern
sich des Sieges zu rühmen. Bald an einem rauhen regnerischen
Morgen kam es zu der Hauptschlacht, den Römern unvermu-
thet. Vom frühesten Morgen an hatten die römischen leichten
Truppen herumgeplänkelt mit der leichten Reiterei der Feinde;
sie wich langsam und hitzig folgten die Römer ihr nach
durch die hochangeschwollene Trebia, den errungenen Vor-
theil zu verfolgen. Plötzlich stand die Reiterei; die Römer
fanden sich auf dem von Hannibal gewählten Schlachtfeld
seiner zur Schlacht geordneten Armee gegenüber — die Vor-
hut war verloren, wenn nicht das Gros der Armee schleunigst
über den Bach folgte. Hungrig, ermüdet und durchnäſst kamen
die Römer an und eilten sich in Reihe und Glied zu stellen,
die Reiter wie immer auf den Flügeln, das Fuſsvolk im Mittel-
treffen. Die leichten Truppen, die auf beiden Seiten die Vor-
hut bildeten, begannen das Gefecht; allein die römischen hat-
ten fast schon gegen die Reiterei sich verschossen und wichen
sofort, ebenso auf den Flügeln die Reiterei, welche die Ele-
phanten von vorn bedrängten und die weit zahlreicheren kar-
thagischen Reiter links und rechts überflügelten. Aber das
römische Fuſsvolk focht seines Namens werth; das punische
sah zu Anfang sich aufs Heftigste bedrängt und selbst als die
Zurückdrängung der römischen Reiter der feindlichen Caval-
lerie und den Leichtbewaffneten gestattete ihre Angriffe gegen
das römische Euſsvolk zu kehren, stand dies zwar vom Vor-
dringen ab, aber zum Weichen war es nicht zu bringen. Da
plötzlich erschien eine auserlesene karthagische Schaar, 2000
Mann halb zu Fuſs halb zu Pferd unter der Führung von
Mago, Hannibals jüngstem Bruder, aus einem Hinterhalt in
dem Rücken der römischen Armee und hieb ein in die dicht
verwickelten Massen. Die Flügel der Armee und die letzten
Glieder des römischen Centrums wurden durch diesen Angriff
aufgelöst und zersprengt, während das erste Treffen, 10000
Mann stark, sich eng zusammenschlieſsend die karthagische
Linie sprengte und mitten durch die Feinde sich seitwärts
einen Ausweg bahnte, der der feindlichen Infanterie, nament-
lich den gallischen Insurgenten theuer zu stehen kam. Diese
tapfere Truppe gelangte also, nur schwach verfolgt, nach Pla-

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[410/0424] DRITTES BUCH. KAPITEL V. befehl allein führte und dessen Amtsjahr in wenigen Monaten ablief. Hannibal kannte den Mann und versäumte nichts ihn zum Kampf zu reizen; die den Römern treugebliebenen kel- tischen Dörfer wurden grausam verheert und als darüber ein Reitergefecht sich entspann, gestattete Hannibal den Gegnern sich des Sieges zu rühmen. Bald an einem rauhen regnerischen Morgen kam es zu der Hauptschlacht, den Römern unvermu- thet. Vom frühesten Morgen an hatten die römischen leichten Truppen herumgeplänkelt mit der leichten Reiterei der Feinde; sie wich langsam und hitzig folgten die Römer ihr nach durch die hochangeschwollene Trebia, den errungenen Vor- theil zu verfolgen. Plötzlich stand die Reiterei; die Römer fanden sich auf dem von Hannibal gewählten Schlachtfeld seiner zur Schlacht geordneten Armee gegenüber — die Vor- hut war verloren, wenn nicht das Gros der Armee schleunigst über den Bach folgte. Hungrig, ermüdet und durchnäſst kamen die Römer an und eilten sich in Reihe und Glied zu stellen, die Reiter wie immer auf den Flügeln, das Fuſsvolk im Mittel- treffen. Die leichten Truppen, die auf beiden Seiten die Vor- hut bildeten, begannen das Gefecht; allein die römischen hat- ten fast schon gegen die Reiterei sich verschossen und wichen sofort, ebenso auf den Flügeln die Reiterei, welche die Ele- phanten von vorn bedrängten und die weit zahlreicheren kar- thagischen Reiter links und rechts überflügelten. Aber das römische Fuſsvolk focht seines Namens werth; das punische sah zu Anfang sich aufs Heftigste bedrängt und selbst als die Zurückdrängung der römischen Reiter der feindlichen Caval- lerie und den Leichtbewaffneten gestattete ihre Angriffe gegen das römische Euſsvolk zu kehren, stand dies zwar vom Vor- dringen ab, aber zum Weichen war es nicht zu bringen. Da plötzlich erschien eine auserlesene karthagische Schaar, 2000 Mann halb zu Fuſs halb zu Pferd unter der Führung von Mago, Hannibals jüngstem Bruder, aus einem Hinterhalt in dem Rücken der römischen Armee und hieb ein in die dicht verwickelten Massen. Die Flügel der Armee und die letzten Glieder des römischen Centrums wurden durch diesen Angriff aufgelöst und zersprengt, während das erste Treffen, 10000 Mann stark, sich eng zusammenschlieſsend die karthagische Linie sprengte und mitten durch die Feinde sich seitwärts einen Ausweg bahnte, der der feindlichen Infanterie, nament- lich den gallischen Insurgenten theuer zu stehen kam. Diese tapfere Truppe gelangte also, nur schwach verfolgt, nach Pla-

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/424>, abgerufen am 24.11.2024.